Eschweiler : Neue Arbeitsplätze direkt an der A4
Eschweiler Es ist die erste Ansiedlung in dem neuen Gewerbegebiet direkt neben der „Wolkenfabrik“, wie der Aachener Speditionsunternehmer Wolfgang „Tim“ Hammer das RWE-Kraftwerk Weisweiler nennt. Er freut sich auf das künftige Logistikzentrum in Eschweiler an der Autobahn A4, dessen Richtfest gestern gefeiert wurde.
Die Beteiligten aus Wirtschaft und Politik betrachten dieses Projekt als wichtigen Baustein für einen erfolgversprechenden Strukturwandel im rheinischen Revier und setzen nicht zuletzt auf die zentrale Lage zwischen Rotterdam und der Rhein/Ruhr-Schiene.
Womit Hammer rechnet
Das Unternehmen Garbe Industrial Real Estate hat rund 60 Millionen Euro in den Bau des Areals und der Hallen investiert. Hammer mietet von dem Hamburger Immobilien-Investor langfristig 105.000 Quadratmeter Nutzfläche auf 94.000 Quadratmeter Grundfläche: eine 385 Meter lange und 217 Meter breite Logistikimmobilie mit insgesamt 80 Toren. Das Projekt hat die Aachener Spedition mit dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) und dem Cluster Smart Logistik auf dem Aachener RWTH-Campus entwickelt. Ab dem ersten Quartal 2019 sollen die Lkw hier anrollen und abgefertigt werden.
Das Logistikunternehmen Hammer hat seinen Hauptstandort an der Charlottenburger Allee in Aachen. „Der ist und bleibt auch dort“, sagt Firmenchef Tim Hammer unserer Zeitung. Aber was die Fläche angeht, „sind wir in Aachen ausgereizt“. Nach seinen Vorstellungen wird sich der Traditionsstandort zudem verändern „in Richtung City-Logistik“. Das heißt: Die Stadt müsse künftig anders versorgt werden, indem kleinere Lkw mit Elektrotechnik an der Peripherie die Fracht von den großen konventionellen Lastern übernehmen. „Das bekommt wegen der aktuellen Diskussion um die Luftbelastung in Aachen jetzt richtig Drive. Da gibt es große Nachfrage.“
Sieben Außenlager, die Hammer noch betreibt (unter anderem in Stolberg, Eilendorf und Aachen- Brand), werden aufgelöst, sobald man am Grachtweg in Eschweiler betriebsbereit ist. Die Spedition hat rund 500 Beschäftigte und in verschiedenen Unternehmen der Hammer-Gruppe weitere 230. Mit dem „Logistik Center Eschweiler“ werden nach Aussage von Tim Hammer noch mal mindestens 200 Arbeitsplätze hinzukommen — womöglich noch deutlich mehr.
Als zweites Unternehmen wird sich dort als Partner und Untermieter von Hammer der Computerhersteller QCG ansiedeln — mit zusätzlich rund 150 Arbeitsplätzen. Die Computer-GmbH mit Sitz in Würselen montiert und testet komplette Systeme für Betreiber von Rechenzentren und wird in Eschweiler eine Produktionshalle für Server-Montage nutzen.
Was die Kommunen tun
Das neue interkommunale Industriegebiet liegt je zur Hälfte auf Eschweiler Gebiet und dem der Gemeinde Inden. Insofern teilen sich auch beide Kommunen die künftigen Gewerbesteuereinnahmen. „Wir brauchen neue Arbeitsplätze mit Perspektive“, sagte Eschweilers Bürgermeister Rudi Bertram (SPD) gestern beim Richtfest. Bis zum Jahr 2030 gehen nach seiner Aussage im Kraftwerk Weisweiler und im Tagebau Inden rund 1500 Arbeitsplätze verloren. Bertram setzt auf Zusammenarbeit: „Wenn die Kommunen ihren bisherigen Konkurrenzkampf weiter pflegen, ist das rheinische Revier auf der Verliererstraße“, sagt er unserer Zeitung. „Das müssen alle begreifen.“
Worauf Eschweiler achtet
Bertram drängt darauf, die Idee eines gemeinsamen Gewerbeflächenpools der Städteregion endlich umzusetzen. Den Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) sieht er dabei auf seiner Seite, den Aachener Stadtrat offensichtlich noch nicht. Seine Stadt könne jeden Tag Grundstücke verkaufen; es gebe viele Nachfragen nach sehr großen Flächen. „Aber ich schaue immer ganz genau hin, wie viele und welche Arbeitsplätze damit verbunden sind und ob es tarifgebundene Arbeitsplätze sind. Darauf legen wir Wert.“