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Aachen: Vygon: Das Credo heißt Innovation und hohe Qualität

Aachen : Vygon: Das Credo heißt Innovation und hohe Qualität

Der Chef hat ganz präzise Vorstellungen. Von seinem Unternehmen, von der Arbeit seiner Leute, auch von sich selbst und seiner Zukunft. Er lernt inzwischen, die Tuba zu blasen. Nicht einfach nur so, Raymund Heiliger macht auch das mit Anspruch, Plan und Akribie.

Auf dass er später dann mal, in zehn Jahren, wenn der Unruhestand beginnt, mehr zu tun hat als spazierenzugehen, einzukaufen, zu lesen oder zu reisen. Dann in einem Orchester zu spielen, könnte Heiliger sich vorstellen. Keinen Einsatz zu verpassen, für den guten Gesamteindruck mitzusorgen und vor allem gefordert zu sein.

Raymund Heiliger, der Geschäftsführer des ebenso innovativen wie erfolgreichen Medizintechnik-Unternehmens Vygon, ist heute 55 Jahre alt. Er ist verheiratet, hat drei Kinder, er begeistert sich für seine Aufgabe, kann sich in sie vertiefen, liebt die Detailfragen in Forschung und Entwicklung ebenso heiß und innig, wie er sich um das weite Feld eines innovativen Vertriebs und Marketings von morgen kümmert. Und er sagt Sätze wie diesen: „Nirgendwo geht es so zur Sache wie in der Firma.” Das braucht der Ingenieur, der an der RWTH Aachen in der Fertigungstechnik, im dortigen Sonderforschungsbereich „Künstliche Organe”, promoviert hat.

Medizintechnik ist seine Leidenschaft. Und die Hauskarriere bei Vygon, wo er vor 23 Jahren in der Forschungsabteilung einstieg, deren Leiter wurde und seit 2008 als alleiniger Geschäftsführer die Verantwortung trägt, spricht für seine Zielstrebigkeit und sein Engagement.

Eigene Forschung und Entwicklung

Vygon in Aachen, 1968 als Vertriebsorganisation gegründet und bis heute Teil der französischen Vygon-Gruppe, hat sich über die Jahrzehnte zum Weltmarktführer bei Kathetern für Kinder und Frühgeborene entwickelt. Zudem haben sich die Aachener, die heute über eine eigene Forschung und Entwicklung, über Vertrieb und Marketing und eine schlanke Verwaltung verfügen, auf die Fertigung von antibakteriell beschichteten Kathetern zur Verhinderung von Infektionen spezialisiert.

Mit eigener Zulassungsstelle und Qualitätssicherung hat die Aachener Dependance eine herausragende Position in der Gruppe. Entsprechende Wertschätzung erfährt Heiliger bei seinen Besuchen am Pariser Firmensitz, wo die Familie Cuny seit drei Generationen die Geschicke des Konzerns lenkt.

„Unsere Chance liegt in innovativen Konzepten und Nischenprodukten, die allerhöchsten Qualitätsansprüchen genügen”, sagt der Geschäftsführer. So fertigen die Vygon-Spezialisten in Aachen nicht allein Katheter, sondern komplette Hygienekonzepte. Bei Vygon weiß man um die Probleme, die es in Krankenhäusern gibt, die Stichworte lauten mangelnde Hygiene und Sicherheit des Personals.

Nach der Konzeptphilosophie der Aachener Firma sind Produkte entwickelt worden, die entsprechende Sicherungen vorsehen, sobald die Spritze abgezogen wird. Auch ersparen Fixierungssysteme das Annähen der Katheter. Und über begleitende Schulungsangebote werden die modernsten Methoden zur Sicherung der Sterilität vermittelt.

„Man muss das nüchtern sehen”, sagt Raymund Heiliger. „Wir haben nach wie vor zu große Hygieneprobleme in deutschen Krankenhäusern. Man glaubt zwar immer, alles im Griff zu haben, aber aktuelle Reportings bringen die wahren Probleme ans Licht.”

Vygon betont, dass der Schutz des Personals im Krankenhaus vor dem Hintergrund gesundheitlicher und rechtlicher Folgen immer wichtiger wird. Das Personal schrumpft, der Stress steigt, die Anforderungen wachsen - viele Faktoren, die sichere Medizintechnikprodukte erforderlich machen. Vygon kappt deshalb die Universalverbindungen, die auf alle Kathetersysteme passen, um gefährliche Fehlverbindungen zu vermeiden. Und ein großer Erfolg ist auch die Sicherheitsnadel, die den Anwender vor Stichverletzungen schützt. Heiliger: „Der Preis für dieses System ist doppelt so hoch wie bei einfachen Nadeln, aber die Resonanz ist enorm.”

Heiliger geht noch einen innovativen Schritt weiter. Unter dem Schlagwort „der mündige Patient” will er das Internet anders nutzen als mancher Mitbewerber. „Mir geht es darum, ein breites Publikum über unsere Angebote und unsere Arbeit zu informieren”, sagt der Geschäftsführer. „Wenn die Bürger gut informiert sind, verändert sich das Verhältnis von Arzt zu Patient.”

Dass am Ende der Patient einen Vygon-Katheter mitbringt und darauf pocht, dass „nur dieser eingesetzt wird”, wird wohl nicht zum Regelfall. Ein Mitarbeiter der Firma Vygon legte allerdings diesen Auftritt kürzlich hin, als er ins Krankenhaus musste.