Mönchengladbach : Unwürdiges Schauspiel im Borussia-Park
Mönchengladbach Die Meinungen nach dem Schlusspfiff gingen dann doch deutlich auseinander. „Das war kein Foul“, brüllte Gladbachs aufgewühlter Trainer Dieter Hecking durch den Spielertunnel. Schalkes Flügelflitzer Daniel Caligiuri konterte: „Klares Foul.“ Beide hatten die Szene des Topspiels der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04, das 1:1 endete, auch nach 90 intensiven Minuten noch bildhaft in Erinnerung.
Es lief die 40. Minute am Samstagabend, als Schiedsrichter Sascha Stegemann auf den Elfmeterpunkt zeigte und sich Gladbachs Thorgan Hazard schon den Ball zurechtlegte. Doch dann funkte Video-Assistent Tobias Welz den Unparteiischen an und riet ihm, sich die Situation im Bewegtbild noch einmal genau anzuschauen.
Nach Begutachtung der Bilder nahm Stegemann seine Entscheidung wieder zurück, weil Naldos Foul an Stindl eine Regelwidrigkeit von Oscar Wendt an Daniel Caligiuri vorausgegangen sein soll. Eine äußerst umstrittene Entscheidung, die Hecking auf der Pressekonferenz nicht weiter kommentieren wollte.
Nachgefragt, ob er denn grundsätzlich weiterhin ein Befürworter des Videobeweises sei, konnte sich der gebürtige Westfale dann doch nicht mehr zurückhalten. „Ja, ich bin ein klarer Befürworter, aber die Diskussion geht mir tierisch auf den Keks. Ich habe keinen Bock mehr, darüber zu reden“, sagte ein ziemlich aufgebrachter Chefcoach.
Mit einem verwandelten Foulelfmeter hätten die Gladbacher für eine beruhigendere Pausenführung sorgen können, denn Christoph Kramer hatte die Gastgeber Mitte der ersten Hälfte mit seinem ersten Bundesliga-Tor seit knapp drei Jahren in Führung gebracht. Nach einer Ecke verlängerte Matthias Ginter per Kopf zu dem am langen Pfosten lauernden Kramer, der aus kurzer Distanz keine Mühe hatte, den Ball im Tor zu versenken (24.).
„Das war ein ungewohntes, aber gutes Gefühl“, freute sich der 26-Jährige hinterher, der für den verletzten Tony Jantschke (Schädelprellung) in die Startelf zurückgekehrt war. Dennoch haderte auch der Weltmeister mit der Situation kurz vor der Halbzeit. „Ich kann es nicht verstehen, weil die Foulsituation gefühlte acht Minuten zurücklag. Wir diskutieren jede Woche mehr über den Videobeweis.“
Kurz vor der strittigen Szene hatte der Schiedsrichter schon einmal den Assistenten aus Köln bemüht. Dem mutmaßlichen 2:0 durch Stindl (37.) verwehrte Stegemann zu Recht die Anerkennung, weil der Stürmer nach einem Lattentreffer von Vincenzo Grifo knapp im Abseits stand. So blieb es beim 1:0 zur Pause.
Vestergaard trifft ins eigene Tor
Nach dem Wechsel knüpften die Borussen nahtlos an die starke Leistung des ersten Durchgangs an. Grifo und Stindl mit einer Doppelchance (51.) sowie Thorgan Hazard (57.), der nach einer leichten Muskelverletzung spielen konnte, scheiterten am Schalker Schlussmann Ralf Fährmann. Und so fiel der Treffer auf der anderen Seite. Gladbachs Jannik Vestergaard grätschte vor 54 018 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park eine flache Hereingabe von Caligiuri ins eigene Netz (62.). „Das ist das Los eines Abwehrspielers, aber ich hatte das Gefühl, ich musste in der Situation dort hingehen“, erklärte der Däne. „Es ist natürlich ärgerlich, weil wir ansonsten ein gutes Spiel gemacht haben.“
Fortan verlor die Borussia etwas den Faden und die Knappen übernahmen immer mehr die Spielkontrolle. Der eingewechselte Guido Burgstaller hätte kurz vor Schluss fast noch den unverdienten Siegtreffer für die Schalker erzielt, aber Keeper Yann Sommer entschärfte den Schuss des Österreichers im letzten Moment (87.). „Das ist kein schlechter Punkt. Es war ein umstrittenes und sehr intensives Spiel“, resümierte der Gladbacher Schlussmann, und Sportdirektor Max Eberl ergänzte: „Das war ein Spiel, in dem sehr viel drin war und diskutiert wird. Aber in der Summe war es ein sehr, sehr gutes Fußballspiel, wo Borussia Mönchengladbach einen verdienten Punkt geholt hat. Punkt!“
Für die Fohlen geht es bereits morgen (20.30 Uhr) weiter. Die Borussia gastiert beim SC Freiburg, und Kramer weiß, was sie dort erwartet: „Unangenehmer Gegner, Dienstagabend und Schneefall im Breisgau.“