Amsterdam/Aachen : Überraschende Entscheidung: Philips teilt die Geschäfte
Amsterdam/Aachen Der niederländische Philips-Konzern will seine traditionsreiche Beleuchtungssparte vom übrigen Geschäft trennen und sich dazu in zwei eigenständige Unternehmen aufspalten. Das kündigte der Konzern am Dienstag überraschend in Amsterdam an. Und sorgte an den Philips-Standorten wie Aachen für viele Fragen, die am Dienstag bei weitem nicht beantwortet können.
Die Bereiche Gesundheit und Verbraucherelektronik sollen demnach unter dem Titel „Philips Royal“ zusammengelegt werden. In diesen Sparten lag der Umsatz 2013 bei 15 Milliarden Euro und damit mehr als doppelt so hoch wie bei der Beleuchtung mit sieben Milliarden Euro. Beide sollen den Namen Philips tragen und den Hauptsitz in den Niederlanden haben, erklärte Vorstandschef Frans van Houten. Den Wegfall von Arbeitsplätzen schloss er nicht aus. Konkreter wurde er nicht.
Nach Ansicht von Philips werden beide künftig eigenständigen Unternehmen führend in ihren jeweiligen Märkten sein. Das Unternehmen rechnet daher auch nicht mit einem Abbau von Stellen in der Produktion. In Deutschland hat Philips drei Standorte. Neben dem Hauptsitz in Hamburg, sind dies Aachen mit Schwerpunkt Beleuchtung und Forschung sowie Böblingen, wo Patientenüberwachungssysteme hergestellt werden.
Für den Standort Aachen bedeutet es zumindest einmal, dass dort künftig beide Philips-Sparten vertreten sein werden. „Was das aber dann für den Standort bedeutet, wissen wir nicht“, erklärt Achim Schyns, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aachen. Die Nachricht habe alle überrascht. „Philips wird noch mehr aufgespalten, das birgt auch Gefahren“, sagt Schyns. „Für uns ist das Wichtigste, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.“
Reaktion auf den Markt
Philips reagiert mit dem Umbau auf Veränderungen auf dem Beleuchtungsmarkt und einen Trend zu einem gesunden Lebensstil. „Ich erkenne die große Bedeutung dieser Entscheidung“, sagte Philips-Chef van Houten gegenüber Journalisten, „aber es ist der richtige Zeitpunkt für diesen strategischen Zug“.
Der einstige Produzent von Glühbirnen will nun Licht-Systeme verkaufen. Als Beispiel nannte Van Houten die Beleuchtung ganzer Städte aber auch flexible Systeme für Privathaushalte. Bis 2016 soll das neue Licht-Unternehmen auf eigenen Füssen stehen, erwartet Van Houten. Dabei würden mehrere Optionen „für alternative Eigentumsstrukturen mit direktem Zugang zu den Kapitalmärkten“ untersucht.
Große Chancen sieht Philips auch durch die Zusammenlegung der Bereiche Medizintechnik und Verbraucherelektronik. Als Beispiel nannte der Konzern-Chef Zahnbürsten, die über das Smartphone Daten an Zahnärzte übermitteln können.
Bereits Ende Juni hatte Philips den Teilverkauf seiner Produktion von LED-Bestandteilen und Autobeleuchtung angekündigt, wovon auch Aachen betroffen ist. Philips erwartet sich von dem Umbau Kosteneinsparungen von bis zu 300 Millionen bis 2016. Demgegenüber steht ein Kostenposten von 50 Millionen Euro für die Umstrukturierung.
Zugleich kündigte Philips an, dass die Gewinnziele 2014 nicht erreicht würden. Der operative Ertrag werde in der zweiten Jahreshälfte leicht unter dem Niveau des Vorjahres bleiben.