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Frankfurt: Kein Grund zur Panik: Börsen trotz Talfahrt in guter Verfassung

Frankfurt : Kein Grund zur Panik: Börsen trotz Talfahrt in guter Verfassung

Die Jubelmeldungen zum Sprung des DAX über 7000 Punkte sind gerade eine Woche alt, da sorgt das ferne Asien für erste Störungen im Dauerhoch der deutschen Börsen. Von „Schock” und „Warnschuss” ist die Rede, nachdem der Crash am chinesischen Aktienmarkt auch hier zu Lande die Kurse auf Talfahrt schickte.

Doch Volkswirte und Händler mahnen unisono zu Gelassenheit: Die gute konjunkturelle Lage und die soliden Unternehmensgewinne würden dafür sorgen, dass es mit den hiesigen Märkten dauerhaft bergauf gehe. Anlass zu Panik bestehe nicht.

„Ich halte die Reaktion der Weltbörsen auf China für übertrieben”, sagt Volkswirt Rainer Schäfer von der Allianz/Dresdner Bank. „Nach meiner Auffassung ist das überwiegend Psychologie, ich bin sicher, dass sich die Märkte hier wieder nach oben entwickeln werden.” Der jüngste Crash in China sei kein Anlass zur Sorge und sollte keinesfalls überbewertet werden, sagt Schäfer und verweist darauf, dass Chinas Finanzmärkte noch sehr stark von den Auslandsmärkten isoliert seien.

Dass trotzdem jedes Erdbeben an den Märkten der Boom-Region Asien auch Europa erschüttert, überrascht Fachleute nicht. Die „Financial Times” etwa zitiert Händler, die auf den wachsenden Einfluss Chinas auf die Weltwirtschaft hinweisen: „Das zeigt, dass vieles in diesen Tagen made in China ist.”

Dennoch sind die hiesigen Märkte auch nach Ansicht der Commerzbank ungebrochen auf Erfolgskurs. Die Analysten des Instituts bekräftigten ihre Einschätzung, dass es der DAX bis zum Jahresende auf 7400 Punkte schafft. Die jüngsten Einbrüche an den internationalen Aktienmärkten sind nach ihrer Einschätzung auch auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen: „Nach den deutlichen Anstiegen der letzten Monate und einer durchweg positiven Gewinnberichtssaison zu Beginn dieses Jahres warteten Anleger förmlich auf einen Grund, ihre Gewinne mitzunehmen.”

Dabei sehen auch die Commerzbank-Analysten viel Psychologie mit im Spiel: „Ängste vor einer abnehmenden Wirtschaftsdynamik in den USA und China” hätten viele Anleger verunsichert. Äußerungen von US- Notenbank-Chef Alan Greenspan über eine mögliche Rezession in den USA Ende 2007 drückten zusätzlich auf die Stimmung. Volkswirte werten „die heftige Reaktion der Finanzmärkte auf die relativ unspektakulären Aussagen” als Beleg dafür, dass Anleger „zunehmend nervös werden angesichts der hohen Bewertung vieler Märkte”.

Die meisten Fachleute sehen die Kurseinbrüche denn auch eher als Korrektur denn als Krise. „Viele Investoren erwarten das seit Wochen, weil es eine gewissen Überhitzung an den Börsen gibt. Es ist in kurzer Zeit viel Geld in die Märkte geflossen”, sagt ein Händler.

„Ich glaube, dass diese Korrektur gesund ist. Sie ist aber bestimmt nicht der Beginn einer langfristigen Talfahrt, denn dafür sind alle Wirtschaftsdaten zu gut.” Der Frankfurter Finanzwissenschaftler Prof. Robert Tompkins bekräftigt: „Es droht keine Krise, die Sprunghaftigkeit ist lediglich in den Markt zurückgekehrt.”

Schon vor gut 60 Jahren war der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard zu dem Schluss gekommen: „50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie.” Das hat sich bis heute kaum geändert, wie der Würzburger Emotionsforscher Prof. Fritz Strack meint. „Was an den Märkten passiert, ist nicht nur rational, da spielen Emotionen eine große Rolle”, sagt Strack. „Wenn ich fürchte, dass ich mein Geld verliere, sind die Gefühle eher noch stärker.”