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Amateurfußball-Kongress in Kassel

Die Zukunft des Amateurfußballs : Einen Masterplan für die Basis als Ziel

Beim dritten Amateurfußballkongress des DFB in Kassel diskutieren auch zwei Vereinsvertreter aus der Region mit. Sandra Leipertz aus Tetz und Lars Lüdeke aus Eschweiler werden für den Fußballverband Mittelrhein nach Hessen reisen. Was erwarten sie dort?

Sandra Leipertz zählt zu den Auserwählten. Die Jugendleiterin des FC Rasensport Tetz reist am Freitag nach Kassel und wird dort am Amateurfußballkongress teilnehmen, den der Deutsche Fußballbund (DFB) zum dritten Mal ausrichtet. „Ich war selbst überrascht und habe mich gefragt: Warum ich? Denn wir sind ja ein kleiner Verein“, sagt Leipertz, die vor drei Jahren das wichtige Ehrenamt bei den Tetzern übernommen hat.

Dabei liegen die Gründe für ihre „Nominierung“ auf der Hand: Die fünffache Mutter ist mit Herz und Seele für ihren Verein im Einsatz und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Jugendabteilung einen Aufschwung erlebt. Für ihr besonderes Engagement zeichnete sie der DFB im vergangenen Jahr mit dem Ehrenamtspreis aus. Nun wird sie mit fünf weiteren Vereinsvertretern aus dem Fußballverband Mittelrhein (FVM) nach Hessen reisen, um über die Zukunft des Amateurfußballs zu diskutieren. 286 Teilnehmer erwartet der DFB, etwa 90 kommen aus Amateurvereinen. Vertreter des DFB, der Regional- und Landesverbände sowie der Kreise komplettieren das Feld.

„Aktiver Erfahrungsaustausch“

„Ich freue mich auf den aktiven Erfahrungsaustausch“, unterstreicht Leipertz, fügt aber gleich hinzu: „Erwartungen habe ich eigentlich keine.“ Dennoch wird die 49-Jährige bestens vorbereitet sein, wenn sie sich am Freitagmorgen auf den Weg nach Kassel macht. „Alte Unterlagen“ hat die Mutter von Zweitligaprofi Robert Leipertz, der in seinen ersten Seniorenjahren für Alemannia Aachen gespielt hat, im Vorfeld durchgearbeitet.

Dreimal ist sie zudem nach Hennef gereist, um sich mit Vertretern des FVM abzustimmen und ein Kernthema für sich zu bestimmen. „Darüber habe ich lange nachgedacht“, erinnert sie sich. „Ich möchte den ‘Kleinen’ im Fußball eine Stimme geben. Den kleinen Spielern, kleinen Schiedsrichtern und kleinen Trainern.“ Denn der Nachwuchs liegt der Ehrenamtlerin besonders am Herzen, und das will sie beim Amateurfußballkongress auch deutlich machen.

Als zweiter Vereinsvertreter aus der Region Aachen/Düren/Heinsberg wird Lars Lüdeke in Kassel dabei sein. Der 25-Jährige ist seit 2013 „Koordinator Aus- und Fortbildung“ beim SV Falke Bergrath. Zudem engagiert er sich beim FVM im Verbandsjugendausschuss als Vertreter der jungen Generation.

Auch er hat – wie Leipertz – bei den Vereinsdialogen, die der FVM seit mehreren Jahren anbietet, „konstruktive Impulse“ gegeben und soll das nun in Kassel fortsetzen, wie der Verband unterstreicht. „Ich hoffe, dass wir einen guten Austausch auf Augenhöhe haben werden“, betont Lüdeke, der verletzungsbedingt seine Fußballschuhe frühzeitig an den Nagel hängen musste. Die hohe Fluktuation, die Anstoßzeiten im Jugendbereich sowie den demographischen Wandel bezeichnet er als akute Problemfelder im Amateurfußball. „Ich bin gespannt, was sich der DFB und die Verbände überlegt haben, um Verbesserungen anzustoßen“, sagt Lüdeke.

Im Fokus des anstehenden Kongresses steht der „Vereinsfußball 2024“. DFB-Präsident Reinhard Grindel: „Die Euro 2024 in Deutschland bietet Chancen, die wir im und für den Amateurfußball nutzen wollen. Der Kongress soll Antworten geben, wie der DFB mit den Regional- und Landesverbänden den Vereinen noch besser helfen kann.“ Weitere Kernthemen sind: externe Rahmenbedingungen für die Vereine, Verbandsentwicklung, Qualifizierungsangebote und Digitalisierung.

Jeder Komplex wird zunächst kurz vorgestellt und anschließend in kleinen achtköpfigen Gruppen diskutiert. Jede Kleingruppe setzt sich aus Vertretern der Vereine, Landesverbände, Kreise und des DFB zusammen. Es sollen konkrete sowie klar priorisierte Handlungsaufträge formuliert werden. Jeweils die besten Empfehlungen sollen dann im Rahmen des nächsten Masterplans angegangen werden.

Der erste Amateurkongress ging 2003 in Barsinghausen über die Bühne, der zweite folgte 2012 und fand (wie in diesem Jahr) in Kassel statt. Auch damals stand die Zukunft des Amateurfußballs im Fokus. So wurde bei der zweiten Auflage beispielsweise ein bundesweites Fairplay-Konzept inklusive Fairplay-Liga vorgeschlagen. Die Umsetzung wurde ein Jahr später beim DFB-Bundestag im Rahmen eines Masterplans beschlossen. Am kommenden Wochenende sollen nun die nächsten Schritte eingeleitet werden, um zukunftsfähig zu bleiben.

Die Veranstaltung wird live auf Youtube und DFB-TV übertragen. Die Vorträge und Podiumsdiskussionen im Saal, die die Grundlage für die Workshops bieten, werden in voller Länge gestreamt, da sie die Grundlage für die sogenannten Satellitenkongresse bilden. Zeitgleich zur Veranstaltung in Kassel werden in sieben Landesverbänden (Baden, Südbaden, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland, Saarland, Niedersachsen) diese Satellitenkongresse durchgeführt. Die Teilnehmer widmen sich nach gleicher Methodik den Kernthemen, ihre Handlungsempfehlungen fließen gleichberechtigt in die Hauptveranstaltung ein. Auch an der offiziellen Abstimmung, welche Empfehlungen und Maßnahmen als am wichtigsten einzustufen sind, nehmen die Vertreter der Satellitenkongresse teil.

„Es ist von enormer Bedeutung, zusammen mit der Basis in die Tiefe zu gehen, Problemstellungen zu erkennen, zu definieren und erste Antworten zu finden, wie sich der Amateurfußball als fester Anker unserer Gesellschaft fortentwickeln kann“, wird DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch auf der DFB-Homepage zitiert.

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