1. Wirtschaft

Würselen: Wohnwelt Pallen: XXXL-Übernahme zeigt „erhoffte Wirkung“

Würselen : Wohnwelt Pallen: XXXL-Übernahme zeigt „erhoffte Wirkung“

Die Neustrukturierung von Wohnwelt Pallen in Würselen nach Übernahme durch die XXXL-Gruppe aus Würzburg ist gelungen. Das sagt zumindest Alois Kobler, verantwortlicher XXXL-Geschäftsführer Deutschland, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist ohne Brüche gelaufen.

Die Kunden haben die Umstellungen gut angenommen. Wir haben Plus gemacht“, betont Kobler. „Wir sind ein gesundes Unternehmen, das vernünftig mit seinen Arbeitnehmern umgeht. Die an vielen Standorten bereits bewährten Strukturen haben auch in Würselen die erhoffte Wirkung erzielt. Wir haben kompetente Ansprechpartner und Entscheider vor Ort.“ Der Geschäftsführer legt Wert auf die Aussage, auch die Belegschaft positiv mitzunehmen. Dies alles gelte nicht nur für Wohnwelt Pallen, sondern auch für die Yesss-möbel-mitnahme-store GmbH.

Zur Zeit werden insgesamt 362 Mitarbeiter gezählt, vor der Neustrukturierung waren es 398. Im Wesentlichen wurde der Verwaltungsbereich geschlossen. Diese Aufgaben gingen auf die Zentrale in Würzburg und die Zentrale in Wels in Österreich über. 44 Kündigungen wurden ausgesprochen, neun Arbeitsverhältnisse mit Aufhebungsvertrag beendet, 17 Kollegen wechselten in die neu geschaffene Transfergesellschaft. Zur Stärkung von Verkauf und Vertrieb wurden aber auch zehn entsprechend qualifizierte Kräfte eingestellt. „Wir wollen uns durch mehr Teilzeitvereinbarungen besonders für die umsatzstarken Freitage und Samstage personell bedarfsgerechter aufstellen“, sagt Kobler. In konstruktiven Gesprächen mit dem Betriebsrat seien einige Vereinbarungen getroffen worden, die dem Unternehmen und den Mitarbeitern dienen und so den Standort sichern.

Neuwahlen im November

Kobler sagt aber auch, dass mit dem Betriebsrat keine Einigung über die mit der Neustrukturierung verbundenen Betriebsaufspaltungen erzielt wurde. Es handelt sich um sieben Firmen, die in fünf Betriebe zusammengefasst wurden, um Aufgabenbereiche wie Verkauf, Service oder Logistik effizienter zu gestalten. „Das ist eine rein unternehmerische Entscheidung“, sieht sich Kobler auf der rechtlich sicheren Seite. Es sei klar gewesen, dass ein halbes Jahr nach der Neustrukturierung der alte Betriebsrat nicht mehr für die fünf aufgespalteten Betriebe gemeinschaftlich zuständig sein könne. Dies sehe die Arbeitnehmervertretung aber anders. Der Betriebsrat sei Anfang Oktober zurückgetreten, um den Weg für Neuwahlen frei zu machen, bleibe aber bis dahin im Amt. Es sei ein Wahlausschuss gebildet worden, der Neuwahlen für den 22. November ausgeschrieben habe. Allerdings für alle Betriebe gemeinschaftlich und nicht für getrennt zu wählende Betriebsräte. Der Geschäftsführer habe indes den Eindruck gewonnen, dass dies auf Betreiben der Gewerkschaft Verdi geschehen sei.

Kobler akzeptiert dieses Vorgehen nicht, sieht das geltende Recht auf seiner Seite — und die Gespräche mit dem Betriebsrat wurden abgebrochen. Er wolle nun alle Rechtsmöglichkeiten ausschöpfen, um das aus seiner Sicht bewährte XXXL-Modell durchzusetzen und mit verschiedenen, in Würselen noch von der Belegschaft frei zu wählenden Betriebsräten zusammenarbeiten zu können. „Der derzeitige Betriebsrat hat neun Mitglieder. In der Summe der zu wählenden fünf Betriebsräte wird es deutlich mehr Arbeitnehmervertreter geben. Diese werden aufgrund ihres spezifischen Wissens um ihre Bereiche die Interessen der Mitarbeiter viel kompetenter vertreten können, als es bisher einem aus verschiedenen Berufsgruppen zusammengesetzten kleinen Betriebsrat bei bestem Willen möglich war“, wirbt Kobler für Akzeptanz der Sichtweise seines Unternehmens. „Würden wir das vom derzeitigen Betriebsrat angestrebte Wahlverfahren so akzeptieren, wäre dies nachteilig für die einzelnen Mitarbeiter in den jeweiligen Betrieben.“

Michael Biemel, Vorsitzender des Betriebsrats vom Standort Würselen, sieht hingegen weiter nur eine, also die von ihm geleitete Arbeitnehmervertretung, für alle neu gebildeten Betriebe am Standort Würselen zuständig. „Betriebsrat und Wahlausschuss gehen davon aus, dass der Gemeinschaftsbetrieb von Wohnwelt Pallen und Yesss weiter besteht“, sagte Biemel auf Anfrage unserer Zeitung.

Ein deutliches Aber

Seit Übernahme durch die Lutz-Gruppe habe sich die Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung positiv und konstruktiv dargestellt. Biemel lässt diesem guten Aspekt ein deutliches Aber folgen: Auch wenn die juristische und gesellschaftsrechtliche Struktur der XXXL-Gruppe höchst kompliziert sei, „liegen dem Betriebsrat und dem Wahlvorstand dutzendweise Dokumente und Indizien vor, die zu der Bewertung geführt haben, dass es sich weiterhin um einen ganzen Betrieb handelt“.

Die Gewerkschaft Verdi habe sicherlich nichts mit dieser Einschätzung zu tun, betont der Betriebsratsvorsitzende. Nicht die formale gesellschaftsrechtliche Struktur sei ausschlaggebend, sondern was praktisch passiert. „Bei solchen nun vorliegenden Meinungsverschiedenheiten sind in Deutschland die Arbeitsgerichte für die Klärung zuständig.“ Deshalb halte der Betriebsrat an seiner Einschätzung und Vorgehensweise fest.