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Vier Fragen an Professor Günther Schuh: „Eine richtige Aufbruchsstimmung“

Vier Fragen an Professor Günther Schuh : „Eine richtige Aufbruchsstimmung“

Professor Günther Schuh ist Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssytematik der RWTH Aachen. Er spricht über seine Erlebnisse beim „Autogipfel“ in Berlin.

Herr Schuh, ist die Einladung an Sie als kleinen Start-up-Unternehmer ein Signal dafür, dass die Branche bereit ist, ganz andere Wege zu gehen?

Günter Schuh: Die Einladung ging nicht an den Unternehmer, vielmehr an den Hochschulprofessor, der sich mit der Elektromobilität beschäftigt. Der Wissenschaftler sollte skizzieren, wie sich die Branche entwickeln, wie sie attraktiver für den Massenmarkt werden kann.

Sie haben die bisherige Elektromobilitätsstrategie einzelner großer Konzerne als einen „Fundamentalirrtum“ eingestuft. Was meinen Sie konkret damit, haben Sie den Aspekt im Beisein der Konzernchefs angesprochen?

Schuh: Als Irrtum habe ich die Einschätzung mancher Automanager empfunden, dass E-Autos ebensolche Reichweiten wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren erzielen müssen.  Das war am Montag überhaupt kein Thema mehr, dieses Dogma gibt es in der Branche überhaupt nicht mehr. Ich musste ganz sicher nicht als belehrendes Korrektiv auftreten.

Der Gipfel soll die  Aufholjagd der Deutschen Autobauer einleiten. Was für einen Eindruck haben Sie von der Veranstaltung?

Schuh: Ich war ehrlich gesagt richtig begeistert, weil das massive Bemühen von der Industrieseite zu spüren war, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Es gab nicht den Versuch, die Politik zu einer Verschiebung der Klimaziele zu bewegen. Vielmehr hat die Automobilbranche angekündigt, mit viel Invest und Risikofreude, zehn Millionen Elektro-Fahrzeuge bis zum Jahr 2030 auf den Markt bringen zu wollen. Es war eine richtige Aufbruchsstimmung zu spüren. Deutschland war immer der Leitmarkt für Premiumfahrzeuge und will jetzt der Leitmarkt für Elektrofahrzeuge werden, das ist der Konsens. Die Kanzlerin hat das dreieinhalb Stunden lang sehr beeindruckend und wertschätzend moderiert.

Wenn man Sie in Berlin gleich im Anschluss an Ihren Vortrag für einen Monat zum Wirtschafts- und Verkehrsminister gemacht hätte: Welche Vorgaben würden Sie umgehend umgesetzt?

Schuh: Ich würde nicht mal einen Monat lang Minister sein wollen. Aber wenn ich die Frage fiktiv beantworten müsste, dann mit dem Thema des Eingangsvortrags: „Wie können wir die Mobilität im städtischen Umfeld verbessern?“

(pa)