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Aachen: Nach Team-Sieg Angriff auf Einzel-Gold: „Jetzt Gas geben”

Aachen : Nach Team-Sieg Angriff auf Einzel-Gold: „Jetzt Gas geben”

Nadine Capellman gibt sich kämpferisch. „Ich werde jetzt noch mal richtig Gas geben”, kündigt die Lokalheldin der Pferdesport-Weltmeisterschaften in Aachen vor dem Kampf ums Einzel- Gold an.

Das muss die Titelverteidigerin am Freitag auch, denn nach dem Sieg mit der deutschen Dressur-Equipe gibt es im Grand Prix Special ungewohnt viele Konkurrenten, vor allem aus dem eigenen Lager. „Unsere drei Damen können alle vorne landen”, sagt Bundestrainer Holger Schmezer, der nach dem Team-Erfolg wahrscheinlich weitere Medaillen feiern darf.

Es ist spannend wie noch nie. Während die Sieger in der Dressur in den vergangenen Jahren oft relativ leicht vorherzusagen waren, „können jetzt fünf oder sechs Weltmeister werden”, sagt Capellmann, die mit dem zehnjährigen Wallach Elvis startet.

Zum einen ist das Feld auf hohem Niveau näher zusammengerückt. Zum anderen gibt es eine Regeländerung: Am Freitag fangen die 30 Starter wieder bei Null an, während der WM-Einzeltitel bisher nach der Addition von drei Teilprüfungen vergeben wurde.

„Man muss noch mehr Gas geben”, sagt Heike Kemmer. Die 44-Jährige aus Winsen an der Aller lieferte für die Teamwertung mit ihrem 13- jährigen Wallach Bonaparte das beste deutsche Ergebnis. „Alles ist offen”, meint Kemmer: „Bonaparte ist in toller Form.”

Kemmer, die sich ihren WM-Platz nach einer zwischenzeitlichen Erkrankung ihres Pferdes erst spät gesichert hatte, lieferte für das Team-Gold „den entscheidenden Grundstein”, wie der Bundestrainer es nennt. Nun kann sie ihren ersten großen Einzel-Titel gewinnen.

Wieder zum Kreis der Topfavoriten gehört auch Isabell Werth (Rheinberg), die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt. Nachdem sie vor vier Jahren bei der WM in Jerez de la Frontera ebenso wenig zum deutschen Team gehörte wie 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen, kann sie nun ihr starkes Comeback krönen - es wäre ihr insgesamt sechstes WM-Gold.

„Alles ist möglich”, erklärt Werth strahlend. „Mein Satchi ist super drauf und hat bewiesen, dass er kein Zweitpferd ist”, sagt die 37-Jährige, die wenige Tage vor dem WM-Start vom verletzten Warum nicht auf Satchmo umsatteln musste.

Besonders glücklich ist Werth zudem darüber, „dass wir mit Anky wieder auf Augenhöhe sind”. Die Niederländerin Anky van Grunsven galt in den vergangenen Jahren im Einzel als unschlagbar, gewann mit Salinero EM- und Olympia-Gold sowie die Weltcup-Finals.

„Ich will nur eine gute Leistung zeigen”, behauptet die Reiterin, die im Nachbarland eine echter Star ist. Nach dem ungewohnt schwachen Ritt im Team sagt sie nun: „Ich glaube nicht, dass ich diese dummen Fehler noch einmal mache.” Eine zweite Chance hätte sie noch am Samstag, wenn es in der Kür einen zweiten Satz Einzelmedaillen zu gewinnen gibt.

Wie eng und unvorhersehbar es in der Dressur derzeit zugeht, zeigte Andreas Helgstrand. Der 29 Jahre alte Newcomer aus Dänemark erzielte im Teamwettbewerb mit Matine das beste Grand-Prix-Ergebnis. Läge die Nummer 15 der Weltrangliste am Freitag auch im Special vorne und gewänne Gold, wäre das eine echte Sensation.

von der Reit-WM