Bremse gegen Flächenverbrauch : Preise für Agrarland auf Rekordhöhe
Düsseldorf Die Preise für Agrarland sind 2019 auf einen Höchststand gestiegen. Nur wenige Flächen kommen auf den Markt, die umso begehrter sind. Häufig geht es nicht um Ackerbau.
Die Preise für Äcker und Wiesen haben sich in Nordrhein-Westfalen innerhalb von zwei Jahrzehnten auf Rekordhöhe fast verdoppelt. Das geht aus einem Bericht von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) an den Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss des Landtages hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Demnach wurde ein Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche im Jahr 2001 für durchschnittlich rund 27.500 Euro verkauft. Im Jahr 2019 lag der Verkaufswert bereits bei rund 54.000 Euro, heißt es mit Verweis auf die Landwirtschaftskammer NRW. Im Regierungsbezirk Münster ist die Spanne am größten mit einer Steigerung um rund 170 Prozent.
„Die Konkurrenzen auf dem Grundstücksmarkt treiben die Preise für landwirtschaftlich genutzte Flächen in einigen Regionen in extreme Höhen“, erklärte Heinen-Esser. Hier müsse durch eine Reduzierung des Flächenverbrauchs entgegengesteuert werden. Unbebaute Flächen seien wichtige Lebensräume. Der Boden sei für Landwirte Produktionsfaktor.
Laut Landwirtschaftskammer, die Verkäufe von Agrarflächen prüft, gibt es nur noch relativ wenige und auch sehr kleinteilige Verkäufe von Agrarflächen. „Wer im Moment Land verkauft, braucht Geld, oder es gibt eine Erbenauseinandersetzung zum Beispiel“, sagte ein Sprecher der Kammer und verwies auf Negativzinsen sowie die „Flucht“ in Sachwerte.
In der Relation zu knapp 1,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche in NRW werde nur eine verschwindet kleiner Teil gehandelt. Im Jahr 2019 betrug die Gesamtfläche der knapp 2200 Verkäufe gut 3000 Hektar. Der Pachtanteil betrage in NRW über 50 Prozent. Die besten Böden gebe es zwischen Köln und Aachen, die höchsten Hektarpreise seien zuletzt im Kreis Borken (94.000 Euro je Hektar) erzielt worden.
„Der Verkehrswert hat nichts mit dem landwirtschaftlichen Ertragswert zu tun“, sagte der Sprecher der Kammer. Beim Kauf spielten häufig andere Gründe als der reine Ackerbau eine Rolle. Motivation könnten Ersatzland und Standortsicherung sein. Land brauche man auch, um Vorschriften der Düngeverordnung zu erfüllen. Ausgleichsflächen für Bauprojekte seien ein großes Thema. Dabei gingen Agrarflächen, die im Gegenzug der Natur überlassen würden, für die Landwirte verloren.
Die NRW-Landesregierung hatte im September ein Maßnahmenpaket beschlossen, um den Flächenverbrauch eindämmen. Unter anderem sollen ein Brachflächen-Kataster und ein Flächen-Zertifikatehandel unter Kommunen entwickelt werden. Unterschiedliche Ansprüche führten zu Nutzungskonflikten und ließen die Ressource Boden knapper werden.