1. Wirtschaft

Hamburg: Partylaune auf Nullpunkt: Firmen sparen bei Weihnachtsfeiern

Hamburg : Partylaune auf Nullpunkt: Firmen sparen bei Weihnachtsfeiern

Kurzarbeit am Fließband, Angst um den Job, drohende Firmenpleiten und all überall düstere Vorhersagen für das neue Jahr: In vielen Unternehmen ist momentan trotz Adventszeit niemandem zum Feiern zumute.

Und weil ausgelassenes Partymachen angesichts der Wirtschaftskrise unpassend erscheint, oder aber weil das Extra-Geld fehlt, sparen selbst große Unternehmen in diesem Jahr bei den Weihnachtsfeiern für ihre Mitarbeiter.

„Mehrere große Firmen haben ihre Weihnachtsfeiern abgesagt”, sagt Stefanie Heckel vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA). Andere hätten sich entschlossen, kleinere Feste zu feiern und in den Büroräumen zu bleiben.

Besonders bei den Banken ist die Partystimmung auf dem Nullpunkt - und teure Empfänge würden mit Blick auf die Milliardenhilfen vom Staat wohl auf wenig Verständnis stoßen.

„Eine große Weihnachtsfeier wäre unserer Meinung nach ein falsches Signal”, sagt eine Sprecherin der Citibank in Düsseldorf. Deshalb sei in diesem Jahr bewusst entschieden worden, nur im kleinen Rahmen zusammenzukommen. Ähnlich sieht es bei der Dresdner Bank aus. „In diesem Jahr gibt es keinen Anlass, groß zu feiern”, erklärt eine Sprecherin in Frankfurt. Die einzelnen Teams oder Abteilungen würden sich aber dennoch im Kleinen zusammensetzen.

Bei der schwer geschüttelten BayernLB wurde das traditionelle große Fest für die Pensionäre ersatzlos gestrichen. Auch in den einzelnen Abteilungen werde offiziell nichts organisiert. „Das ist nicht die Zeit, um für Weihnachtsfeiern groß Geld in die Hand zu nehmen”, erklärt ein Sprecher. Nach den turbulenten Herbstmonaten hat auch die Bank Goldman Sachs ihre große Firmenfeier am Frankfurter Standort abgesagt.

Für Restaurantbetreiber und Veranstalter sind das dramatische Nachrichten zum Jahresende. „Die Gastronomen haben keine große Hoffnung auf die Weihnachtssaison, obwohl sie so wichtig für das Jahresgeschäft ist”, sagt DEHOGA-Sprecherin Heckel. Welche Verluste drohen, könne derzeit aber noch nicht beziffert werden. Zudem sei das Bild uneinheitlich, denn mancher Unternehmer bleibe zu Weihnachten auch großzügig.

„Die Firmen wissen, wie wichtig solche Feiern für die Motivation der Mitarbeiter sind”, erklärt Heckel. So hätten sich manche entschlossen, zwar trotzdem zu feiern, aber nicht das ganze Menü oder alle Getränke für die Belegschaft zu zahlen. In einem normalen Jahr hätten Firmen einer Umfrage zufolge durchschnittlich 34 Euro pro Mitarbeiter ausgegeben. „Noch können wir nicht absehen, wie es dieses Jahr läuft.”

Als Alternative bleibt das gemeinsame Plätzchenessen im Büro. Beim Autobauer Daimler in Stuttgart finden die Weihnachtsfeiern einzelner Abteilungen in diesem Jahr intern statt. „Wenn über Kurzarbeit gesprochen wird, würde es einfach nicht passen, aufwendig zu feiern”, heißt es dort. Auch der Chemiekonzern Henkel hat seine Mitarbeiter in Düsseldorf laut einer Sprecherin aufgerufen, „dieses Jahr etwas Kleineres zu machen”. „Früher sind wir schon mal ins Restaurant, ins Kino oder Bowlen gegangen.” Welche Summen genau eingespart werden, will allerdings niemand Preis geben.

Die gar nicht fröhliche Stimmung zur Weihnacht bereitet auch Musikern, Alleinunterhaltern und Künstleragenturen Sorge, denn auch sie müssen in der Adventszeit einen großen Teil ihres Umsatzes hereinholen. „Die Problematik, dass Firmenfeiern als wesentliches Geschäftsfeld von Künstlern wegfallen, kennen wir seit Jahren”, sagt Roland Voges, Präsident des Internationalen Fachverbandes Show- und Unterhaltungskunst mit Sitz in Hamburg. Bisher seien in diesem Jahr zwar noch nicht auffällig viele Verträge für Weihnachtsfeiern storniert worden. Probleme erwarte die Branche aber, wenn das Bezahlen der Rechnung anstehe und den Firmen das Geld fehle.

Künstleragenturen hoffen laut Voges darauf, dass Privatleute in Zukunft weiter kräftig für Geburtstage und Familienfeiern buchen - wie es im Jahr 2008 zunächst der Fall gewesen sei. Auch die Gastronomen setzen aufs Private. Heckel: „Die Leute sparen bei großen Anschaffungen oder Urlauben, wollen sich aber im Alltag trotzdem etwas gönnen. Und gerade Weihnachten ist eine Zeit, wo die Menschen bereit sind, Geld auszugeben, auch wenn sie generell sparen wollen.”