1. Sport
  2. Lokalsport

Springturnier in Aachen: Erst gesiegt, dann den Platz bearbeitet

Springturnier in Aachen : Erst gesiegt, dann den Platz bearbeitet

Die erfolgreichen Reiter packen beim fünftägigen Springturnier des Clubs Rheinischer Springreiter und des RV Laurensberg im Aachener Dressurstadion bei der Organisation mit an.

Manch einer wird sich am Sonntagmorgen überrascht die noch müden Augen gerieben habe, als er um 7.30 Uhr auf dem Turniergelände in der Aachener Soers ankam, denn der „Parkwächter“ dürfte den meisten bekannt vorgekommen sein. Zumal, wenn sie am Freitag das Zwei-Phasenspringen der Klasse S verfolgt hatten, das Marc Boes (Liedberg) auf Incredible Blue nach fehlerlosen Ritt in 37,13 Sekunden gewonnen hatte.

Sonntags stellte sich der auch international erfahrene Springreiter ganz in den Dienst seiner jüngeren Kollegen – denn „ein Turnier von Reitern für Reiter“, das war bei dem fünftägigen Springturnier, das der Club Rheinischer Springreiter gemeinsam mit dem Reiterverein Laurensberg im Aachener Dressurstadion veranstaltete, nicht nur ein schöner Spruch.

„Sonst wäre das ja im Chaos geendet. Ich habe mal gezählt, zwischendurch hatte ich über 100 Pferdehänger auf dem Platz stehen, das hätte nicht geklappt, wenn ich das nicht koordiniert hätte. Aber ehrlich gesagt: Reiten tue ich lieber“, erläutert Marc Boes lachend. Am späten Samstagabend hatte der 58-jährige Belgier, der seit vielen Jahren in Deutschland – und jahrelang in der Region – lebt und trainiert, noch das Zwei-Sterne-S unter Flutlicht mit Chelly Belly und Incredible Blue geritten, dabei aber Abwürfe kassiert. Und nur wenige Stunden später stellte er sich am nächsten Morgen bereits in den Dienst der Reiter aus der Region, denn die hatten am Sonntag ihren großen Auftritt bei dem fünftägigen Springturnier mit insgesamt 27 Prüfungen von der Klasse E bis S**.

„Es war viel Arbeit, aber es hat alles wunderbar funktioniert“, zog Leo Pohen, Turnierleiter und Vorsitzender des RV Laurensberg, erschöpft, aber zufrieden Bilanz. Dabei war das schlechte Wetter in den ersten Turniertagen quasi Fluch und Segen zugleich. „Wir hatten gut 80 Prozent Auslastung, so haben wir die großen Starterfelder gut bewältigen können. Und ein großer Dank geht an den Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV), der uns ganz unbürokratisch kurzfristig die benachbarte Albert-Vahle-Halle zum Abreiten zur Verfügung gestellt hat.“

Sportlicher Höhepunkt war das Springen mit Stechen der Klasse S** am Samstagabend unter Flutlicht. Doch bei den vier Pferden, die sich für die Entscheidungsrunde qualifiziert hatten, tauchten nur zwei Reiternamen auf. Denn Frederic Tillmann zeigte gleich mit drei Pferden im Normalparcours fehlerfreie Runden, musste sich aber trotzdem Felix Schneider (Bornheim) beugen, der in 39,93 Sekunden auf Choose Me erneut fehlerfrei blieb.

Zweiter, Dritter und Vierter: Frederic Tillmann, hier auf Cel‘ Amour, bringt gleich drei Pferde ins Stechen, muss sich aber Felix Schneider geschlagen geben.
Zweiter, Dritter und Vierter: Frederic Tillmann, hier auf Cel‘ Amour, bringt gleich drei Pferde ins Stechen, muss sich aber Felix Schneider geschlagen geben. Foto: Dagmar Meyer-Roeger

Mit dem zwölfjährigen Holsteiner hatte Schneider, der als Vorstandsmitglied im Springreiter-Club natürlich zwischen den Springen ebenfalls mit anpackte und mit dem Traktor den Boden im Parcours wieder glatt zog, auch das erste S*-Springen am Donnerstag vor Boes gewonnen, der mit Incredible Blue Zweiter und Dritter geworden war. Bester Reiter aus der Region war hier Thomas Kuck vom gastgebenden RV Laurensberg auf Platz sechs.

„Ja, das ist schon außergewöhnlich, drei Pferde in ein Stechen zu bringen. Ich glaube, das hatte ich auch noch nie“, überlegte Frederic Tillmann, der in seiner Karriere schon „über 100 schwere Springen“ gewonnen hat. Mit Cel‘ Amour, den er sich von seinem jüngeren Bruder Gilbert ausgeliehen hatte, verbuchte er ebenso einen Abwurf wie auch mit Campino, den ihm Peter Weinberg (Kohlscheid) erst zehn Tage zuvor zur Verfügung gestellt hatte. „Ich glaube, ich werden meinen Bruder fragen, ob ich Cel‘ Amour noch für das internationale Turnier in Hagen geliehen haben kann“, war Tillmann zufrieden.

Für Hagen schonte er im Stechen Pferd Nummer drei, Ciceros Boy. „Das ist momentan mein bestes Pferd, den ich in Aachen auf Hagen vorbereitet und daher im Stechen nicht mehr eingesetzt habe“, so Tillmanns, der nur am Samstag in der Aachener Soers gestartet war. An den Tagen zuvor hatte er seinen 14-jährigen Sohn Lennard beim internationalen Children-Turnier im belgischen Opglabek gecoacht.

„Ein schönes Turnier mit tollen äußeren Bedingungen“, unterstreichen Tillmann und Boes unisono. Das schreit nach einer Fortsetzung, denn schon das 2021 coronabedingt kurzfristig organisierte Sommerturnier an gleicher Stelle war ein voller Erfolg gewesen. „Wir denken drüber nach, auch über ein Dressurturnier, das wir Laurensberger in diesem Jahr noch anbieten wollen“, blickt Pohen voraus.

Alle weiteren Ergebnisse unter: www.its-turnierservice.de.