1. Wirtschaft

Arbeitslosenquote befindet sich fast auf „Vor-Corona-Niveau“

Agentur für Arbeit Aachen-Düren : Arbeitsmarkt erholt sich von Corona

Der Arbeitsmarktreport der Agentur für Arbeit Aachen-Düren fällt 2021 deutlich positiver aus als im Vorjahr. Insbesondere der Kreis Heinsberg geht mit guten Zahlen ins Jahr 2022. Es gibt aber auch negative Entwicklungen.

Bei seinem Rückblick auf das Jahr 2021 berichtet Ulrich Käser von positiver Überraschung. Der Leiter der Agentur für Arbeit Aachen-Düren vermeldet bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag, dass sich die Arbeitslosigkeit wieder fast „auf Vor-Corona-Niveau“ befindet. Ein Zustand, den er eigentlich erst für Frühjahr 2022 avisiert hatte.

Käser hebt hervor, dass insbesondere die Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zurückgegangen ist. Im Dezember 2021 ist sie um 27,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken.

Für enorme Marktentlastung habe die Kurzarbeitsregelung gesorgt. Die Inanspruchnahme sei jedoch inziwschen deutlich zurückgegangen. Haben im Jahr 2020 noch 125.000 Menschen in der Region Kurzarbeitergeld erhalten, waren es 2021 nur noch etwa 25.000 im Agenturbezirk, der die Städteregion Aachen, den Kreis Düren und den Kreis Heinsberg umfasst.

„Auch der Stellenbestand geht langsam wieder in Richtung Vorkrisenniveau“, sagt Käser, wenngleich er auch erwartet, dass noch Betriebsschließungen aufgrund der Pandemiesituation folgen werden. Die Nachfrage nach Fachkräften sei wieder angestiegen. Das sei an sich ebenfalls eine positive Entwicklung, die jedoch auch gleich zu einem der negativen Punkte führt, den Käser und die Leitungen der Jobcenter allesamt benennen: die Integration der Langzeitarbeitslosen.

„Das ist in Zukunft ein Kernthema“, sagt Käser und verweist auf knapp 21 Prozent mehr Langzeitarbeitslose als noch im Jahr 2020. Gleichzeitig werde es immer schwieriger für Menschen ohne Fachkenntnisse, eine Anstellung zu finden: „Unausgebildete haben keine Chance.“ Der Lösungsansatz laute deshalb, Weiterbildungen anzubieten und Arbeitslose zu qualifizieren. „So können wir dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu decken.“

Martina Forkel nennt in diesem Zusammenhang auch eine Personengruppe, die beim Stichwort „Langzeitarbeitslosigkeit“ wahrscheinlich nicht sofort in den Sinn kommt: junge Erwachsene. „2022 wollen wir den Fokus insbesondere auf junge Menschen legen“, sagt die Leiterin des Job-com Düren. Inzwischen gingen mehr Jugendliche ohne Abschluss von der Schule, „der Prozess des Erwachsenwerdens verlagert sich in die Zwanzigerjahre.“

Eine Maßnahme, die den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern soll, ist die erhöhte Kontaktaufnahme mit Eltern und Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr. Denn auch in Düren haben 2021 weniger Jugendliche als geplant einen Schulabschluss erhalten. Für 2022 stünden dafür mehr Abgänger als vermutet in den Startlöchern.

Ein ähnliches Ziel formuliert auch Christian Trox, Leiter des Jobcenters Heinsberg. Er hebt zudem die Situation von Alleinerziehenden hervor. Für 2022 hat sich Trox vorgenommen, einerseits die Motivation dieser Zielgruppe zu stärken und andererseits für attraktive Teilzeitangebote auch während der Berufsausbildung zu sorgen.

Der Kreis Heinsberg kann übrigens einen besonderen Erfolg verzeichnen: Die Arbeitslosigkeit ist um 5,2 Prozent zurückgegangen, der Rückgang im Gesamtgebiet beläuft sich auf zwei Prozent. Käser vermutet, dass der mittlerweile gute und funktionierende Umgang mit der Coronavirus-Pandemie auch darauf zurückzuführen ist, dass der Kreis so früh von dem Virus betroffen war. Zur dortigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sagt Trox: „Wir sind glücklich über diesen Verlauf, das hätten wir nicht erwartet.“

Forkel lässt genau wie Stefan Graaf vom Jobcenter der Städteregion Aachen anklingen, dass die Anlaufstellen nicht nur karrierebedingt wichtig für die Kundschaft sind. Insbesondere persönliche An- und Absprachemöglichkeiten seien wichtig für die Kunden. Mit der Pandemie und der Hochwasserkatastrophe ist das Jobcenter laut Graaf noch mehr zu einem „lebensweltorientierten Kümmerer“ geworden. Sozialintegrative Leistungen wie etwa Schuldnerberatung oder psychosoziale Betreuung seinen wichtige Aufgabenfelder, und für 2022 plant er noch mehr aufsuchende Arbeit. Das bedeutet, dass die Mitarbeitenden noch aktiver den Kontakt zu ihrer Kundschaft suchen wollen.