BMW beendet Lieferaufträge : 4500 Arbeitsplätze in Born vor unsicherer Zukunft
Born/Aachen Nach der angekündigten Schließung des Continental-Werkes in Aachen folgt eine weitere schlechte Nachricht aus der Region: BMW hat bekannt gemacht, die Lieferaufträge für VDL Nedcar in Born Ende 2023 zu beenden.
Die Automobilindustrie ist in der Krise, und die Ausläufer treffen die Euregio Maas-Rhein empfindlich. Nach der Ankündigung, das Continental-Reifenwerk in Aachen mit 1800 Arbeitsplätzen zu schließen, folgt eine weitere schlechte Nachricht: BMW hat bekannt gemacht, die Lieferaufträge für VDL Nedcar in Born Ende 2023 zu beenden, dort werden rund 200.000 BMW X1 und Mini pro Jahr gefertigt. Für 4500 Arbeitnehmer beginnt nun eine Phase der Unsicherheit, allerdings ist die Unternehmensleitung guter Dinge, bis dahin neue Auftraggeber finden zu können.
In der letzten Woche haben die Bayern kundgetan, die Produktion der beiden Modelle ab 2024 in eigene Werke zu verlegen. Zunächst war die des Kompakt-Geländewagens X1 zurückgenommen worden, jetzt ist auch das Ende des Mini Countryman und Cabrio in den weitläufigen Hallen in Born verkündet worden. Born ist rund 40 Kilometer von Aachen entfernt und gehört zu Sittard-Geleen. Damit steht das Weiterbestehen eines der größten industriellen Arbeitgeber der Region vorläufig in den Sternen.
VDL-Nedcar-Direktor Paul van Vuuren gibt sich jedoch optimistisch. „Diese Türe schließt sich, aber es öffnet sich immer wieder woanders ein Fenster“, zitieren ihn verschiedene niederländische Medien. Natürlich seien die Nachrichten aus München betrüblich, man müsse sie jedoch akzeptieren – immerhin werde die Produktion noch drei Jahre weiterlaufen: „In dieser Zeit müssen wir neue Kunden an uns binden.“
Damit sei man schon seit einiger Zeit intensiv beschäftigt. Immerhin hat BMW öffentlich erklärt, dass das Weggehen aus Born nichts mit der Qualität oder der Lieferzuverlässigkeit des einzigen niederländischen Automobilherstellers zu tun hat, sondern allein durch die Marktumstände und die anstehende Transformation in Richtung Elektromobilität bedingt sei – alle Autofabrikanten und Zulieferer würden sich derzeit neu ausrichten. Dabei habe der Erhalt der eigenen Arbeitsplätze Vorrang.
VDL Nedcar bezeichnet sich selbst als einen der modernsten Automobilhersteller Europas und geht, ausgezeichnet etwa mit Innovationspreisen, durchaus selbstbewusst auf die Suche nach einem neuen Auftraggeber. Schon seit Jahren will man sich von der einseitigen Abhängigkeit von BMW befreien und eine zweite Produktionslinie aufbauen. Deshalb ist man zum Beispiel mit der Provinz Limburg im Gespräch, um das Fabrikgelände zu erweitern und das angrenzende Straßennetz auszubauen. 35 Millionen Euro würde das die öffentliche Hand kosten, eine Investition, die nun angesichts der aktuellen Entwicklung von einigen Parteien im Provinzparlament in Maastricht noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden soll.
Vor kurzem noch Neueinstellungen
Kürzlich waren in Born noch 150 neue Mitarbeiter eingestellt worden und werden derzeit Sonderschichten an Samstagen gefahren, um die derzeit hohe Nachfrage nach Mini und X1 zu befriedigen. Und auch für nächstes Jahr plant Direktor Van Vuuren weiter mit einem Zwei-Schichten-Betrieb, die Vorbereitungen für die Erneuerung der Lackierstraße, die bis zu 350 Millionen Euro erfordern würde, gingen ebenfalls weiter, sagte der Firmenchef der Tageszeitung „De Limburger“.
Schließlich habe man schon Verhandlungen mit aufstrebenden chinesischen Autobauern geführt, die Interesse an einem europäischen Standort hätten, und einem sogar eine Absage erteilt, weil das gewünschte Produktionsvolumen (wegen der Fertigung für BMW) nicht hätte bereitgestellt werden können. Mit dieser Firma werde man sicher noch einmal Gespräche führen.
Auf längere Sicht gebe es gute Möglichkeiten, meinte der Firmenchef weiter. Eine davon könnte auch eine junge Firma aus Helmond sei, die ein niederländisches Sonnenauto erfunden hat, den Lightyear One, der auch über Solarmodule auf der Karosserie Energie auflädt. Unterstützung bei den Rettungsbemühungen hat bereits der niederländische Wirtschaftsminister Eric Wiebes zugesagt.