Eschweiler : Eschweiler Hertie wird geschlossen
Eschweiler Auch nach dem angekündigten Aus von 19 Filialen der insolventen Warenhauskette Hertie, zu denen auch das Eschweiler Geschäft gehört, droht weiter die Schließung der noch verbleibenden 54 Filialen.
Der Warenhauskette Hertie droht wegen überhöhter Mietforderungen des britischen Eigentümers im März das Aus. Die selbst insolvente Dawnay-Day-Gruppe verlange 20 Prozent und mehr des Umsatzes als Miete - viermal soviel wie marktüblich.
„Das ist unter keinen Umständen von keinem Kaufhaus zu erwirtschaften”, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter der Warenhauskette, Biner Bähr, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Essener Firmenzentrale. Die Schließung von 19 der 73 Filialen hatte Bähr bereits am Vortag bekanntgegeben. Betroffen sind 650 der derzeit noch 3400 Mitarbeiter.
Die übrigen 54 Filialen seien dauerhaft überlebensfähig, wenn die Miete gesenkt werde und ein neuer Investor einsteige, sagte Bähr. Auf seine entsprechenden Vorschläge habe Dawnay Day aber bisher nicht reagiert. „Wenn sich das bis Ende Februar nicht ändert, muss ich die Reißleine ziehen und Hertie schweren Herzens ganz schließen”, sagte er. Es gebe kurzfristig einen neuen Gesprächstermin in London.
Hertie hatte nach dpa-Informationen im vergangenen Jahr rund 50 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet und schreibt laut Bähr weiter rote Zahlen. Einige Standorte hätten nicht einmal ihre Miete erwirtschaftet. Das Unternehmen hatte auch 2007 bei einen Umsatz von 450 Millionen Euro rote Zahlen verzeichnet.
Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels erklärte, für einen Erhalt der restlichen Hertie-Kaufhäuser sei eine Modernisierung nötig. „Es ist sicherlich so, dass man ein Konzept aus den 50er Jahren heute nicht weiterführen kann”, sagte Verbandsgeschäftsführer Stefan Genth am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin”. „Es gibt sehr viele Verkaufsflächen, nicht nur in den Innenstädten. Und man muss natürlich auch eingestehen, dass seit zehn Jahren der Einzelhandelskonsum sich um die Nulllinie herum entwickelt.”
Auch Bähr betonte, in den Hertie-Häusern bestehe „erheblicher Investitionsbedarf” in hoher zweistelliger Millionenhöhe. Trotzdem habe „eine Hand voll” Investoren ihr Interesse bekundet. Voraussetzung sei aber die Senkung der Miete auf ein marktübliches Niveau. Auch das Land NRW habe Hilfe in Aussicht gestellt, falls die Miete gesenkt und ein Investor gefunden sei. „Lasst Hertie nicht sterben”, appellierte der Gesamtbetriebsratschef Bernd Horn, „es wäre ein Sterben ohne Not.”
In den 19 zu schließenden Häusern beginne der Waren-Ausverkauf Anfang Februar, sagte Bähr. Bis zum März soll die Schließung der Häuser abgeschlossen sein. Für diese meist kleineren Kaufhäuser gibt es nach einem umfassenden Gutachten eines Unternehmensberaters keine wirtschaftliche Zukunft. Für die 650 betroffenen Mitarbeiter werde ein Interessenausgleich verhandelt. Die Höhe der Abfindung sei aber im vorläufigen Insolvenzverfahren gesetzlich streng begrenzt und dürfe zweieinhalb Monatsgehälter nicht überschreiten. Die Mitarbeiter der 54 zunächst weiterlaufenden Häuser müssten sich mit Gehaltsverzicht an den Rettungsbemühungen beteiligen.
Hertie hatte Ende Juli vergangenen Jahres wegen der Finanzprobleme seines Eigentümers Dawnay Day Insolvenz angemeldet. Der Eigentümer hat die Warenhaus-Immobilien an eine Tochtergesellschaft übertragen, an die die Hertie GmbH Miete zahlen muss.
Von der Schließung betroffene Hertie-Filialen und Mitarbeiter
Nordrhein-Westfalen:
Bocholt (52 Mitarbeiter)
Duisburg-Walsum (17 Mitarbeiter)
Erkrath (14 Mitarbeiter)
Eschweiler (32 Mitarbeiter)
Essen-Altenessen (30 Mitarbeiter)
Essen-Borbeck (24 Mitarbeiter)
Herdecke (19 Mitarbeiter)
Herne (45 Mitarbeiter)
Köln-Chorweiler (45 Mitarbeiter)
Lünen (38 Mitarbeiter)
Marl (59 Mitarbeiter)
Mettmann (29 Mitarbeiter)
Schleswig-Holstein:
Mölln (23 Mitarbeiter)
Niebüll (10 Mitarbeiter)
Niedersachsen:
Delmenhorst (35 Mitarbeiter)
Hameln (26 Mitarbeiter)
Bayern: Aschaffenburg (17 Mitarbeiter)
Hessen: Kassel (56 Mitarbeiter)
Hamburg: Hamburg-Langenhorn (50 Mitarbeiter)