Jülich : TTC Indeland Jülich: Kein Interesse am Aufstieg in die Bundesliga
Jülich Es ist schon paradox, dass sich die besten Teams der 2. Tischtennis-Bundesliga nicht unbedingt um den Aufstieg in die Deutsche Tischtennis Liga (kurz: DTTL) reißen. Das Geschäft um die einst so populäre höchste deutsche Spielklasse scheint sich für die meisten Vereine nicht mehr zu rentieren.
Viele Traditionsvereine sind von der Bildfläche verschwunden, andere denken über den Rückzug nach und die cleversten Klubs etablieren sich lieber in der zweiten Liga. Der TTC Indeland Jülich, als vierfacher Europapokalsieger immer noch einer der erfolgreichsten Tischtennisvereine Deutschlands, schaffte gerade als Vizemeister der 2. Bundesliga erneut die sportliche Qualifikation für die Tischtennis-Bundesliga, doch die Jülicher lehnen dankend ab. Das „Konzept DTTL“ scheint dem Traditionsklub zu missfallen.
„Es gibt für uns keinen plausiblen Grund, in die Bundesliga aufzusteigen. Das Spielsystem ist zuschauerunfreundlich, und die Lizenzauflagen sind wirtschaftlich nur schwer darstellbar“, erklärte TTC-Manager Arnold Beginn, der nun schon zum dritten Mal seit dem Bundesliga-Abstieg im Jahr 2010 auf die Rückkehr ins Oberhaus verzichtete.
„Klar, wir wollen uns mit den besten Mannschaften Deutschlands messen, aber das Niveau und das Spielsystem der zweiten Liga ist so gut, dass wir unseren Fans in Jülich auch in dieser Liga absoluten Top-Sport bieten können. Über die Hälfte der Spieler gehören in ihren Heimatländern zum Kreis der Nationalmannschaft“, sagt Beginn.
Bester Spieler Belgiens
In der Tat: Lauric Jean bestätigte erst vor einem Monat mit dem Gewinn der belgischen Meisterschaft im Männer-Einzel sein Talent. Jean gewann in der 2. Bundesliga die meisten Spiele, in Belgien geht kein Weg mehr an ihm vorbei, und in Jülich ist er der Fels in der Brandung. Auch für ihn ist der Zweitligastandort Jülich attraktiver als das „große Geschäft“ in der Deutschen Tischtennis Liga, und deswegen verlängerte Jean jüngst seinen Vertrag bei den Indeländern, obwohl zahlreiche Bundesligisten sich für ihn interessierten.
„Ich spiele gerne in Jülich. Ich finde hier optimale Rahmenbedingungen vor. Die Nähe zu meiner Heimat, die sportliche Herausforderung und der gute Teamgeist sind auch von Vorteil. Rundum: In Jülich stimmt das Gesamtpaket“, sagt der zur Zeit beste Tischtennisspieler Belgiens.
Anspruch und Wirklichkeit scheinen in der Tischtennis-Bundesliga nur selten Deckungsgleich zu sein. Die Veränderungen des Spielsystems, die damit verbundene Reduzierung auf Dreiermannschaften und die Verbannung des Doppels, verkürzen zwar die Spielzeit, sie führen allerdings nicht zu einem gesteigerten Publikums- und Medieninteresse. Welche Fans nehmen für eine effektive Spielzeit von meistens nur 60 Minuten, verpackt in drei Einzeln, Fahrten von sechs bis acht Stunden auf sich?
„Die 2. Liga hat für mich heute den Stellenwert, den früher die Bundesliga hatte. Wir kommen an jedem Spieltag in den Genuss von attraktiven und hochklassigen Wettkämpfen. Wir sehen es nicht ein für die Lizenzierung einen mittleren fünfstelligen Betrag zu zahlen, ein hohes Risiko einzugehen und das Konzept der Liga scheitert schon im Ansatz. Wir entscheiden uns für den Sport, damit gegen das Konzept der DTTL und können jede Nacht ruhig schlafen. Wir möchten den Leistungssportstandort Jülich langfristig sichern und nicht in einer Saison im Feuer der DTTL verglühen lassen“, erläuterte Beginn weiter.
Verein mit vielen Interessen
Darüber hinaus verfolgt der TTC Indeland neben dem Leistungssport andere Ziele, die der Vorstand um den Präsidenten Mike Küven mit ähnlicher Intensität realisieren möchte: Der Verein hat sich Integration, Prävention, Breitensport, und Nachwuchsförderung auf seine Fahne geschrieben. Mit rund 15 gemeldeten Mannschaften, diversen Kooperationen mit Schulen und Hilfsorganisationen und zwei Jugendmannschaften in der höchsten deutschen Spielklasse liefert der TTC Jülich ein Vorbild für einen sozial und modern geführten Verein mit vielschichtigen Ambitionen.