Die Fußball-Regionalliga : Ein Duell auf Augenhöhe
Beeck Nach dem 1:0-Sieg bei Mönchengladbach II möchte der FC Wegberg-Beeck am Samstag gegen Tabellennachbar Sportfreunde Lotte im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga nachlegen.
Der Sieg hat gutgetan. Nicht nur, dass er die Hoffnung auf das Wunder „Klassenerhalt“ wachhält, er war auch einfach eine Belohnung für die gute Trainingsarbeit. Und wird ganz sicher neue Kräfte freisetzen. Mit dem 1:0 bei der U23 von Borussia Mönchengladbach hat der FC Wegberg-Beeck den Abstand zur Abstiegszone in der Fußball-Regionalliga wieder verringert. Und gegen die Sportfreunde Lotte steht am Samstag, 14 Uhr, im Waldstadion ein sehr wichtiges Sechs-Punkte-Spiel auf dem Programm. Denn der nächste Gast steht einen Punkt – bei einem Spiel weniger – unter Beeck auf dem 18. Platz.
„Gegen Lotte und in Bonn ein Sieg, und dann können wir nächsten Samstag richtig Geburtstag feiern“, wünscht sich Eric Wille, der in einer Woche 20 Jahre alt wird. Beecks – aktuell dritter – Keeper weiß, wie es sich anfühlt, gegen Lotte zu gewinnen. Vergangene Saison musste er beim Spiel in Münster ins kalte Wasser springen, als Denis Jansen, der den verletzten Stammkeeper Stefan Zabel vertrat, Rot sah. Und der damals 18-jährige A-Jugendliche hielt die Null und sicherte Beeck einen Zähler beim 0:0. Im folgenden Heimspiel stand Wille zwischen den Pfosten – an einem Freitagabend unter Flutlicht gegen Lotte. Und durfte sich nach dem 2:0-Erfolg gemeinsam mit dem Team feiern lassen.
„In Münster musste ich ja sofort ohne Nachzudenken rein, aber vor dem ersten Heimspiel hatte ich schon eine schlaflose Nacht“, blickt Wille zurück. „Wie oft hatte ich zuvor mit meinem Vater am Rand gestanden und ein Spiel der Ersten verfolgt, die Einlaufmusik gehört und geträumt, dass ich das selber mal erleben darf.“
In Lövenich geboren, startete Wille seine Fußballkarriere beim heimischen STV – im Feld. „Ich stamme zwar aus einer Familie von Keepern, mein Vater, Opa und Uropa – alle standen im Tor. Aber mein damaliger Trainer meinte – lange bevor ein mitspielender Keeper modern wurde –, dass man auch als Torhüter gut Fußball spielen muss.“
So war er bis zur E-Jugend Rechtsverteidiger, aber sein Talent als Keeper muss klar vorhanden gewesen sein. Eric Wille lacht: „In meinem ersten Spiel als Torwart hat ein Scout von Alemannia Aachen mich zum Probetraining eingeladen.“ An den Tivoli verschlug es ihn jedoch nicht, sondern nach einem Jahr beim SV Baal ins Beecker Waldstadion. „Da gehe ich schon in meine neunte oder zehnte Saison“, muss Wille, der gerade erst vorzeitig seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat, selbst nachrechnen.
Im Waldstadion zu bleiben, war für ihn nie eine Frage, auch wenn er in dieser Saison noch kein Meisterschaftsspiel bestritten hat. Mit Zabel und Tiago Estevao hat er zum einen zwei starke Konkurrenten auf diesem Posten, zum anderen musste er zu Saisonbeginn lange nach einer Bauch-OP passen. „Das war eine schwierige Zeit, wieder fit zu werden, vor allem, den Kopf wieder frei zu bekommen. Denn als Keeper darf man keine Angst vor dem Ball haben.“ So steht, nach vier Regionalliga-Einsätzen in der vergangenen Saison, in dieser Spielzeit bisher nur ein FVM-Pokalspiel (4:0 bei BW Köln) in seinen Leistungsdaten.
