Aachen : TK Kurhaus Aachen bleibt durch ein 3:3 gegen BW Halle erstklassig
Aachen Um 19.18 Uhr hatte die Zeit des Leidens ein Ende. Die komplette Bank des TK Kurhaus Aachen stürmte auf Philipp Oswald und Salvatore Caruso zu, in Sekundenschnelle hatte sich eine Jubeltraube um das siegreiche Doppel gebildet, das den Klassenerhalt in der Tennis-Bundesliga gerade perfekt gemacht hatte.
3:3 gegen den entthronten Meister Blau-Weiß Halle: Es war der unfassbare Abschluss eines dramatischen letzten Spieltages und einer turbulenten Saison, die auf der Zielgeraden doch noch ihr Happy End gefunden hatte. Oder wie Teamchef Alex Legsding es mit arg strapazierter Stimme vor mehr als 700 feiernden Zuschauern formulierte: „Das ist noch besser als ein Meistertitel.“
Am Vortag hatte sich die Ausgangslage im Abstiegskampf nicht entscheidend verändert, da die drei bedrohten Teams am vorletzten Spieltag alle eine Niederlage kassiert hatten. Ein Punkt wäre für die Aachener in Gladbach (2:4) möglich gewesen, Caruso im Einzel und Martín Cuevas/Guillermo Olaso im Doppel mussten sich im Champions Tiebreak aber geschlagen geben. Und so kam es, dass das Lambertz-Team ohne auch nur einen Punkt Vorsprung auf die Konkurrenten Blau-Weiss Neuss und TV Reutlingen zu haben, in das Endspiel gegen Halle ging.
Es dauerte nicht allzu lange, bis aus dem Dreikampf um den Ligaverbleib ein Zweikampf wurde. Bereits nach den Einzeln stand fest, dass Neuss keine Chance mehr haben würde, den Abstieg abzuwenden, da die Blau-Weissen 0:4 gegen Krefeld zurücklagen. Reutlingen dagegen führte 3:1 gegen Weinheim, was den Druck auf die Kurhaus-Akteure noch ein bisschen erhöhte.
Die Hausherren präsentierten sich zu Beginn jedoch nervenstark. Sowohl Cuevas, der gegen den Niederländer Thiemo de Bakker spielte, als auch Nils Langer, der es mit dem Russen Aslan Karatsev zu tun bekam, trumpften groß auf und gewannen ihre Spiele. Cuevas musste jedoch „nachsitzen“, da er den zweiten Satz abgab. Im Champions Tiebreak, der dem TK Kurhaus in dieser Saison selten zum Vorteil reichte, hatte der Uruguayer aber das bessere Ende diesmal auf seiner Seite (10:6).
„Es ist wichtig für die Jungs, die nach uns spielen, dass Martín und ich gewonnen haben“, wusste Langer um den psychologisch wertvollen Beitrag, den er geleistet hatte. Seine Worte sollten sich bewahrheiten, da auch Olaso und Caruso einen guten Start erwischten. Caruso geriet jedoch nach einer Diskussion um einen vermeintlichen Aus-Ball aus der Spur, der Spanier Daniel Munoz-de la Nava bog einen 2:4-Rückstand in ein 6:4 im ersten Satz um.
Im zweiten Durchgang stemmte sich Caruso gegen die drohende Niederlage, der Italiener konnte im Tiebreak aber nicht verhindern, dass Halle auf 1:2 verkürzte. Die Situation im Tabellenkeller wurde noch komplizierter, als Olaso nach gewonnenem ersten Satz den zweiten gegen Jeremy Jahn verlor und im Champions Tiebreak ebenfalls den Kürzeren zog (7:10) — 2:2.
Die Aachener waren auf Schützenhilfe von Weinheim angewiesen, um die Klasse noch zu halten — und sie erhielten sie. Denn als die Kurhaus-Akteure sich im Doppel noch mitten im ersten Satz befanden, hatte Weinheim Reutlingen bereits beide Doppel abgenommen. Ein großes „Dankeschön“ schickte Kurhaus-Trainer Dominik Meffert dann auch gleich in Richtung Weinheim.
Denn so musste aus den abschließenden beiden Partien nur noch ein Sieg her, was sich jedoch als überaus schwierig erweisen sollte. Cuevas/Olaso verloren in zwei Sätzen gegen Munoz-de la Nava/Tim Pütz, so dass die ganze Hoffnung auf den Schultern von Caruso/Oswald ruhte. Nach grandiosem ersten Satz (6:1) vergab das Duo gegen Jahn/Karatsev im zweiten gleich zwei Matchbälle — und verlor im Tiebreak.
„Dieser Spieltag spiegelt unsere ganze Saison wider“, urteilte Meffert. Der Kurhaus-Trainer musste nämlich noch einmal richtig leiden, als Caruso/Oswald im Champions Tiebreak 2:6 zurücklagen. Nach einer sensationellen Aufholjagd, die mit einem Doppelfehler der Hallenser endete, kannte der Jubel im Kurpark aber keine Grenzen mehr. Und Alex Legsding versprach: „Sambuca für alle. Es ist mir heute egal, was das kostet.“
Kurhaus Aachen — Halle 3:3: Salvatore Caruso - Daniel Munoz-de la Nava 4:6, 6:7 (5); Martin Cuevas - Thiemo de Bakker 7:6 (1), 6:7 (8), 10:6; Guillermo Olaso - Jeremy Jahn 6:2, 3:6, 7:10; Nils Langer - Aslan Karatsev 7:5, 7:6 (0); Cuevas/Olaso - Munoz-de la Nava/Tim Pütz 3:6, 6:7 (5); Caruso/Philipp Oswald - Jahn/Karatsev 1:6, 6:7 (7), 10:6