Düsseldorf : Zahl der Firmenpleiten geht zurück
Düsseldorf Der Konjunkturaufschwung hat den stärksten Rückgang der Firmenpleiten in Deutschland seit mindestens 25 Jahren bewirkt. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nahm 2006 um 15,1 Prozent auf 31.300 Fälle ab, teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag in Düsseldorf mit. Damit wurde der niedrigste Stand seit sechs Jahren erreicht.
Eine nach wie vor dünne Eigenkapitaldecke bei vielen Mittelständlern und möglicherweise steigende Kreditzinsen ließen aber bereits für die zweiten Hälfte 2007 eine Zunahme befürchten.
Im Unterschied zur Firmenpleitewelle stieg die Zahl der Privatinsolvenzen auf eine neue Höchstmarke. „Die Stabilitität der Unternehmen ist nach wie vor angekratzt”, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Rödl. Creditreform erwartet für das Gesamtjahr 2007 in Deutschland 30.000 bis 32.000 Firmenpleiten und damit eine Zahl auf Vorjahresniveau.
Die Insolvenzhäufigkeit sei in der deutschen Wirtschaft mit 106 Fällen je 10.000 Unternehmen 2006 vergleichsweise hoch gewesen. In Westeuropa wurden im Schnitt 65 Firmenpleiten je 10.000 Firmen registriert. Bei der absoluten Zahl der Firmenpleiten stehe Deutschland erneut auf dem zweiten Platz nach Frankreich (38.300). Der Rückgang zu 2005 fiel nur in Dänemark (20,4 Prozent) höher aus als in Deutschland.
Als weiteren Faktor bei den Firmenpleiten nannte Creditreform das Zahlungsverhalten, das sich in Deutschland weiter verbessert habe. „Aktuell werden Rechnungen durchschnittlich nach 39 Tagen bezahlt”, erklärte Rödl. Das sei einen Tag schneller als 2005 und drei Tage früher als 2004. Die 39 Tage setzten sich aus 25 Tagen Zahlungsziel und 14 Tagen Zahlungsverzug zusammen.
Im westeuropäischen Vergleich warteten die italienischen Unternehmen mit durchschnittlich drei Monaten am längsten auf ihr Geld. Vorbildlich sei Schweden. Dort erhielten die Unternehmen im Schnitt schon nach 37 Tagen ihre Leistung von den Auftraggebern.
Der Rückgang der Firmenpleiten fiel in Ostdeutschland mit 17,3 Prozent auf 7300 Fälle stärker aus als in Westdeutschland mit 14,3 Prozent auf 24.000 Fälle. Durch Insolvenzen gingen 2006 bundesweit 473.000 Arbeitsplätze verloren oder wurden zumindest akut gefährdet. Das sind 16 Prozent oder 90.000 Arbeitsplätze weniger als 2005. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch zahlungsunfähige Firmen wurden für 2006 auf 31 Milliarden Euro beziffert.
Laut Creditreform gibt es in Grenzregionen einen Schuldnertourismus. Einige Firmen und Privatschuldner wichen in ein anderes Land aus, um sich Forderungen zu entziehen oder schneller eine Restschuldbefreiung zu erreichen.
Bei Privatinsolvenzen lag Deutschland 2006 hinter Großbritannien auf Platz 2. Das gelte sowohl für den Anstieg von 22,1 Prozent auf 121.800 Fälle als auch für die Häufigkeit von 15 Fällen je 10.000 Einwohner.
Ein zunehmender Teil der 3,6 Millionen überschuldeten Haushalte in Deutschland, deren Zahl allerdings in einem geringeren Maße steige, nutze das Entschuldungsverfahren. Von Überschuldung betroffen seien vor allem Alleinlebende und -erziehende, die arbeitslos sind oder ein geringes Einkommen haben. Weitere Gründe seien Scheidung, Krankheit und hohe Kreditlasten.
In Ostdeutschland habe die Mehrheit der überschuldeten Haushalte Schulden unter 10.000 Euro, in Westdeutschland seien es zwischen 10.000 und 25.000 Euro.