Fußball-Kreisliga A Heinsberg : Die Vorab-Favoriten stehen auch oben
Kreis Heinsberg Millich ist „Wintermeister“. Randerath-Porselen und Ratheim sind die positiven Überraschungen. Teveren II hat den Rückzug angetreten. Viele Teams kämpfen um den Klassenerhalt.
Bis auf vier Nachholspiele ist die Hinrunde in der Kreisliga A Heinsberg abgeschlossen. Die Mannschaften, die vor der Saison hoch gehandelt wurden, bilden auch die Spitzengruppe. Nach der gegenüber den vergangenen Jahren veränderten Aufstiegsregelung des Fußball-Verbandes Mittelrhein wird nur der Meister Bezirksligist, der Tabellenzweite hat keine Chance.
Deutlich unklarer ist die Abstiegsfrage, die auch abhängig vom Abschneiden der Teams aus dem Kreis Heinsberg in der Bezirksliga ist. Dort sind die Abstiegsplätze derzeit fest in der Hand der Vertreter aus dem Kreis Heinsberg. Dremmen und Waldenrath-Straeten hängen dort fest. Wegberg-Beeck II hat nach dem Rückzug den Platz in der A-Liga sicher, wenn man wieder eine Mannschaft ins Rennen schickt. Zudem soll die A-Liga wieder auf 16 Mannschaften reduziert werden.
Die drei B-Liga-Staffelsieger sind auch aufzufangen. Es könnte in der Kreisliga A also nach dem Rückzug von Germania Teveren II noch sechs Mannschaften erwischen, wenn es ganz schlecht läuft.
Es ist auf jeden Fall eine lange Saison, die mit 18 Mannschaften begann. 33 Spiele werden die Teams austragen müssen, die in der Hinrunde auch Teveren II begegneten. Die übrigen sind in insgesamt 32 Partien gefordert. Die Hoffnung der Teverener, mit einer komplett neuen zweiten Mannschaft in der A-Liga Fuß zu fassen, erwies sich als Trugschluss. Halbwegs konkurrenzfähig war man nur, wenn Unterstützung aus der Landesliga-Mannschaft zur Verfügung stand. Damit schaffte man auch den einzigen Sieg (5:4 gegen Waldfeucht-Bocket). Auf der anderen Seite stand aber auch das 0:13 gegen Kückhoven.
Die Situation wurde nicht besser; bei Germania Hilfarth gab es den ersten Spielverzicht. Verletzungen gesellten sich auch hinzu. Den letzten Auftritt hatte Teveren II gegen den SC 09 Erkelenz, als der dünn besetzte Kader nach der Pause nur noch aus zehn Spielern bestand. Zwei weitere schieden aus. Trainer Gencer Demir bat Schiedsrichter Oliver Körfer, das Spiel abzubrechen. Der Bitte kam der Schiedsrichter in der 61. Minute nach. Die Teverener sind erster Absteiger, könnten in der kommenden Saison wieder einen Platz in der B-Liga einnehmen.
An der Tabellenspitze gab es zunächst einige Abwechslung. Ay-Yildizspor und Kuckum starteten mit jeweils fünf Siegen. Als beide die ersten Kratzer bekamen, schwangen sich die Golkrather auf. Doch auch sie hielten nicht durch, und so kletterte der SC 09 Erkelenz nach sechs Siegen in Folge nach ganz oben. Die Mannschaft des zweiten Teils der Hinrunde war Roland Millich mit neun Siegen und einem Unentschieden aus zehn Partien. Damit ist man „Wintermeister“, da das letzte Spiel der Erkelenzer in Süsterseel den schlechten Platzverhältnissen zum Opfer fiel. Die Erkelenzer können im Nachholspiel im Februar mit einem Sieg noch gleichziehen und hätten dann die beste Tordifferenz.
Die Millicher starteten mit zwei Niederlagen gegen die Konkurrenz aus Golkrath (0:2) und Ay-Yildizspor (4:5). Die nächsten Partien brachten zwar Punkte, waren aber keine Offenbarung. Erst eine Maßnahme von Trainer Nils Brandt brachte die Wende. Die Millicher paarten ihre individuelle Qualität mit mannschaftlicher Geschlossenheit und stabilisierten ihre Defensive. Vorne war Verlass auf Torjäger Pascal Schostock (16 Treffer). Auch wenn Danny Richter verletzungsbedingt nur in elf Spielen zum Einsatz kam, traf er neunmal. In die Rückrunde gehen die Millicher mit Verstärkungen und Ergänzungen. Die ersten Nagelproben gibt es in den ersten beiden Partien gegen Golkrath und bei Ay-Yildizspor.
