Ladies in Black Aachen : Am Ende fehlt den Ladies nur der allerletzte Punch
Aachen Zwei Sätze lang liefern die Ladies in Black dem Tabellenführer der Volleyball-Bundesliga einen mitreißenden Kampf auf Augenhöhe. Doch am Ende stehen die Aachenerinnen nach dem 32:34 im vierten Satz mit leeren Händen da.
Es war exakt 20.13 Uhr an diesem Samstagabend, als Guillermo Hernandez, der spanische Trainer des SC Potsdam, sich in Denkerpose auf sein Höckerchen setzte, das Kinn mit der Hand abgestützt und immer wieder verständnislos den Kopf schüttelnd. Denn irgendetwas lief aus Sicht des Tabellenführers der Volleyball-Bundesliga zwischen zwei Auftritten in der Champions League da gerade gewaltig falsch.
Denn nach den ersten beiden Sätzen, die seine Mannschaft mit 25:19 und 25:13 gewann, sah es nach dem üblichen „Zu-null-Erfolg“ für sein Team aus, doch die Aachenerinnen hatten gerade den dritten Durchgang mit 25:15 für sich entschieden. Und es sollte fast noch schlimmer kommen für den Spitzenreiter, doch am Ende fehlte den Ladies nur ein Hauch, ein kleiner Stupser, der allerletzte Punch, um Potsdam in den Tiebreak zu zwingen.
So blieb den Aachenerinnen zwar der stehende Applaus der Zuschauer im rappelvollen Hexenkessel, doch Zählbares sprang für die Ladies nicht heraus. Doppelt bitter, denn weil Münster und Wiesbaden punkteten, rutschte Aachen auf den siebten Tabellenplatz ab.
„Wir haben heute gezeigt, dass wir gegen jede Mannschaft in der Liga bestehen können“, war Mittelblockerin Layne van Buskirk zumindest mit dem zweiten Teil des fast zweistündigen Ringens zufrieden. Team und Trainer hatten sich viel vorgenommen für das Duell mit Potsdam, doch zunächst war davon wenig zu sehen. „Wir waren in den ersten beiden Sätzen sowas von uninspiriert“, war auch Aachens Coach Stefan Falter mit dem Auftakt unzufrieden, „wir haben die Bälle einfach gedankenlos in den Block geschlagen.“ So reichte Potsdam eine mittelmäßige Leistung, um mit einer 2:0-Satzführung in die Zehn-Minuten-Pause zu gehen.
Doch zurück kam eine ganz andere Aachener Mannschaft: konzentriert, motiviert, ideenreich. Und Potsdam bekam das bekannte Syndrom nach zwei locker gewonnenen Sätzen. „Die machten halblang, ließen nur ein paar Prozent nach und haben etwas den Fokus verloren. Wir haben keine Fehler gemacht und dann auch noch die Blockpunkte geholt“, betete Falter das Aachener Erfolgsrezept runter. Und beim SCP stand auf einmal Murphy‘s Gesetz mit auf dem Feld: Es ging schief, was schiefgehen konnte. Der Punkt zum 17:13 für Aachen? Ein Killblock gegen die Topangreiferin der Liga, Anett Nemeth. Das 18:13? Ein verschlagener Ball im ersten Tempo. Das 20:13? Ein Potsdamer Zuspiel ins Nichts. Potsdam konnte den ersten Aachener Satzball zwar noch abwehren, doch dann machte van Buskirk mit einem diagonal geschlagenen Angriff den Deckel drauf.
Was dann kam, nannte die Kanadierin nach dem Spiel „sehr aufregend, für uns und für die Fans“. Denn spätestens bei 16:11 zur zweiten technischen Auszeit schien Potsdam die Kräfteverhältnisse wieder gerade gerückt zu haben. Doch die Aachenerinnen wollten partout nicht aufgeben. Hernandez nahm eine Auszeit, als die Ladies seinem Team bis auf 16:18 auf die Pelle gerückt waren, sein Gegenüber, als Potsdam sich wieder vier Punkte Vorsprung erarbeitet hatte.
Bei 24:20 für den SCP schien der Sieg nur noch eine Formsache, doch weder Nemeth noch Hester Jasper brachten ihre Angriffe im Aachener Feld unter. Also, erneute Potsdamer Auszeit. Dann sah das Schiedsgericht, das bei einigen Entscheidungen die Qualität des Spiels nicht mitgehen konnte, berechtigt einen technischen Fehler auf Potsdamer Seite, und Aachens Kapitänin Jana-Franziska Poll glich zum 24:24 aus.
Und dann ging die Party richtig los: Aachen hatte dreimal Satzball, Potsdam wehrte dreimal ab. Die Gäste hatten Matchball, doch zwei Punkte in Folge von Aachens Diagonalangreiferin Lara Davidovic brachten Aachen wieder zum möglichen Satzgewinn. Doch der SCP wehrte auch die Satzbälle fünf, sechs und sieben ab. Am Ende war es dann Anett Nemeth, die den zweiten Matchball verwandelte und für hart erarbeiteten Jubel in ihrer erfolgsgewöhnten Mannschaft sorgte.