Aachen : Kein Platz für Sentimentalitäten
Aachen Fragt man Hans-Joachim Körber, wer denn die treibende Kraft hinter den umwälzenden Entwicklungen im deutschen Handel ist, so fällt die Antwort unmissverständlich aus: der Kunde.
Denn der stimmt letztlich mit den Füßen darüber ab, ob Angebot, Service und Preis stimmen. Alle Veränderungen seien deshalb eine Antwort auf seine sich wandelnden Bedürfnisse. Wer nicht in der Lage sei, darauf zu reagieren, der verschwinde über kurz oder lang vom Markt.
Es waren deutliche Ansagen, die Körber, von 2000 bis 2007 Vorstandsvorsitzender der Metro AG, auf Einladung der Industrie- und Handelskammer und des Fördervereins der Wirtschaftswissenschaften der RWTH im Rahmen der Aachener Wirtschaftsgespräche machte. Der studierte Betriebswirt und Brauer ist mit Leib und Seele Händler und sieht die Herausforderungen der Branche klar und deutliche: den ständig wachsenden Wettbewerbs- und Preisdruck, den internationalen Verdrängungswettbewerb, immer neue Vertriebsformen (Internet!), den demografischen Wandel, Kundenprofile, die in keine Schublade mehr passen wollen.
Patentlösungen? Gibt es nicht. Dafür aber ein paar grundsätzliche Leitlinien, die Körber engagiert skizziert. Die Positionierung des Angebots als Marke etwa, weshalb Marketing, Werbung und auch Qualitätskontrollen („jeder Skandal erschüttert eine Marke nachhaltig”) immer mehr an Bedeutung gewönnen. Oder eine loyale, enge Bindung an der Kunden - was auch die Erstellung von Kundenprofilen beinhalte. Datenschützer werden das weniger begeistert sehen. Moderne Managementformen, natürlich der Einsatz von aktuellen Technologie und die Internationalisierung (wovon Körber aus seiner Zeit als Metro-Chef einiges gelernt hat). Und was ist mit den Geschäften per und im Internet? Hier hält sich Körber auffallend mit einer konkreten Prognose zurück. „Ich weiß auch nicht, wie das konkret aussehen wird. Ich weiß aber genau, dass dieser Zweig immer wichtiger wird.” Maßgeblich würden hier aber nicht die großen Marktführer mit ihren oft schwerfälligen Strukturen sein, sondern die kreativen „Nobodys” mit abseitigen Ideen.
Wer diese Tendenzen nicht erkennt und nicht rechtzeitig mitzieht, der verliert. Meint jedenfalls Körber. Der Handel werde sich deshalb weiter verändern - mit allen Chancen und Risiken. Wohin aber die Reise gehe, das bestimme der Kunde. Für Sentimentalitäten ist da nicht viel Platz.