Lebkuchenherzen - eine Branche trotzt der Krise
Lemgo. Keine Kirmes und kein Weihnachtsmarkt ohne Lebkuchenherz: Das süße Naschwerk mit der bunten Zuckerschrift gehört zu den Dauerbrennern der Schausteller. Vor allem roter Zuckerguss ist gefragt.
Und das hat einen besonderen Grund.
In den Produktionshallen der Lemgoer Lebkuchen-Firma Pahna duftet es nach Anis und Zimt. Eine Mitarbeiterin verziert mit einem Spritzbeutel und ruhiger Hand ein Lebkuchenherz mit schönster Schrift aus Zuckerguss. „Bei uns ist noch alles Handarbeit”, berichtet Geschäftsführer Joachim Pahn. Lebkuchenherzen zum Umhängen sind die Spezialität der lippischen Firma. „In diesem Segment gehören wir zu den größten Herstellern in Deutschland”, sagt Pahn.
Seit Anfang Oktober bereitet sich das Unternehmen mit seinen 50 Mitarbeitern auf das Weihnachtsgeschäft vor. Denn Schausteller verkaufen das süße Naschwerk aus Lemgo nicht nur auf großen Kirmesveranstaltungen wie dem Oktoberfest. Auch auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland werden die herzförmigen Kuchen unter die Leute gebracht.
Schon seit 1920 macht Pahna aus der klebrigen Lebkuchenmasse kleine Leckereien. Und auch manch Kurioses verlässt die Lemgoer Werkshallen: „Unsere kleinsten Herzen kann man sich anstecken wie eine Brosche”, sagt der Geschäftsführer. Die größten dagegen sind einen halben Meter breit und wiegen ein ganzes Kilogramm.
Zwar verziert die Lemgoer Firma ihre Lebkuchen heute in allen Farben des Regenbogens. Besonders gut kommen jedoch Herzen mit rotem Zuckerguss an. „Diese Farbe geht klar am besten”, sagt Pahn und weiß auch warum: „Rot ist die Farbe der Liebe und in Deutschland liebt man sich wie verrückt.”
Das kann auch Schausteller Karl Heinz Hollmann bestätigen. Seit mehr als 20 Jahren verkauft er die beschrifteten Kuchenherzen auf der Kirmes und auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland: „Vor allem wenn die Sprüche romantisch sind, sind die Herzen ein Selbstläufer”, sagt er. Hoch im Kurs stehe das klassische „Ich liebe Dich”.
In Deutschland sind im vergangenen Jahr nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) gut 100 000 Tonnen Leb- und Honigkuchen im Wert von rund 370 Millionen Euro produziert worden. Familienunternehmer Pahn mag sich allerdings nicht dazu äußern, wie viel er mit seinen Herzen am Band erwirtschaftet. „Die Branche ist klein”, sagt er. Zahlen seien Betriebsgeheimnis. In den kommenden Monaten rechnet er jedoch mit einem Umsatzeinbruch: „Die Wirtschaftskrise wird im Weihnachtsgeschäft sicher spürbar werden.”
Noch geht es der Branche aber gut: „Die Süßwarenindustrie ist von der Krise bisher nicht so stark betroffen”, sagt BDSI-Sprecher Torben Erbrath. Das gelte auch für die Lebkuchenbäcker. Der Absatz sei nur minimal gesunken. „Süßes essen die Leute trotz der Krise”, sagt Erbrath. „Diese kleine Freude lassen sie sich nicht vermiesen.”