Ay-Yildizspor galt vor der Saison als der Top-Favorit auf den Aufstieg – als Tabellenführer der annullierten Vorsaison und aufgrund der starken Zugänge Joy-Slaid Mickels und Amaar Zayton. Doch die beiden Neuen verletzten sich und fielen lange aus. Das Hückelhovener Team war von Beginn an die offensivstärkste Mannschaft und selbstbewusst genug, davon auszugehen, immer ein Tor mehr als der Gegner zu erzielen; Sahin Dagistan ist mit 22 Toren auch die Nummer eins der A-Liga. Das funktionierte irgendwann nicht mehr, weil es defensiv zu viele Lücken gab. Das wirkte sich im Topspiel gegen Erkelenz (2:6) besonders negativ aus. Nach kurzer Durststrecke und Umstellungen scheint die Abwehr gefestigt (3:0 in Golkrath, 5:0 gegen Breberen zum Abschluss). Das gibt beste Perspektiven für die Rückrunde.
Der SC 09 Erkelenz galt aufgrund des starken Starts in der vorigen Saison als aussichtsreicher Mitbewerber. Doch der Start verlief schleppend mit einem Sieg und vier Unentschieden. In den Heimspielen gegen Selfkant (2:2) und Ratheim (3:3) holte man in Schlussphase und Nachspielzeit jeweils einen Zwei-Tore-Rückstand auf. Die Wende kam mit dem Spiel in Gerderath (4:1). Die Defensive wurde stabiler (beste Abwehr der Liga), vorne gelang immer zumindest ein Tor. Langsam, aber stetig ging es nach oben, obwohl verletzungsbedingt häufig umgebaut werden musste. Da wirkte sich die auch qualitative Breite des Kaders positiv aus. 13 Spiele blieben die Erkelenzer ungeschlagen; die einzige Niederlage kassierte das Team von Trainer Christian Grün gegen Konkurrent Millich (1:2) nach einer starken ersten und einer schwachen zweiten Halbzeit. Millich brachte dem SC 09 in etwas mehr als einem Jahr drei Niederlagen bei. Die Erkelenzer liegen aber auch aufgrund der starken Tordifferenz bestens im Rennen.
Süsterseel kann noch in den Dreikampf eingreifen, wenn man das Nachholspiel gegen Erkelenz gewinnt. Auch das Team von Roland Robertz brauchte eine „Anlaufzeit“, schaffte dann aber in der Schlussphase der Hinrunde fünf Siege in Folge. Eine noch bessere Ausgangsposition verpasste man durch die 2:3-Niederlage am letzten Spieltag bei Randerath-Porselen. Die Mannschaft ist in den vergangenen Jahren gewachsen und stabil geworden, zu Hause ist man allein ohne Niederlage. Die Geschlossenheit ist das große Plus, es gibt aber auch „Unterschiedsspieler“.
Randerath-Porselen ist eine der beiden großen Überraschungen der Hinrunde. „Wir wissen, was wir können“, sagt der Vorsitzende Harald Friedrichs immer. Spielertrainer Sven Regn sorgt dafür, dass die Defensive stabil bleibt. Vorne hat Janis Schmitt (13 Tore) eine starke Entwicklung genommen. Dazu kommt der Glaube an die eigene Stärke. Der FC RaPo ist die beste Heimmannschaft der Liga (18 Punkte in sieben Spielen, nur sechs Gegentore), hat viele Spiele in den letzten Minuten entschieden. Das Ziel, unangenehm für jeden Gegner zu sein, ist gelungen.
