1. Sport
  2. Volleyball

Aachen: „Ladies“ stehen vor richtungsweisendem Doppelspieltag

Aachen : „Ladies“ stehen vor richtungsweisendem Doppelspieltag

Am Wochenende müssen die „Ladies in Black“ Aachen in der Volleyball-Bundesliga gleich zweimal vor heimischer Kulisse antreten: Am Samstag (19 Uhr) empfängt das Team von Trainer Manuel Hartmann den Tabellenachten Köpenicker SC, am Sonntag (16 Uhr) folgt das Kräftemessen mit dem Schlusslicht VCO Berlin.

Vor dem Doppelspieltag sprach Roman Sobierajski mit dem 29-Jährigen.

Am Mittwoch sind Ihre bevorstehenden Gegner aufeinandergetroffen. Köpenick hat sich als Sieger Luft verschafft. Wie sehen Sie die Ausgangslage für Ihre Mannschaft?

Hartmann: Nun ja, das Spiel war nicht unbedingt auf einem überragenden Niveau. Die Köpenicker haben nun einigen Abstand auf die Abstiegszone, aber nicht durch die Begegnung am Mittwoch, sondern sie haben auch in den vier Spielen zuvor gepunktet. Der KSC hat zurück zu seinen Stärken gefunden und nutzt das konsequent.

Heißt also, Straubing und Hamburg sind die Hauptgegner beim Kampf gegen den Abstieg?

Hartmann: Hamburg wird aufgrund der Verletzung von Karine Muijlwijk sicher in den verbleibenden Partien geschwächt sein. Und Straubing trifft noch auf VCO und Suhl, dürfte also noch einige Punkte holen. Aber jetzt sind wir zunächst gefordert, und umso wichtiger ist es, am Wochenende zu punkten.

Kann man denn sagen, dass sechs Punkte Pflicht sind aus diesen beiden wichtigen Begegnungen?

Hartmann: Sechs Punkte sind Wunsch und Plan. Gegen das Nachwuchsteam von VCO sind drei Punkte sicher auch Pflicht. Manchmal hat man bei ihnen das Gefühl, dass etwas die Luft raus ist. Die jungen Mädchen mit den Geburtsjahren 1998/99 haben oft sich selbst als größten Gegner, und sie verlieren den Faden.

Simona Kosova ist in der letzten Partie mit einer Bänderdehnung verletzt ausgefallen, was Ihre Möglichkeiten zu variieren zusätzlich eingeschränkt hat. Wie ist die Lage vor dem Spiel gegen Köpenick?

Hartmann: Gegen Münster hatte auch Zuspielerin Silvia Baradel muskuläre Probleme, Dora Grozer spielte mit starken Schmerzen im Daumen. Ich hatte also genau eine Wechselmöglichkeit zwischen Miri Kuciakova und Lene Scheuschner. Gegen Köpenick wird Baradel sicher wieder zurückkommen, Kosova vielleicht. Aber viele Varianten haben wir nicht.

Kann man sagen, dass es generell eine Schwäche Ihrer Mannschaft ist, dass eine Außenspielerin fehlt, die sowohl stabil in der Annahme steht und gleichzeitig im Angriff eine gute Quote hat?

Hartmann: Das war Laura Weihenmaier, die uns verlassen hat. Das Team war von den Aufgaben und den Positionen her vor Saisonbeginn schon konsistent geplant, aber es ist schwer zu kompensieren, dass plötzlich eine der Schlüsselpositionen wegbricht. Es wird auch gegen Köpenick wieder so sein, dass die Tagesform entscheidet, ob Kuciakova oder Scheuschner besser zurecht kommen. Das werde ich nach Gefühl entscheiden.

Man hat den Eindruck, dass Sie mit der Mannschaft mitten in der Saison einen Neuaufbau gestartet haben. Gibt es dafür auch eine andere Erklärung als den Weggang von Weihenmaier?

Hartmann: Unsere Performance war auch schon im November nicht mehr das Gelbe vom Ei. Man hat gemerkt, dass manche Dinge nicht mehr gelaufen sind und Unzufriedenheit zutage kam. Wenn dann noch eine Führungsspielerin wie Laura Weihenmaier geht, kann man nicht einfach weitermachen und so tun, als sei nichts gewesen. Im Januar damit anzufangen, die Aufgaben neu zu verteilen und die sozialen und emotionalen Bereiche neu zu sortieren, bedeutet eine Menge Arbeit. Aber uns fehlt die Zeit, das System neu einzuspielen. Es fehlt die Zeit, an den verbliebenen Baustellen zu arbeiten.

