1. Wirtschaft

Aachen: Meister sind optimistisch

Aachen : Meister sind optimistisch

Auch im regionalen Handwerk wächst der Konjunkturoptimismus.

Der Aufwärtstrend seit der Herbstumfrage habe sich verstärkt, bilanziert der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, Ralf W. Barkey, in einem Gespräch mit dieser Zeitung.

Der Wirtschaftszweig, der zwischen Erkelenz und Euskirchen in rund 14800 Betrieben knapp 100.000 Beschäftige zählt, „startet recht optimistisch” ins anlaufende Jahr. Die sich belebende Iinlandsnachfrage biete die Chance, die Kapazitäten auszulasten.

Der Beschäftigungsabbau werde sich zunächst - mit gedrosseltem Tempo - fortsetzen, „frühestens im Sommer” sei mit einem Personalaufbau zu rechnen, erwartet Barkey.

„Erhebliche Bedenken” hat der Hauptgeschäftsführer gegen die Anfang 2007 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte auf 19 Prozent. Diese „Steuerpolitik mit dem Hammer” treffe insbesondere das arbeitsintensive Handwerk.

Begrüßt wird von der Kammer die Abschaffung der Ich-AGs. Die Bilanz dieses arbeitsmarktpolitischen Instruments sei „unter dem Strich negativ”.

Zum einen handele es sich hier meist um „legalisierte Schwarzarbeit”, zum einen hätten die aufgewendeten Mittel - eine Milliarde Euro - besser in ein kommunales Infrastrukturprogramm fließen sollen, das hätte den ersten Arbeitsmarkt belebt.

Kritisch registriert das Handwerk, dass sich die Bildungspolitik nur auf die Hochschulen und die allgemein bildenden Schulen konzentriere, aber die gewerblich-technische Bildung „zu kurz kommt”.

Aus der Finanzierung der überbetrieblichen Lehrwerkstätten etwa ziehe sich das Land Nordrhein-Westfalen „weitgehend zurück”. Da im Raum Aachen die Industrie „austrocknet”, werde die Wettbewerbsfaktor beruflichliche Qualifikation aber für klein- und mittelständischen Betriebe immer wichtiger, damit diese mit dem technischen Fortschritt Schritt halten und so Bestand und Beschäftigung sichern könnten.

Mit Genugtuung sieht es Barkey in diesem Zusammenhang, dass der Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft besser funktioniere; sogar die Institute der RWTH Aachen„werden wesentlich aufgeschlossener”. Das Handwerk habe „ein riesiges Potenzial an Tüftlern”, die aber oft der Hilfe bis zur Marktreife ihrer Neuentwicklung bedürften.

Als „klare Fehlentwickung” auch mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung bezeichnet die Kammer die Aufhebung des Meisterzwanges für etliche Gewerke. Hier erwartet Barkey jetzt eine „Korrektur”, zumal es bereits hierzu „Signale” aus den Bundesländern gebe.

Ein abschreckendes Beispiel seien die Fliesenleger im Kammerbezirk: Hier stehe heute einer Verdoppelung der Betriebszahlen eine Halbierung der Ausbildungszahlen gegenüber.