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Was wurde aus Alemannia Aachens Ex-Profi Manuel Junglas?

Was wurde aus...? : Auf der Tribüne die Zukunft geplant

Alemannia Aachens Ex-Profi Manuel Junglas hat sich nach dem Fußball mit einer eigenen Firma in Köln selbstständig gemacht. Eine Entscheidung aus seiner aktiven Zeit sieht er heute als großen Fehler an.

Als er im Januar 2006 eine Einladung ins Wintertrainingslager der Alemannia Aachen nach Portugal bekam, war er noch 16 Jahre alt. Im März 2007, mit gerade 18 Jahren, folgte der erste Einsatz für den damaligen Bundesligisten Aachen – der erste Schritt in Richtung Profi-Fußball.

Heute, 14 Jahre später, sitzt Manuel Junglas am Schreibtisch und plant die nächsten Einsätze seiner Firma. Denn der Kölner, der Ende Januar 32 Jahre alt wurde, hat auch die Karriere nach der Karriere erfolgreich gestartet. Heute ist er Inhaber seiner eigenen Firma „Fassaden Sauber OHG“.

2004 war der talentierte Youngster den aufmerksamen Blicken von Helmut „Helle“ Birk nicht entgangen. Alemannias damaliger Jugendtrainer, der aktuell als Koordinator der Aachener U 17 verantwortlich zeichnet, verpflichtete den jungen Kölner vom SC West Köln.

Junglas: „Die Zeit in Aachens B-Jugend war mit die schönste, wir hatten viel Spaß und waren auch recht erfolgreich.“ Das wiederum war auch Dieter Hecking aufgefallen, der Ende der Saison 2005/06 mit der Alemannia in die Bundesliga aufsteigen sollte. Er lud Junglas nach Portugal ein: „Es war eine riesige Erfahrung, als 16-Jähriger mit den Alemannia-Profis im Trainingslager zu sein, mit Erik Meijer, Willi Landgraf, Sascha Rösler oder Stephan Straub zu trainieren“, so Junglas, „die Profis haben mich toll aufgenommen und sich um mich gekümmert, vor allem Reiner Plaßhenrich und Sergio Pinto.“

Im Winter 2007, Junglas spielte mit der zweiten Mannschaft in der NRW-Liga, folgte die Berufung in den Bundesliga-Kader, im März gegen Bielefeld der erste Einsatz. „Erst morgens habe ich den Anruf bekommen, ich solle schnell zum Tivoli kommen“, erinnert sich der Kölner an diesen aufregenden Tag, an dessen Ende ihn der damalige Coach Michael Frontzek in der 90. Minute einwechselte.

In der Aachener Reserve avancierte Junglas neben dem Stolberger Abdul Özgen zum Torjäger und machte in der Saison 2007/08 unter dem damaligen U 23-Trainer Eric van der Luer gemeinsam mit Özgen und wie u. a. auch Marco Höger und Alper Uludag den entscheidenden Schritt zu den Profis. „Eric hat mich nach oben gebracht. Ihm ist das Menschliche sehr wichtig. Er weiß genau, wie er welchen Spieler ansprechen muss“, ist Junglas dem niederländischen Ex-Profi auch heute noch dankbar, dass er ihn auf den richtigen Weg gebracht hat.

Junglas stürmte bis Sommer 2012 für Aachen, dann, mit dem Abstieg in die Dritte Liga, verabschiedete er sich – wenn auch ungern. „Ich wäre gerne bei der Alemannia geblieben. Aber da war zum einen das bessere Angebot, zum anderen wollte ich auch mal weg von zu Hause.“ Er wechselte in der Zweiten Liga zum VfR Aalen nach Baden-Württemberg. „Es war eine gute Zeit, aber die Schwaben sind schon anders als wir Rheinländer. Und ich bin nun mal ein Kölner Jung“, sagt der 32-Jährige zwinkernd.

 Konzentriert am Schreibtisch: Manuel Junglas hat sich nach dem Fußball selbstständig gemacht.
Konzentriert am Schreibtisch: Manuel Junglas hat sich nach dem Fußball selbstständig gemacht. Foto: privat

Sportlich lief es zuerst nicht so, aber nach dem Trainerwechsel von Ralph Hasenhüttl zu Stefan Ruthenbeck avancierte er danach zum Stammspieler. Obwohl Junglas erst kurz zuvor seinen Vertrag verlängert hatte, legte ihm der finanziell nicht auf Rosen gebettete VfR keine Steine in den Weg, als er im Winter 2015 zum Drittligisten Arminia Bielefeld wechselte, da es für ihn zuletzt in Aalen nicht mehr so gut gelaufen war.

