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Leichtathletik U20-EM: „Ich habe Blut geleckt im Nationaltrikot“

Leichtathletik U20-EM : „Ich habe Blut geleckt im Nationaltrikot“

Felix Wittmann erreicht das Halbfinale über 800 Meter. Stabhochspringerin Laura Giese scheitert schon in der Qualifikation.

„Das Gefühl war super, den Adler auf der Brust tragen zu dürfen“, sagt Felix Wittmann nach seinem ersten internationalen Einsatz. „Eine tolle Erfahrung.“ Der Mittelstreckler der Leichtathletik-SG Eschweiler erreichte bei den U20-Europameisterschaften in der estnischen Hauptstadt Tallinn das Halbfinale über 800 Meter. In 1:50,71 Minuten fehlte etwa eine Sekunde, um in den Endlauf einzuziehen. Deutlich weniger glücklich war Laura Giese mit ihrer Premiere im Nationaltrikot. Ohne gültige Höhe war für die Aachenerin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, bereits in der Stabhochsprung-Qualifikation Schluss.

Der Auftritt von Laura Giese war deutlich kürzer als geplant. Gerade einmal drei Versuche absolvierte die Aachenerin im Kadrioru staadion. Es waren drei ungültige Versuche bei ihrer Anfangshöhe 3,75 Meter. „NM = No Mark“ wurde in der Ergebnisliste vermerkt. „Ich bin leider überhaupt nicht mit der Anlage klargekommen“, sagt die 19-Jährige.

„Das war beim Einspringen schon abzusehen. Ich war auf jeden Fall körperlich topfit.“ Das Timing hat bei keinem ihrer Sprünge gepasst. „Ich hatte meistens die Höhe, aber ich bin von oben auf die Latte gefallen“, so Giese, die vor zwei Wochen in Mannheim ihre Bestleistung noch auf 4,20 Meter gesteigert hatte und vor der EM immerhin auf Platz drei der europäischen Bestenliste stand. „Dann wurde ich doch ein bisschen nervös, weil ich gemerkt habe, dass das nicht so richtig klappt. Und dann waren die drei Versuche leider auch schnell vorbei.“

Sie müsse lernen, mit der Nervosität besser umzugehen, so ihre Erkenntnis. Nun habe sie die Deutschen Meisterschaften der U20/U18 am übernächsten Wochenende im Blick. „Ich freue mich auf Rostock“, so Giese. Da soll es besser laufen. Und es besteht die Möglichkeit, sich für die U20-Weltmeisterschaften Mitte August in Nairobi (Kenia) zu qualifizieren. Die Norm hat sie.

In Tallinn reichten 3,90 Meter für den Einzug ins Finale. Das verfolgte sie am Samstagnachmittag von der Tribüne aus und feuerte ihre Mannschaftskolleginnen an. Eine von ihnen, Sarah Franziska Vogel (LG Seligenstadt), holte mit 4,30 Metern EM-Gold.

Auch Felix Wittmann konnte sie ein paar aufmunternde Worte zuwerfen. Der Mittelstreckler der Leichtathletik-SG Eschweiler absolvierte zu der Zeit sein zweites Rennen über 800 Meter. „Ich habe mich am Morgen vor dem Halbfinale nicht so fit und bereit gefühlt, wie ich es gerne gehabt hätte“, so Wittmann. „Man hat ja die Erfahrung von den Deutschen Meisterschaften, wie man sich eigentlich am zweiten Tag fühlt – da hat was gefehlt.“ Eine Erklärung hat er nicht. Die Regeneration am Vortag sei in Ordnung gewesen, er habe gut geschlafen. „Vielleicht war es die Aufregung“, vermutet er. „Trotzdem war es zufriedenstellend. Ich war ja auch nicht abgeschlagen hinten.“ Klar sei aber auch gewesen: „Die vorne waren viel zu schnell.“

Als in der zweiten Runde Tempo gemacht wurde und sich das Feld auseinander zog, konnte er nicht mehr folgen. Nach 1:50,71 Minuten war er im Ziel, Platz sieben in seinem Lauf, Rang 13 in der Gesamtabrechnung des Halbfinales. Die ersten Drei der beiden Läufe und zwei weitere Zeitschnellste kamen ins Finale, das der Pole Krzysztof Róznicki in 1:47,44 Minuten gewann. Der Drittplatzierte seines Halbfinals war etwa eine Sekunde schneller als Wittmann.

Im Vorlauf hatte er das Glück, im letzten der insgesamt vier Rennen laufen zu können. „Das war ein Riesenvorteil für mich“, betont der 19-Jährige. „Man hat eine klare Zeitvorstellung, um über die Zeit weiterzukommen.“ Mit dem Wissen um die Leistungen der Konkurrenten besteht allerdings auch die Gefahr, dass es ein schnelles Rennen wird, was Wittmann eigentlich, auf seine Spurtstärke hoffend, vermeiden wollte. „So ist es ja auch gekommen“, sagt er. Auch im Vorlauf qualifizierten sich die ersten Drei direkt für die nächste Runde.

Hinter dem klar in Führung liegenden Briten Daniel Howells lieferte sich Wittmann auf der Zielgeraden ein Sprintduell mit dem Italiener Francesco Pernici, in das sich der Franzose Paul Anselmini mit rustikalem Armeinsatz einmischte. „Das war eine grobe Unsportlichkeit, das macht man nicht“, stellt Wittmann klar. Da sei keine Lücke gewesen, „der hat sich die Lücke zurechtgezogen. Aber ich bin ja trotzdem weitergekommen. Es wäre eine andere Geschichte gewesen, wenn ich gestürzt wäre.“ Die drei Kontrahenten überquerten nahezu zeitgleich die Ziellinie, Pernici und Anselmini in 1:50,21 Minuten, Wittmann als Vierter in 1:50,24 Minuten. Als Zeitschnellster neben den direkt Qualifizierten erreichte er das Halbfinale.

Auch Felix Wittmann peilt nun wie Laura Giese die Jugend-DM in Rostock an, plant aber vorher noch ein Rennen. „Ich will WM-Norm laufen“, betont der Eschweiler Läufer. „Ich habe Blut geleckt im Nationaltrikot und würde gerne nach Kenia.“