Nokra aus Baesweiler : Laser lösen Probleme der Kunden
Baesweiler Das Unternehmen Nokra aus Baesweiler fertigt Mess- und Prüfsysteme, die die erforderlichen Daten für die Digitalisierung von Produktionsstraßen liefern. Im nächsten Jahr hat die Firma einiges vor.
Wenn es um die Automobilbranche in Deutschland geht, blicken viele Menschen ängstlich in die Zukunft. Wie wirkt sich die Mobilitätswende auf die Arbeitsplätze aus? Vor allem in der Zulieferindustrie herrscht tendenziell schlechte Stimmung.
„Die Entwicklungen spielen uns eigentlich in die Karten“, erklärt hingegen Günter Lauven, Geschäftsführer der Nokra Optische Prüftechnik und Automation GmbH. Das mittelständische Unternehmen aus Baesweiler produziert Mess- und Prüfsysteme, die in Fertigungsstraßen integriert werden. Die Systeme messen und prüfen Merkmale wie Länge, Breite, Dicke, Profil, Form und Lage.
Nokra geht es so gut, dass das Unternehmen nächstes Jahr in ein größeres Gebäude umzieht. „Aber nur zwei Straßen weiter“, sagt Lauven zufrieden. Er darf auch zufrieden sein, mit seiner und mit der Leistung seiner Mitarbeitenden. Denn so lange ist es noch nicht her, dass es gar nicht gut stand um das Unternehmen.
Vor 30 Jahren gründeten die beiden Fraunhofer Professoren Reinhard Noll und Michael Krauhausen das Unternehmen. Sie spendeten jeweils die ersten Buchstaben ihres Nachnamens für das damals neu gegründete Hochschul-Spin-off. Sie entwickelten und fertigten von Beginn an Lasermesstechnik. Doch die Aufträge wurden immer aufwendiger und ab 2012 geriet Nokra in Schieflage. Investoren sprangen in die Bresche. Doch die finanzielle Lage verbesserte sich nicht. 2014 wurde Lauven als technischer Leiter verpflichtet und 2016, ziemlich genau vor fünf Jahren, übernahm er die Geschäftsführung.
„Mein Plan war, im ersten Schritt den Fokus auf die deutschsprachigen Länder und auf standardisierte Produkte zu legen“, erklärt der 55-Jährige. „Vorher waren wir vor allem mit komplexen Projekten ausgelastet, wir haben quasi nur Unikate verkauft. Das rechnet sich langfristig nicht, da kann die Technologie noch so gut sein.“
Der Plan ist aufgegangen und die Jahre 2018 und 2019 bescherten Lauven und seinem 25-köpfigen Team Rekordgewinne in der Firmengeschichte, endlich. „Natürlich war Corona auch bei uns schwierig“, gesteht der Geschäftsführer, „aber es war nicht wirklich bedrohlich. Wir sind gut durchgekommen und konnten alle Mitarbeitenden halten. Ab Mitte 2021 sind wieder neue Aufträge eingegangen.“ Das internationale Geschäft laufe auch wieder richtig gut mit Bestellungen aus Asien und ganz Amerika. 2022 rechnet er mit einem neuen Rekordjahr.
Das Besondere an den Mess- und Prüfsystemen ist, dass sie mit Lasern und einer besonders hohen Genauigkeit berührungslos messen. „Wir können glühend heiße Werkstücke mit einer Genauigkeit von einem Mikrometer messen, also einem Tausendstel Millimeter. Bei der Messung der Dicke von Folien schaffen wir sogar 0,3 Mikrometer“, erklärt Lauven. Vergleichbar mit dem Durchmesser eines Spinnengewebes.
Die robusten Prüfanlagen stehen in der Stahl-, Aluminium- und Automobilindustrie, dem Anlagenbau sowie der Kunststoff- und der Glasindustrie. Sie sind wichtiger Teil der Fertigung und sichern die Qualität: direkt hinter einem Ofen, mittendrin in einer Fertigungsstraße oder bei der Endkontrolle.
„Die neue, integrierte Head-up-Display (HUD) Technologie, die immer mehr Autobauer in ihren Windschutzscheiben anbieten, braucht eine höchst präzise Ebenheit“, erläutert der Geschäftsführer. „Es gibt spezielle Zonen im Fenster, in denen projiziert wird. Für solche Aufgaben ist unser Lasermessgerät prädestiniert.“ Auch bei der Fertigung von Elektromotoren eignen sich die Messanlagen aus Baesweiler. „Das sind aussichtsreiche Entwicklungen, aber keine Selbstläufer“, mahnt Lauven.
Der gelernte Elektroingenieur sieht sein Unternehmen selber als „Enabler“, als Ermöglicher. „Unsere Messsysteme liefern die notwendigen Daten für die Industrie 4.0, die Smart Factory und den Einsatz von künstlicher Intelligenz“, so Lauven. Die Digitalisierung in den Fabriken beschert Nokra deutlich mehr Anfragen. Die Unternehmen wollen mehr Daten aus der Produktion haben, und sie wollen wissen, was machbar ist. „Mittelfristig werden daraus Aufträge“, ist er sich sicher.
Aber jetzt schon sucht Nokra neue Kolleginnen und Kollegen: Ingenieure, Physiker, Mathematiker und Informatiker, zählt er auf. Techniker, Elektroniker, Mechatroniker und Industriekaufleute, aber vor allem Servicetechniker. „Wir arbeiten interdisziplinär und gerne auch mit älteren Mitarbeitenden, und wir möchten gerne mehr Frauen in unserem Team“, sagt Lauven. „Wir lösen jeden Tag die Probleme unserer Kunden und brauchen dafür Ideen aus möglichst vielen Richtungen, unterschiedliche Denkweisen und Vielfalt.“
„Um für Jung und Alt attraktiv zu sein, bieten wir allen Mitarbeitenden eine Gesundheitsvorsorge“, informiert der Geschäftsführer stolz, „in Zusammenarbeit mit einer Physiotherapeutin aus Baesweiler inklusive Massagen und Chi Gong während der Arbeitszeit.“ Sie müssen ja auch fit sein, wenn sie den ganzen Tag die Probleme der Kunden lösen sollen.