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Aachen: Ein Labor für die Zukunft der Mobilität

Aachen : Ein Labor für die Zukunft der Mobilität

Das Investitionsvolumen liegt bei rund acht Millionen Euro, die Bauzeit betrug straffe neun Monate — am Mittwoch konnte die RWTH Aachen auf dem Campus Melaten das neue Elektromobilitätslabor (eLab) einweihen und eröffnen.

„Das eLab ermöglicht der Wissenschaft und Wirtschaft, die Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität zu intensivieren und neue Produkte zur Marktreife zu bringen. Damit treiben wir das Thema in Nordrhein-Westfalen voran und nähern uns dem Ziel, Elektromobilität im Alltag zu verankern“, betonte der zur Eröffnungsfeier aus Düsseldorf angereiste NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin.

Das Land fördert im Rahmen des Fonds für regionale Entwicklung das eLab. RWTH-Professor Achim Kampker assistierte: „Wir verfolgen bei unserer Forschungsarbeit zwei Ziele — die Optimierung einzelner Komponenten und die Entwicklung von Prototypen elektrischer Antriebsstränge. Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der RWTH und von Unternehmen widmet sich dieser Aufgabe im neuen Labor.“

Über 60 Experten an einem Ort

Bei einer Talkrunde zum Thema „Elektromobilität made in NRW“ — moderiert von Robert Esser, Redakteur unserer Zeitung — wurde deutlich, dass man sich in der neuen Anlage am Campus Boulevard viel vorgenommen hat. Fünf RWTH-Institute werden hier spartenübergreifend zusammenarbeiten: die Institute für Elektrische Maschinen, für Stromrichtertechnik und elektrische Antriebe, für Schweiß- und Fügetechnik, das PEM (Lehrstuhl für Production Engineering of E-Mobility-Components) sowie das Werkzeugmaschinenlabor.

Die ersten Mitarbeiter haben das Labor bereits bezogen. Auf rund 3600 Quadratmetern befinden sich Büroräume, eine Halle mit Batterieteststand sowie ein Maschinenpark. Über 60 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft werden in Zukunft hier tätig sein.

Grund genug für Prof. Günther Schuh, Geschäftsführer der RWTH Aachen Campus GmbH, in der ihm eigenen enthusiastischen Art über die modernen Zeiten im neuen eLab zu philosophieren. In den USA, dem selbst ernannten Mutterland der Elektromobilität, produziere man Elektroautos wie die Luxuslimousine Tesla oder den Supersportwagen Faraday — beides Modelle um die 100.000 Euro —, in Aachen arbeite man an der Massenkompatibilität des Elektroantriebs „wie einst Henry Ford bei der Entwicklung des T-Modells“.

Schuh verwies in diesem Zusammenhang auf den in Aachen entwickelten und gefertigten Street Scooter, der in Preis und Wirtschaftlichkeit auf dem Niveau eines vergleichbaren benzinbetriebenen Modells fahre.

Vor diesem Hintergrund verwies Prof. Achim Kampker (PEM) darauf, dass mittlerweile nicht mehr die früher noch mangelnde Reichweite des batteriebetriebenen Antriebs das Problem sei, sondern die immer noch hohen Kosten, die durch intensive Forschung jedoch stetig gesenkt werden könnten. Prof. Dirk Uwe Sauer vom Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe sah Nachholbedarf eher auf der nichttechnischen Seite. Man müsse mehr kommunizieren, dass die handelsübliche Haussteckdose zur Deckung des Strombedarfs reiche, die meisten täglich gefahrenen Strecken lägen ohnehin bei völlig unproblematischen rund 40 Kilometern.

Soviel optimistischer Aufbruchsstimmung mochte sich auch Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp nicht verschließen: „Bei der Elektromobilität steht der Durchbruch bevor.“ Philipp hob hervor, die Stadt könnne sich glücklich schätzen, „Projektideen zu beherbergen, die ganz weit vorne sind“, und befand mit Blick auf das Aachener Unternehmen Bombardier und eben den dort produzierten Street Scooter: „Wir haben den Spagat geschafft, den Sprung in die Innovation zu bewerkstelligen und gleichzeitig Arbeitsplätze zu retten“.

Energie- und Wirtschaftsminister Garrelt Duin blieb es vorbehalten, vor rund 140 Gästen aus Bund, Land, Region sowie Vertretern der Hochschule und Industrie noch einmal die NRW-Komponente der Forschung ins Licht zu rücken: „Bei der Elektromobilität hat NRW Vorbildfunktion, schon allein wegen seiner Ballungsräume“, befand der Minister.

„Aachen spielt beim Beginn des Zeitalters der E-Mobilität eine wichtige Rolle.“ Der Minister formulierte seinen „Traum“: Batterien müssten endlich auch in einer Fabrik vor Ort in Deutschland produziert werden, und nicht nur in Asien. Und dann sagte Duin einen Satz, der Wissenschaftler und Honoratioren in Aachen sehr stolz gemacht haben dürfte: „Ich wüsste auch schon, wo die stehen könnte.“