„Ich kannte Samir Arabi aus meiner Aachener Zeit“, ließ sich Junglas von dem Arminia-Sportdirektor und Trainer Norbert Meier für das Projekt „Zweitliga-Aufstieg“ der Bielefelder begeistern. „Neben Aachen hatte ich in Bielefeld meine schönste Zeit im Fußball“, schwärmt Junglas, der zum „Drittliga-Spieler des Monats April 2015“ gewählt wurde und in der Relegation den Aufstieg feierte. „Und nicht zu vergessen das Halbfinale im DFB-Pokal“, blickt er zurück.

2017 zog es den Kölner in seine Heimatstadt zur höchst ambitionierten Viktoria. „Im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler, in die Regionalliga zu wechseln“, so Junglas, der andere Angebote, wie von Hansa Rostock, ausschlug. „Das Umfeld hat überhaupt nicht gepasst, auf einmal hat man vor 2000 statt vor 20.000 Zuschauern gespielt. Und in der Regionalliga geht es deutlich körperbetonter zu.

„Nach einem guten Einstieg kam ich unter Marco Antwerpen kaum noch zum Zug, erst als Olaf Janßen übernahm, habe ich in der Rückrunde gespielt. Doch von einem Tag auf den anderen fand ich mich auf der Tribüne wieder und durfte im Training noch nicht mal bei Elf gegen Elf mitmachen, sondern musste laufen gehen. Ich durfte noch nicht mal in der zweiten Mannschaft spielen“, blickt der Vater einer siebenjährigen Tochter auf diese unbefriedigende Zeit zurück und sucht den Fehler dafür auch bei sich selbst: „Die Mannschaft war eingespielt und erfolgreich, da wechselt der Trainer nicht. Und ich hatte damals Stress mit meinem Hausbau, habe zwar versucht, die PS auf die Bahn zu bekommen. Das ist mir aber nicht immer so gelungen, wie es sollte.“

Auf der Tribüne hatte Junglas Zeit, über seine Zukunft nachzudenken: „Ich habe mich gefragt, was kommt nach dem Fußball. Und da habe ich zufällig im Internet etwas über Fassadenreinigung gesehen.“ Mit einem Freund, der Malermeister ist, gründete Junglas im November 2018 seine eigene Firma und nannte sie „Fassaden Sauber OHG“.

Auch wenn er wegen des schlechten Wetters momentan am Schreibtisch sitzt und die neuen Aufträge für das Frühjahr plant, steht Junglas sonst selbst auf den Baustellen und reinigt die Objekte gemeinsam mit dem Freund und einem Angestellten. „Es war eine sehr gute Entscheidung, und es macht riesigen Spaß, zusammenzuarbeiten“, ist er auch mit der Entwicklung seiner Firma zufrieden.

Fußball war für ihn kein Thema mehr – eigentlich. Das Knie ist angeschlagen, ein Kreuzbandriss vor elf Jahren wirkt nach. „Ich bin ja jetzt auch über 30, mein Knie macht sich bemerkbar“, hatte Junglas das Thema abgeschlossen, bis sein Freund Deniz Kasap ihn überredete, gemeinsam mit ihm und Ex-Profi David Odonkor doch noch ein bisschen beim geplanten Fusionsclub 1. FC Rurland in der Kreisliga A Düren zu kicken. „Wir wollten schon immer mal zusammen kicken. So lange ich Zeit neben der Firma und meiner Tochter habe und mein Knie mitmacht, werde ich kicken“, freut sich Junglas schon auf die Spiele mit seinen beiden Kumpels.

Rückblickend zieht er eine zufriedene Bilanz: „Mir ist nichts geschenkt worden, alles habe ich mir hart erarbeitet. Beim SC West Köln hatte ich nicht die Ausbildungsmöglichkeiten wie andere jungen Fußballer in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten. Aber ich finde, ich habe sehr viel aus meinen Möglichkeiten gemacht.“