Aachen : Butter, Pferde und ganz viel Stil
Aachen Von Pferden lässt sich Toni Meggle gerne auf Trab halten. Er war ein erfolgreicher Buschreiter, einst bayerischer Vize-Meister, ein hervorragender Springreiter und wurde dann nach einer Sehnenverletzung ein formidabler Dressurreiter.
Die Verantwortung für seine Firma — die Molkerei Meggle Wasserburg GmbH & Co. KG, gegründet 1887 von Josef Anton Meggle als kleine Käserei — ließ die Karriere enden, nicht aber die Leidenschaft von Toni und seiner Frau Marina Meggle — selbst erst Spring-, dann Dressurreiterin und Tochter der ersten Frau in einem Sulki — für den Reitsport, weswegen sie als Sponsor auch heuer wieder auf dem CHIO unterwegs sind. Oder besser: als Freund des Dressursports. „Wir sind begeistert von Pferden, und deswegen setzen wir uns für sie ein“, sagt Toni Meggle.
Möglich macht dies das laufende Geschäft — Meggle zählt zu den renommiertesten Herstellern von Milchverarbeitungserzeugnissen in Europa, Asien (schon seit 1977) und Amerika. Es ist auch einer der weltweit größten Hersteller von Pharma-Lactose. Weltweit zählt das Unternehmen 2500 Mitarbeiter — 850 davon am Stammsitz in Wasserburg bei München. 9500 Betriebe aus acht Ländern liefern die Milch — rund 800 Millionen Kilogramm im Jahr.
Allein 1000 Betriebe beliefern den Stammsitz Wasserburg. In der Bilanz wird ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro geführt. „In Aachen erleben wir internationales Flair um unser internationales Unternehmen“, sagt Toni Meggle, gelernter Molkereimeister mit Ausbildung zum Industriekaufmann, der schon mit 29 Jahren als Gesellschafter an der Seite seines Vaters agierte. Er machte aus einem regionalen Familienbetrieb ein international operierendes Unternehmen.
Die Monroe hauchte den Namen
83 Jahre ist er nun alt, seit 2002 Vorsitzender des Aufsichtsrates des Unternehmens, das seinen Namen trägt. Die Geschäfte mögen andere führen. Und doch ist er immer noch der Kopf des Hauses, dessen Tradition groß geschrieben wird — und das doch mit Bioproduktion und Sponsoring, was vom Reitsport bis zu Schlagerstar Helene Fischer („Atemlos“) reicht, die Zukunft eingeläutet hat. Fischer tritt übrigens in große Fußstapfen: Einst hauchte Marilyn Monroe den Firmennamen in einem Werbespot.
Die eigentliche Erfolgsgeschichte der Marke Meggle — glaubt man den Erzählungen — begann mit dem Eucharistischen Weltkongress in München 1961. 500.000 Teilnehmer aus aller Welt sollten auch mit Butter versorgt werden, die Ausschreibung bescherte Meggle den Auftrag, und Meggle bescherte der Welt daraufhin die Portionsbutter. Später war es die Kräuterbutter, die das Unternehmen stärkte. Und auch das ist so eine Geschichte: Für die Mischung aus Butter und Kräutern musste eigens die Deutsche Streichfettverordnung auf Wirken der Meggles geändert werden, denn bis dahin war so etwas wie industriell produzierte Kräuterbutter nicht vorgesehen.
Toni Meggle hat all diese Geschichten erlebt. Er ist ein wichtiger Teil von ihnen. Und, das wird auf dem CHIO einmal mehr deutlich, auch Teil der Reitsportwelt. Er genießt diese Tage, klar. Wenn er bei den Pferden ist, dann ist — salopp formuliert — alles in Butter.
Es gibt auf dem CHIO Menschen, die nennen ihn einen Glücksfall — es sind vor allem Dressurreiter. Denn Toni Meggle ist ein treuer wie großzügiger Förderer des Dressursports — der es trotz Totilas immer noch schwer hat, die gewünschte Aufmerksamkeit zu erregen. Aber so ist das eben bei einer Disziplin, deren hohe Kunst in Piaffen und versammeltem Schritt sich nicht so leicht erschließt wie ein Fehler am Steilsprung, bei dem eine Stange zu Boden geht. „Die Dressur ist ein gesteigertes Bewegungserlebnis“, sagt Meggle und richtet sich das Sakko.
Vor vielen Jahren hatten Marina und Toni Meggle selbst ein Pferd, das beim CHIO an den Start ging. Seitdem sind sie mit dem Turnier verbunden. „Es steckt für uns voller schöner Erinnerungen und ist das Highlight in unserem Terminkalender, wenn es um Pferde geht“, sagt Marina Meggle.
Heute läuft der Olympische Grand Prix Spécial im Dressurstadion des Reitturniergeländes in der Aachener Soers mit Totilas und all den anderen. Es geht um den Meggle-Preis, der ist 42.000 Euro wert. Und solche Meggle-Preise (die Serie „Meggle-Champions“ besteht seit sieben Jahren) werden auch bei anderen Turnieren, etwa in Dortmund oder Donaueschingen, vergeben. Zur Freude der Dressurreiter.
Es gibt andere Menschen — nicht nur auf dem CHIO —, die ihn den Butterbaron nennen. Und das keineswegs despektierlich, sondern voller Anerkennung für Lebenswerk und eben Auftreten: denn stets stilvoll bis edel, so ist sein Erscheinungsbild. Das Einstecktuch sitzt akkurat im karierten Sakko, die braunen Slipper glänzen. Seine Ausstrahlung ist einwandfrei. Ein Gentleman, der für Werte und vor allem fairen Umgang steht — auch oder gerade mit Pferden. „Sport mit dem Pferd sollte eine faire Partnerschaft und nicht Mittel zum Zweck der Selbstdarstellung sein“, sagt er.
Dieser Satz ist ihm wichtig. Und er genießt es, wenn ihn die Pferde im fairen Wettkampf auf Trab halten — und die Geschäfte weiter laufen.