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Berlin: WM-Aufgalopp am Brandenburger Tor

Berlin : WM-Aufgalopp am Brandenburger Tor

In herrlicher Atmosphäre präsentierte sich am Sonntagabend die Aachener Reitsport-Weltmeisterschaft vor der Kulisse des Brandenburger Tores in Berlin.

„Welch ein Auftakt dieses Championates unter dem Wahrzeichen von Deutschland für Deutschland - wie sich auch unsere WM versteht”, schwärmte Konsul Klaus Pavel, Präsident des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV).

Gleichzeitig hoffte er: „Dieser Platz wurde bei der Fußball-WM Symbol einer Begeisterungsfähigkeit, die wir 14 Tage in Aachen neu aufleben lassen wollen.”

Mit eindrucksvollen Facetten zauberte das WM-Organisationskomitee (OK) mit Frank Kemperman und Michael Mronz eine breite Palette des Pferdesports auf ein 40 mal 23 Meter angelegtes Reitviereck.

Rund 2000 Berliner, ließen sich unter der Moderation des früheren ARD-Chefredakteurs Hartmann von der Tann auf provisorischen Tribünen mitreißen.

„Wir freuen uns, dass Aachen in der Hauptstadt für die Reit-WM wirbt. Sie ist nach der FIFA-WM das sportliche Großereignis des Jahres”, hatte der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bereits zuvor gesagt. Deutschland habe in den vergangenen Wochen gezeigt, „was für ein großartiger Gastgeber” es sei.

Michael Mronz machte freilich noch einen feinsinnigen Unterschied der beiden Championate aus: „Unser Ziel ist es, im Sportjahr 2006 deutsche Weltmeister feiern zu können.” Kurzum: Was Klinsmanns Jungs versagt blieb, sollen die Reiter richten.

Für den Aufgalopp sorgte in der zunächst wolkenverhangenen , dann gar sonnigen Abendstimmung der Hauptstadt das herrliche Bild acht frei laufender Araber-Stuten - anrührend begleitet von ihren Fohlen. Nachdem ein Distanzreiter (eine der sieben WM-Disziplinen) die Szene aufgelöst hatte, verzauberte ein Pas de Deux mit Dressur-Anmut der amtierenden Doppelweltmeisterin Nadine Capellmann auf Pandoer sowie Isabell Werth auf Apache, der erfolgreichsten Dressurreiterin aller Zeiten.

Immer wieder brandete Applaus auf der Straße des 17. Juni auf. Dort hatte WM-Maskottchen Karli in einem Cabrio ebenso seinen Auftritt wie die Jugend mit einer feurigen Berliner Springquadrille mit acht Ponys und einem Mini-Traber-Team aus Shetland.

Die Voltigier-Ex-Weltmeisterin Nadja Zülow, Lebensgefährtin des Spring-Equipe-Reiters Marcus Ehning, ließ es sich nicht nehmen, eine weitere WM-Disziplin vorzustellen - in hautengem silbernen Stretchanzug. Die Berliner applaudierten mitgerissen.

Und dann der Auftritt des Fahrsportes mit Vier- und Zweispännern sowie Günter Fröhlichs Präsentation der „Barockpferde” bzw. alter Rassen wie Friesen, Lipizzaner oder Andalusier! Die Veranstaltung hatte zu diesem Zeitpunkt längst Fahrt aufgenommen. Für weiteres Raunen im Publikum sorgte nicht nur die Demonstration des Westernreitens - einst hohe Kunst beim Kühetreiben. An Aktion getoppt wurde dies noch durch die belgische Stuntmen-Truppe „Thunderguys”, die mehr unter ihren Galoppern „klebten” als auf ihnen.

Die beiden Höhepunkte schließlich zum Finale: Aachens „Päpstin” der Pferdechoreographie und Reitsportausbildung, Renate Dahmen, zauberte gemeinsam mit der Tanzwerkstatt Carla Brettschneider ein Pas de Quatre aufs Viereck. In blütenweißen Kostümen schwebten zehn Balletteusen zu klassischen Klängen an den Pferden vorbei.

Und dann war es soweit. Direkt vom Turnier in Balve eingeflogen, präsentierte sich Deutschlands favorisierte Springreiter-Equipe mit Marco Kutscher, der sich am Nachmittag leicht verletzt hatte und nicht reiten konnte sowie mit Meredith Michaels Beerbaum, Ludger Beerbaum, Marcus Ehning und Christian Ahlmann, dem strahlenden Sieger von Balve: „Eine klasse Aktion vor dieser ganz besonderen Kulisse”, sagte Beerbaum.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Schirmherrin der Reit-WM sparte sich ihre Eindrücke für Aachen selber auf: Sie kommt zur Eröffnung und zum Abschluss der Weltmeisterschaft in die Soers.