Düsseldorf : Erste Etappe beim WestLB-Verkauf
Düsseldorf Wer will die WestLB kaufen? Bei dieser Frage sieht der ehemalige CDU-Finanzexperte Friedrich Merz, der im Auftrag des Bundes und der Eigentümer einen Käufer finden soll, bald klarer. Bis zu diesem Donnerstag um 12.00 Uhr sollten sich Interessenten für die drittgrößte deutsche Landesbank melden.
Parallel zum Verkaufsprozess, der Ende September mit einer Annonce gestartet wurde, wird aber auch ein Fusion von WestLB und BayernLB ausgelotet. Entscheidend ist am Ende die Haltung der europäischen Wettbewerbshüter. Die Atmosphäre zwischen Brüssel und Düsseldorf gilt als gespannt.
Ausgerechnet jetzt bittet die WestLB um einen Aufschub beim Abarbeiten der EU-Auflagen. Hat sie damit eine wichtige Nagelprobe nicht bestanden? In Brüssel gibt es keinen Kommentar. Mitte November sind neue Gespräche geplant.
Will derzeit überhaupt jemand die WestLB kaufen? Anfragen gibt es, wie Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) durchblicken ließ. „Unsere Hauptsorge ist dabei aber das Marktumfeld für Bankverkäufe: Die Zeiten sind dafür momentan einfach schlecht”, fügte er in einem Interview mit dem „Handelsblatt” hinzu. Walter- Borjans rechnete vor, die WestLB müsste um die 10 Milliarden Euro einbringen, damit sich keine neuen Haushaltslasten ergeben. In diese Summe eingerechnet ist die Kapitalspritze in Höhe von 3 Milliarden Euro, mit der der Bund die WestLB in diesem Jahr stärkte.
Kein Wunder, dass für die WestLB-Eigentümer eine Landesbankenehe die favorisierte Option ist. Die NRW-Sparkassen, die die Mehrheit an der WestLB besitzen, sehen die Chance zu einer Konsolidierungsrunde unter den acht deutschen Landesbanken. Am Ende des Prozesses sollte ein effizienter Dienstleister, eine Sparkassen-Zentralbank stehen. Aber noch ist der erste Schritt nicht in trockenen Tüchern. Fusionen sind oft an der Unternehmensbewertungen und am Standort der Zentrale gescheitert. Diese Stolpersteine müssen WestLB und BayernLB aus dem Weg räumen. Das gilt auch für Skepsis in Brüssel, das ausgerechnet zwei angeschlagene Landesbanken nun gemeinsam aus der Krise finden.
Die Nerven liegen bei vielen der 5000 WestLB-Mitarbeitern blank. Einzelne schrieben EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia an. Auch der Betriebsrat wandte sich an Politiker. „Der jetzt von der EU auferlegte Verkaufsprozess kann zu einer Schwächung - im schlimmsten Fall sogar zur Abwicklung der WestLB führen. Denn die Werte der Beteiligungen und der Bank lassen sich im aktuellen Marktumfeld nicht erzielen und könnten erneut zu Verlusten für die Bank und die Eigentümer führen”, heißt es in dem Appell. Derzeit werde am Beispiel der WestLB-Tochter WestImmo deutlich, was der Verkaufsprozess unter zeitlichem Druck auslöse: Eine Verbilligung öffentlichen Eigentums, einen hohen Verlust für die öffentliche Hand. Wettbewerber spielten auf Zeit, ihnen fielen sozusagen die gebratenen Tauben in den Mund.
Der Westdeutsche Immobilienbank (WestImmo), die auf gewerbliche Immobilienfinanzierungen spezialisiert ist, soll nach EU-Auflagen bis Ende dieses Jahres verkauft werden. Medienberichten zufolge lagen die Angebote unter dem Wert, mit dem die WestImmo in den WestLB-Büchern steht. Die WestLB-Gremien entschieden am Dienstag, die Angebote abzulehnen und die EU in dem Fall um mehr Zeit zu bitten.
Die WestLB hält sich zugute, dass sie bereits eine Reihe von Auflagen der EU abgearbeitet hat und damit bei ihrem Umbau deutlich vorangekommen ist. Ein großer Schritt war in diesem Jahr das Auslagern von risikoreichen und nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Papieren im Volumen von 77 Milliarden Euro in eine „Bad Bank”, eine Abwicklungsanstalt. Brüssel prüft diesen Schritt allerdings noch. Beim möglichen Fusionspartner BayernLB stehen die EU-Auflagen für Hilfen der Eigentümer noch aus. Medienberichten zufolge will am 15. November Walter-Borjans mit seinem bayerischen Amtskollegen Georg Fahrenschon (CSU) nach Brüssel reisen. An dem Gespräch mit Almunia sollen angeblich auch Vertreter der Bundesregierung teilnehmen.