Ständiger Druck macht krank
Meinung Die Zahlen der Barmer-Studie sind alarmierend: Jeder vierte Student leidet unter psychischen Erkrankungen. Und das sind nur die Zahlen derer, die tatsächlich zum Arzt gegangen sind.
Die Dunkelziffer der jungen Menschen, die ebenfalls depressiv und überfordert sind, dürfte deutlich höher liegen. Besonders erschreckend: Die Tendenz ist steigend. Nun, mag manch einer einwenden, die Bereitschaft, psychische Probleme zu behandeln, ist ebenfalls gestiegen. Das darf aber nicht vom eigentlichen Problem ablenken, dass in unserer Gesellschaft etwas schief läuft.
Das Motto „höher, schneller, weiter“ wird uns schon von Kindesbeinen an nahegelegt: Am besten werden Fremdsprachen schon im Kindergartenalter erlernt, berufsorientierende Praktika in der Mittelstufe absolviert und die Studienfächer im Rekordtempo durchlaufen. Dabei wäre es doch nicht fatal, wenn man vier Semester länger bräuchte oder erst später im Berufsleben Fuß fasste.
Im Gegenzug dafür erhielte man mehr Lebensqualität, hätte weniger Konkurrenzgedanken und ganz besonders: eine gesunde Psyche. Was es dafür aber braucht, ist ein Umdenken derer, die von einer Leistungsgesellschaft profitieren: Arbeitgeber, Unternehmer, Politiker.
Wenn die Mehrzahl der Verantwortlichen nicht aufhört, junge Menschen zu Maschinen umfunktionieren zu wollen, dann werden aus motivierten Heranwachsenden später überforderte, frustrierte Arbeitnehmer, die geplagt von Selbstzweifeln sind. Und das will doch wirklich niemand.