Düsseldorf/Bielefeld : Studie: Immer mehr Beschäftigte in NRW arbeiten im Niedriglohnsektor
Düsseldorf/Bielefeld In Nordrhein-Westfalen arbeiten immer mehr Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Der Anteil der Geringverdiener an allen Erwerbstätigen ist von 13,3 Prozent im Jahr 1996 auf 19,4 Prozent in 2007 gestiegen, wie eine vom DGB in Auftrag gegebene und am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg Essen ergab.
Laut der Studie sind mehr als zwei Drittel aller Geringverdienenden Frauen, in absoluten Zahlen für NRW sind dies rund 900.000. Betroffen seien vor allem junge Erwerbstätige unter 25 Jahren, von denen rund 61 Prozent gering entlohnt werden. Hierbei seien die Auszubildenden nicht berücksichtigt. Tatsächlich verfügten drei von vier Geringverdienern über eine abgeschlossene Berufs- oder akademische Ausbildung.
DGB-Landesvorsitzender Guntram Schneider zeigte sich alarmiert. „Hier wächst eine ganze Generation mit der Erfahrung auf, dass ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird und ihr Verdienst kaum zum Leben reicht”, sagte Schneider in Bielefeld. Das sei „für jeden einzelnen Betroffenen ein Desaster, und ein Armutszeugnis für den Zustand unserer sozialen Marktwirtschaft.” Es sei deshalb ein Gebot der gesellschaftlichen Fairness, dem Lohndumping politisch Einhalt zu gebieten und einen Mindestlohn über alle Branchen hinweg gesetzlich zu fixieren.
Der Gewerkschafter verwies darauf, dass Niedriglohn keine Auswirkung der Krise sei. Vielmehr habe der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre auf dem Rücken von immer mehr Geringverdienern in Deutschland stattgefunden. So habe sich allein die Zahl der sogenannten Aufstocker von Januar 2007 bis Juni 2008 in NRW um 23 Prozent auf knapp 270.000 Beschäftigte erhöht, die zusätzlich zu ihrem Verdienst Leistungen nach „Hartz IV” beziehen, um ihren Lebensunterhalt gestalten zu können.