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Wagniskapital für Gründer: Schub für Start-up-Finanzierung

Wagniskapital für Gründer : Schub für Start-up-Finanzierung

Die Aachener S-UBG wandelt Seed Fonds III in TechVision Fonds I um. Das Volumen steigt von 21 auf 40 Millionen Euro. Zudem gibt es nun mehr Handlungsspielraum. Das soll aber nur der Anfang sein.

Bei der Finanzierung junger Unternehmen geht es darum, eine Saat auszusäen – in der Hoffnung, dass sie keimt, zur Pflanze wird und vielleicht irgendwann einmal Früchte trägt. Deshalb sind einschlägige Finanzierungsprogramme oftmals nach dem englischen Begriff für Saat, seed, benannt. So bislang auch der Fonds der S-UBG Gruppe, der Beteiligungsgesellschaft der Sparkassen im Raum Aachen, Krefeld und Mönchengladbach, der im Frühjahr 2018 in seine dritte Auflage gegangen ist.

Dieser Seed Fonds III wurde nun umgewandelt in den TechVision Fonds I, was nicht nur eine deutliche Erhöhung des Investitionsvolumens von 21 auf nun 40 Millionen Euro mit sich bringt, sondern auch einen größeren Handlungsrahmen ermöglicht. So strebt der TechVision Fonds neben reinen Seed-Investitionen auch die Teilnahme an weiteren Finanzierungsrunden der bestehenden Portfoliounternehmen an. Zudem wurde auch der Gesellschafterkreis unter anderem um die Sparkassen in Düren und Krefeld, Investoren aus der Babor Gruppe, Nomainvest und weitere Privatinvestoren erweitert.

Bei der offiziellen Präsentation des TechVision Fonds am Donnerstag im Aachener Enterprise Integration Center auf dem Campus Melaten der RWTH vor rund 150 Gästen konnte man NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Freude über den Termin sichtlich anmerken. Für den Professor der Wirtschaftswissenschaften – Schwerpunkt: Innovationsmanagement – ist das Thema Wagniskapital natürlich eine Herzensangelegenheit. Pinkwart hob die sehr guten Rahmenbedingungen in der Region hervor, die besonders in den starken Hochschulstandorten begründet seien. Die Start-ups seien technologiegetrieben und im Bereich Business-to-Business (B2B) unterwegs. Gerade letzterer habe wegen der fortschreitenden Digitalisierung noch großes Potenzial.

Der Aachener Seed Fonds wurde erstmals 2007 von der Sparkasse Aachen, der NRW.Bank und Privatinvestoren aufgelegt. Er ist einer von elf Gründerfonds in Nordrhein-Westfalen, die die NRW.Bank mit regionalen Partnern umsetzt. In den vergangenen 13 Jahren wurden 25 Gründungen in und um Aachen aus den drei Auflagen des Fonds unterstützt.

Die jetzige Erhöhung des Investitonsvolumens sei dringend notwendig, erläuterte S-UBG-Vorstand Bernhard Kugel: „Technologieorientierte Start-ups sind, um ihre Ideen zur Marktreife zu bringen, auf immer größere Finanzierungsrunden angewiesen.“ Kugels Co-Vorsitzender Harald Heidemann ergänzte, dass der neue TechVision Fonds daher nur ein erster Schritt auf dem Weg zu weiteren Aktivitäten sei. Nicht umsonst trage der Fonds den Zusatz I. Darauf könne bekanntlich II, III oder mehr folgen. „Noch in diesem Jahr wollen wir beim Volumen die 50-Millionen-Euro-Grenze knacken“, kündigte Heidemann an. Dieses Ziel scheint nicht allzu fern zu liegen: Christian Burmester, Vorstandsmitglied der Sparkasse Aachen, betonte, sein Institut habe bereits weitere fünf Millionen Euro zur Freigabe in der Pipeline. Es fehle noch die Zusage des paritätischen Partners, der NRW.Bank, die gleiche Summe einzugeben. Man befinde sich aber bereits in der Abstimmung.

Mit solchen Größenordnungen nimmt der TechVision Fonds in Nordrhein-Westfalen eine führende Rolle ein und hat nach Aussage von Minister Pinkwart auch den Gründerfonds Ruhr hinter sich gelassen. Doch im Bundesvergleich (um nicht von internationalen Dimensionen zu sprechen) liege NRW hinter Berlin und Bayern „nur“ auf Platz 3. Und so nutzte Pinkwart seinen Auftritt in Aachen auch, um weitere Anstrengungen anzumahnen. Denn beim Wagnis-Kapital gebe es trotz der guten Entwicklung  immer noch viel aufzuholen. Vom Potenzial und vom Anspruch her gehöre NRW auf einen Spitzenplatz – sowohl, was die Anzahl der Abschlüsse anbelangt, als auch das Investitionsvolumen.