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Aachen: Eine Erlebniswelt voller Innovationen

Aachen : Eine Erlebniswelt voller Innovationen

Eine neue Welt entsteht auf 1000 Quadratmetern. Eine Erlebniswelt soll es werden, eine ganz spezielle. Sie wartet auf Technologie- und Innovationsmanager. Also auf Menschen aus Unternehmen, die dort die Zukunft gestalten.

Spielerisch sollen sie in dieser Erlebniswelt neue Ideen bis hin zu Geschäftsmodellen entwickeln, Visionen Wirklichkeit werden lassen, für die im Alltag eines Unternehmens sonst kaum raum bleibt. Und genau diese Idee macht das neue Invention-Center auf dem RWTH Aachen Campus so einzigartig. „Eine solch kreative Umgebung gibt es kein zweites Mal“, sagt Center-Leiter Toni Drescher.

Die ersten Partner sind gefunden: Daimler und 3M konnten als sogenannte Premiumpartner gewonnen werden, auch bei ThyssenKrupp ist das Interesse groß. Eines Tages sollen zehn Premiumpartner und 30 bis 40 weitere Partner die Erlebniswelt Invention Center mit Leben füllen — und dafür 2000 bis 35 000 Euro im Jahr zahlen. Bei einer Gründungsveranstaltung wurden fast 70 interessierte Firmen gezählt. „Man kann sich in Europa eigentlich nicht mehr leisten, kein Innovationsmanagement zu haben“, erläutert Drescher.

Auch für Experten Neuland

Seit 2005 setzt er sich mit diesem Thema auseinander. Die RWTH Aachen und die örtlichen Fraunhofer-Institute haben sich mit Technologie- und Innovationsmanagement einen Namen gemacht. Doch das Invention-Center als Erlebniswelt ist auch für die Aachener Experten Neuland. „Damit werden wir ein neues Level erreichen und unsere Stellung in Deutschland ausbauen. So etwas gibt es weder in Karlsruhe, noch in München oder Berlin“, erläutert Drescher. Wobei die Erlebniswelt zunächst eine Idee ist: Sie wird letztlich ins Cluster Produktionstechnologie auf dem Campus einziehen, dessen Baubeginn im August ein soll. Fertig wird es dann voraussichtlich 2015.

Bis dahin greift aber zumindest das Prinzip, und Büros gibt es im Cluster Logistik, wo auch die Innovation-Labs, also Innovationslabore, und die Demonstrationsfabrik genutzt werden können.

Das Invention-Center wird gleichermaßen — mit spielerischen Elementen — Entwicklungen und Technologietrends erforschen können wie auch die Technologie- und Innovationsmanager der mitwirkenden Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten — sprich: fortbilden. Denn Innovation braucht längst mehr als kreative Köpfe und deren Ideen. Innovation bedingt jetzt und in der Zukunft technisches wie auch betriebswirtschaftliches Know-how. Und deswegen kommen im Invention-Center die Kompetenzen bei Disziplinen aus RWTH-Reihen zusammen — von der Technologieentwicklung bis zum Marketing.

Davon sollen die teilnehmenden Unternehmen profitieren. Sie sollen Innovationsmanagement erleben, aus den Problemen anderer Analogien ableiten, auch mal neue Wege gehen. Kann ein Auto auch in einer vollkommen neuartigen Methode gefertigt werden? Kann ich den Innenraum jenseits der Erwartungen meiner Stammkunden gestalten? Wie kann Sensorik meinen mittelständischen Betrieb weiterbringen? Sich diese Ideen nicht nur leisten zu können, sondern sie auch zu verfolgen, das soll die Erlebniswelt Invention-Center möglich machen. Und am Ende stehen große Versprechen: Durch gezieltes Innovationsmanagement lasse sich die Dauer einer Produktentwicklung bis zur Platzierung am Markt um 25 Prozent reduzieren. Die Entwicklungskosten lassen sich nachhaltig und vor allem deutlich reduzieren. Das steht jedenfalls in den gedruckten Visionen des Centers.

Das Campus-Prinzip

Es ist letztlich das Campus-Prinzip, was im Invention-Center im kleineren Maßstab greift. Firmen — auf dem Campus sind es bereits etwa 120 — und Forscher arbeiten Hand in Hand, stellen sich den tatsächlichen Problemen der Wirtschaft. Sechs Startcluster sind nach diesem Prinzip auf den Weg gebracht oder arbeiten bereits. Bis zu 19 Forschungscluster sollen eines Tages auf einer Fläche von 800 000 Quadratmetern wirken und damit soll eine der größten Forschungslandschaften Europas in Aachen entstehen. Das Invention-Center wird Cluster-übergreifend arbeiten.

Wissen, auch Marktstudien aus allen möglichen Disziplinen werden in diesem Center zusammenkommen. Es geht um neue Methoden und Werkzeuge, um aus Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. „Unternehmen alleine können das so nicht leisten“, sagt Toni Drescher. „Wir wollen Entwicklungen möglich machen, die sonst nicht möglich sind.“ Und genau so wird die neue Welt zum Erlebnis.