Geht es auch darum, eine neue Hackordnung zu finden?

Hartmann: Nein, Revierkämpfe und Machtspiele gibt es nicht, so sind die Mädels nicht veranlagt. Man sieht, dass wir bis zum Ende kämpfen, auch wenn wir im Rückstand liegen.

Dann vielleicht andersherum: Wenn es läuft, dann läuft es. Wenn es nicht läuft, fehlt eine Spielerin, die vorangeht, die Ärmel hochkrempelt und sich gegen die drohende Niederlage stemmt . . .

Hartmann: . . .da sind wir wieder beim gleichen Punkt. Dafür braucht man eine extreme Persönlichkeit oder viel Erfahrung. Unsere Mannschaft ist sehr jung. Dora Grozer etwa hat in der vergangenen Saison nur wenig gespielt und ist seit Januar eine der Schlüsselspielerin, auf die sich dann alle Gegner konsequent einschießen. Alle gegnerischen Trainer haben den Plan, sie aus dem Spiel zu schießen.

Was auch frustrierend ist . . .

Hartmann: . . . was heißt frustrierend? Das ist eine Herausforderung, der sie sich stellen muss. Das ist nicht einfach. Juliane Langgemach hatte gegen Münster ihren zweiten größeren Einsatz für uns und hat das gut gemeistert. Tatiana Crkonova hat seit Saisonbeginn eine neue Position, Britt Bongaerts spielt ihre erste Bundesliga-Saison. Was bleibt an gestandenen Spielerinnen sind Libera Dominika Valachova und Mittelblockerin Ivona Svobodnikova. Natürlich fehlt es noch an Stabilität, aber es fehlt nicht viel, um Wiesbaden oder Münster zu besiegen.

Volleyball ist eine statistikverliebte Sportart. Wirft man einen Blick darauf, sieht man, dass die „Ladies“ eine schlechte Angriffsquote haben und auch bei von Erfolg gekrönten Zuspielen nach schlechter Annahme nicht unbedingt glänzen. Liegen darin die Gründe für den aktuellen Tabellenplatz?

Hartmann: Wir sind bei Angriffen aus guter Annahme heraus meist wesentlich besser als unsere Gegner. An unserem Angriffsdefizit aus schlechter Annahme heraus haben wir intensiv gearbeitet, um den Angreiferinnen weitere Optionen zu ermöglichen. Unsere Grundidee ist, aus schlechter Vorbereitung heraus sicher zu spielen und aus einer besseren Situation heraus voll Druck zu machen.

Dafür braucht man aber Spielerinnen, die selbst Entscheidungen treffen können . . .

Hartmann: . . . genau, und da sind wir wieder bei dem Punkt . . .

. . . mit der Erfahrung?

Hartmann: . . . und der Geduld, auf die bessere Situation zu warten und nicht auf Biegen und Brechen den Punkt machen zu wollen. Lieber mal tippen oder den Block anschlagen. Aber dafür braucht es Erfahrung und Zeit.

Gibt es einen Fahrplan, wie viele Punkte bis Saisonende nötig sind, um die Klasse zu halten?

Hartmann: Ich habe gedacht, zehn Punkte aus der Rückrunde würden reichen. Vier haben wir bislang, kämen am Wochenende sechs dazu, wären wir da. Aber auch die anderen Teams unten drin haben unerwartet gepunktet. Ein paar zusätzliche mehr für uns wären also schön.

Gehen wir davon aus, dass die „Ladies“ am Saisonende über dem Strich stehen werden, dann folgt eine echte Premiere: Das erste Pre-Play-off-Spiel seit dem Aufstieg in die Bundesliga.

Hartmann (lacht): Dann ginge es direkt nach Ende der Hauptrunde für uns weiter. Mir wären zwei Wochen spielfrei bis zum Beginn der Endrunde eigentlich ganz recht. Aber es könnte in dieser Saison sehr eng werden, die Play-offs direkt zu erreichen.