„Natürlich will ich spielen, das ist hart für mich, es nicht zu können. Aber ich bin kein Typ, der abhaut, sondern ich bleibe immer dran“, unterstreicht Wille. „Ich kann und will noch viel dazulernen, und dann wird auch meine Zeit kommen.“ Und mit breitem Grinsen setzt er hinzu: „Auch Stefan wird älter – auch wenn ein Torwart oft länger agiert als Feldspieler.“ Doch die „Wartezeit“ auf der Bank ist nicht einfach: „Es ist schwierig, das zu akzeptieren und sich jede Woche zu motivieren, wenn man nicht spielt. Aber man muss dranbleiben, irgendwann kommt die Chance, und dann muss man sofort da sein.“
Zurück zu Lotte – an das letzte Heimspiel gegen die Sportfreunde erinnert sich Wille gut: „Lotte war in den ersten 20 Minuten am Drücker, dann fanden wir besser in die Partie, und die Rote Karte kurz vor der Pause hat uns geholfen.“ Evangelos Skraparas hatte das 1:0 erzielt, und „Justin Hoffmanns in der Nachspielzeit mit einem langen Lauf den 2:0-Erfolg eingetütet“. Ein Szenario, dass der 19-Jährige sich auch am Samstag wünschen würde: „Wir treffen uns mit Lotte auf Augenhöhe und können mit einem Dreier oben Anschluss sowie Lotte auf Abstand halten. Und uns so noch alle Möglichkeiten in Sachen Klassenerhalt offenhalten.“
Mit dem Szenario könnte sich auch sein Coach anfreunden. Das Hinspiel am Autobahnkreuz hatte Beeck nach Treffern von Nils Hühne und Jeff-Denis Fehr 2:1 gewonnen. In der Tabelle rangieren die Gäste knapp unter Beeck. „Lotte hat wohl nicht damit gerechnet, im zweiten Jahr nach dem Drittliga-Abstieg nun wieder um den Klassenerhalt kämpfen zu müssen“, sagt Mark Zeh, der selbst eine Lotter Vergangenheit hat. Zu Beginn der Saison 2014/15 war er von den Sportfreunden Siegen zu denen nach Lotte gewechselt, doch mit der Entlassung von Trainer Michael Boris im Januar 2015 wieder nach Siegen zurückgekehrt.
„Das ist schon eine andere Mentalität in Westfalen“, sagt der gebürtige Rheinländer, der mit Lotte den Aufstieg angepeilt hatte. Der gelang aber erst 2016, u.a. mit Tim Wendel-Eichholz im Kader, der von 2013 bis 2020 für Lotte und zuletzt bis zu seinem verletzungsbedingten Karriereende Ende Februar beim Liga-Konkurrenten VfB Homberg spielte. Gerade einmal vier Wochen später löste der 33-Jährige überraschend Andy Steinemann als Coach in Lotte ab und führt die Mannschaft nun gemeinsam mit Co-Trainer Jens Tiemann-Gorny, der ebenfalls Ende Januar neu gekommen war. Lotte hatte vor einer Woche in Bonn 2:0 gewonnen und war zuletzt am Mittwoch in Oberhausen 0:1 unterlegen.
„Es wird ein schweres Spiel, aber ich denke, wir treffen auf Augenhöhe aufeinander und haben eine gute Chance, wenn wir unsere Tugenden einsetzen“, so Zeh, der erneut auf Jonathan Benteke (Sprunggelenkprobleme) verzichten muss. Meik Kühnel ist nach der zehnten Gelben Karte gesperrt, auch Yannik Leersmacher und Ralf Godlevski fehlen weiter. Dafür ist Shpend Hasani nach einer „Denkpause“ wieder im Kader. „Er hat in dieser Woche mit viel Engagement trainiert“, hat Zeh somit wieder einen echten Stürmer als Alternative auf dem Plan.