Lange Zeit sah es so aus, als würde Golkrath die Konstanz haben, um oben zu bleiben. Offensiv ist man ohnehin stark und bekam noch „Zuwachs“, weil Trainer Frank Bauer auch wieder selbst aktiv eingreifen konnte. Auch die Defensive ließ wenig zu. 25 Punkte standen nach zehn Spielen zu Buche; die einzige Niederlage gab es beim 3:4 in Süsterseel. Das 2:0 in Gerderath am zehnten Spieltag sollte aber der letzte Sieg bleiben. Torwart Marc Michel hatte sich in dieser Partie böse am Knie verletzt, verzichten musste der SV auch auf den verletzten Top-Torjäger Niklas Demming (12 Tore), der nur noch gegen den SC 09 Erkelenz einen Versuch wagte. Zwei Unentschieden und vier Niederlagen ließen die Golkrather zurückfallen. Das erste Rückrundenspiel in Millich ist richtungweisend.
Kuckum hatte eine Reihe von Verstärkungen in den Kader geholt. Das passte und führte zur makellosen Startbilanz von 15 Punkten. In Ratheim setzte es die erste Niederlage, der ausgerechnet bei der Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes die zweite folgte (0:2 gegen Gerderath). Der Rest war durchwachsen, auch weil immer wieder wichtige Spieler ausfielen. Ein Ausrufezeichen setzte das Team von Trainer Christian Schmitz mit dem 3:1 gegen Golkrath. In Bestbesetzung könnte Kuckum oben nochmal anschließen.
Ratheim war das Wagnis eingegangen, mit einer von nur wenigen erfahrenen Spielern unterstützten ehemaligen A-Jugend in die Saison zu gehen. Trainer Sven Ingendorn hatte die Vorbereitung schon früher als alle anderen aufgenommen. Er hatte Vertrauen in seine Jungs, die er schon lange kannte, und die zahlten es mit Leistung zurück. Läuferisch top und auch taktisch versiert hielt der VfJ nicht nur mit, sondern stresste auch die Gegner und holte Punkte. Vorne war Nick Camps (13 Tore) kaum zu stoppen. Lehrgeld musste der junge VfJ nur selten zahlen. Nicht einkalkuliert war lediglich das 1:2 gegen den SC Selfkant. Entwickelt sich das Team so weiter, bleibt es im sicheren Mittelfeld.
Schafhausen II erlebte eine Hinrunde wie eine Achterbahnfahrt. Nach zwei Punkten aus den ersten drei Spielen platzte der Knoten. Vier Siege (20:7 Tore) begeisterten. „Die beste Mannschaft, die in der Hinrunde hier war“, lobte da ein Gastgeber. Doch genauso schnell ging es wieder in die andere Richtung – zwei Unentschieden aus den nächsten sechs Spielen mit zum Teil geschrumpftem Kader. Dann trat die Mannschaft von Trainer Mersad Mukic zweimal als Favoritenschreck auf, setzte die Taktik des Trainers perfekt um und setzte sich in Golkrath und bei Ay-Yildizspor mit 3:1 durch. Beim dritten Topteam klappte das nicht (0:2 bei Roland Millich). Etwas mehr Konstanz wäre in der Rückrunde hilfreich.
Der SC Selfkant fand mit sieben Punkten aus drei Spielen bestens in die Saison. Doch plötzlich ging es schief. Es setzte nicht nur vier Niederlagen, erschreckend war auch die Anzahl der Gegentore (20). Folge war die Trennung von Trainer Peter Scheufen. Sportdirektor Michael Schmitz und der frühere Spieler John Perbaums übernahmen zunächst und stabilisierten die Mannschaft im ersten Spiel. Das Derby in Süsterseel ging aber klar verloren (1:5). Als Trainer eingesprungen ist Nico Herzog. Nach vorne spielt die Mannschaft stark, defensiv gibt es aber noch Nachholbedarf.
Probleme mit coronabedingten Ausfällen hatte Germania Hilfarth in den ersten Wochen; es gab nur einen Punkt in den ersten sieben Spielen. Kurzfristig wurde zwischenzeitlich Torwart Andre Bellanger verpflichtet. Mit fünf Siegen in Folge arbeitete sich die Germania ins Mittelfeld vor, bezwang dabei auch Ay-Yildizspor im prestigeträchtigen Derby. Vier Spiele ohne Sieg, darunter das 2:3 gegen den Vorletzten Waldfeucht-Bocket, bildeten den Abschluss der spielstarken Mannschaft von Trainer Salah Saado. Germania braucht häufiger Top-Form und Bestbesetzung.
