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Lob für den Kanzler: NRW-Arbeitgeber warnen vor Gas-Embargo

Lob für den Kanzler : NRW-Arbeitgeber warnen vor Gas-Embargo

Im Fall eines Gas-Embargos gegen Russland fürchtet Arndt Kirchhoff, Präsident der Unternehmensverbände NRW, schwere Folgen für die Industrie.

Die Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen warnen eindringlich vor einem Gas-Embargo gegen Russland. „Wir stehen voll hinter den Sanktionen gegen Russland. Aber ein Embargo wäre eine große Gefahr für die deutsche Wirtschaft“, sagte Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW, bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. „Deutschland ist beim Gas noch immer stark abhängig von Russland, und keiner kann die Lieferketten vollständig überblicken“, erklärte Kirchhoff.

Russlands Präsident Wladimir Putin würde sich von einem Embargo nicht stoppen lassen, aber die deutsche Wirtschaft würde stark geschwächt, das sei nicht im Interesse des Westens, sagte der Unternehmer und Verbandschef weiter. „Moralische Stärke ist das eine, wir müssen aber auch wirtschaftlich stark bleiben, um als Staat die vielen Aufgaben zu finanzieren“, betonte er mit Blick auf den Klimawandel, die Infrastruktur und den Sozialstaat.

Ein Embargo bei Kohle und Öl sehen die Unternehmen hingegen nicht als unlösbares Problem. Es gebe neben Russland andere Lieferländer, Züge kämen ohnehin nicht mehr aus Russland heraus. Viele Unternehmen hätten sich bereits andere Lieferquellen gesichert, so Kirchhoff. Anders sehe es beim – größtenteils pipeline-gebundenen – Gas aus, noch immer kommen 40 Prozent davon aus Russland. Und da die privaten Haushalte geschützte Kunden sind, würden Ausfälle als Erstes die Wirtschaft erreichen.

Das drohe NRW besonders stark zu treffen. Der Arbeitgeber-Präsident erinnerte daran, dass NRW für 25 Prozent der gesamten Industrie stehe, und dabei für 33 Prozent der Rohstoff-Industrien wie Chemie, Zement, Glas, die besonders auf Gas angewiesen seien. „Die Pandemie hat gezeigt, dass schon kleine Lieferstörungen gewaltige Folgen haben können“, mahnte Kirchhoff. Das sehe man beispielsweise auch an der Brückensperrung der A45 bei Lüdenscheid: Speditionsbetriebe bräuchten nun 25 Prozent mehr Lkw und Personal, da durch die Umwege viel Zeit verloren gehe, so Kirchhoff.

Wie andere Industrievertreter lobt auch er die ablehnende Haltung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zum Gas-Embargo. „Sie machen pragmatische Politik und halten den Kopf hin.“ Warum CDU-Chef Friedrich Merz den Stopp der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 fordere, wisse er nicht.

Viele Unternehmen haben sich bereits aus Russland zurückgezogen, zuletzt auch der Düsseldorfer Henkel-Konzern. Metro und Bayer aber halten an ihrem Engagement fest. Kirchhoff will Firmen bei dieser Entscheidung nicht bevormunden: „Teilweise geht es auch um die Versorgung der russischen Bevölkerung“, sagte er. Seine Devise bei Investitionen in autokratischen Ländern wie Russland oder China laute: „Man sollte nur so viel investieren, dass das Unternehmen nicht in Gefahr gerät, wenn die Investitionen aus politischen Gründen wegbrechen. Nicht alle Unternehmen haben solche Grenzen“, fügte Kirchhoff hinzu.