Kückhoven stellt sich für die Zukunft auf, verfügt über eine sehr junge Mannschaft mit Perspektiven. Rückschläge kalkuliert Trainer Dirk Valley dabei ein. Die Mannschaft erlebte ein kleines Wellental mit drei Siegen in Folge – unter anderem gegen Millich – und anschließend vier Niederlagen. Bemerkenswert: Mit 45 Jahren war Mike Kyek Stammtorwart mit guten Leistungen. In der Rückrunde dürfte es Konkurrenz geben. Ziel ist es, am Saisonende „über dem Strich“ zu stehen und die Spieler weiterzuentwickeln.
Gerderath plagen nach dem freiwilligen Rückzug aus der Bezirksliga vor allem Probleme mit dem Toreschießen. 21 Treffer stehen in der Liga weit unten in der Skala. Der erfahrene Patrick Knorn und der junge Leon Valicek teilen sich mit je sieben Toren den Löwenanteil. Klar unterlegen war Sparta nur einem Gegner. Ansonsten trauerte Trainer Oliver Müller oft unnötig verlorenen Punkten nach. Was möglich ist, bewies die Mannschaft bei den Auswärtssiegen in Kuckum (2:0) und bei Schafhausen II (3:1). Stark war auch die Aufholjagd in Unterzahl beim SC Selfkant (3:3). Davon braucht man in der Rückrunde mehr.
Scherpenseel-Grotenrath hat in Süsterseel (3:3) und in Millich (2:2) gezeigt, was mit Mentalität, Zweikampfstärke und schnellem Spiel nach vorne möglich ist (insgesamt 32 Tore). Das Problem: Nur einmal blieb man ohne Gegentor, hat schon 44 Treffer kassiert. Zuletzt verlor das Team von Trainer Sascha Mensch drei Spiele hintereinander und steckt in der Gefahrenzone. Der Weg ins Mittelfeld führt über mehr Abwehrstabilität.
Breberen hatte mehr erwartet. Doch verletzungsbedingte Ausfälle wichtiger Spieler zogen sich wie ein roter Faden durch die Hinrunde. Und so war die „5“ ein häufiger Begleiter: Viermal kassierte man Niederlagen mit jeweils fünf Gegentoren, ein 1:6 kam noch hinzu. Auf der anderen Seite schaffte Breberen in zwei Spielen Siege, in denen man jeweils fünf Tore erzielte. Trainer Thomas Grunow und Spielertrainer Marc Röhlen brauchen in der Rückrunde die stärkste Formation.
Waldfeucht-Bocket hat im letzten Hinrundenspiel Motivation für die zweite Serie bekommen. Auch nach dem ersten Auswärtssieg (3:2 bei Germania Hilfarth) ist der Rückstand zwar noch beträchtlich, doch der Erfolg bietet wieder eine Perspektive. Ein kleiner Kader und einiges Verletzungspech, von dem Spielertrainer Sebastian Peschel auch betroffen ist, schwächen das eigentlich spielstarke Team. Vorne profitiert man von den Einsätzen von Alex Küsters, der achtmal getroffen hat. Auswärts hatte es bis zum Erfolg am letzten Spieltag lediglich einen Punkt und 6:27 Tore gegeben. Zu Hause wurden zwar lediglich fünf Punkte geholt, die Partien aber offener gestaltet. Mehr Punkte als bisher sind das Ziel in der Rückrunde.
Die SVG Birgden-Langbroich-Schierwaldenrath feierte ihren einzigen Sieg am zweiten Spieltag (18. August) beim 3:2 gegen Schafhausen II. Drei Unentschieden und elf Niederlagen bedeuteten den Fall auf den letzten Platz. Lange Zeit lieferte man gute Spiele ab, hatte aber gerade in der Anfangsphase kein Abschlussglück und kassierte dann den Gegentreffer. Wichtige Spieler fielen längere Zeit aus. Dazu war man auch gezwungen, einen neuen Trainer zu installieren. Denn Thorsten Altmann verabschiedete sich am 29. September bei der 1:2-Niederlage gegen Süsterseel; er wechselte zu Alemannia Aachen als Co-Trainer der B-Junioren. Marc Heinze, Trainer der zweiten Mannschaft, rückte auf.