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Kitzbühel: Jonas Hector: Kraftzentrum in Kölns Kader

Kitzbühel : Jonas Hector: Kraftzentrum in Kölns Kader

Seit Sonntagnachmittag ist Jonas Hector aus dem Urlaub zurück. In Kitzbühel hat er nun einen zwar nicht neuen, aber doch an vielen Stellen veränderten 1. FC Köln vorgefunden. Nach der Trainingseinheit am Montagmorgen wusste Hector schon ziemlich genau, woran er zumindest bei seinem neuen Trainer ist. „Markus Anfang ist auf jeden Fall klar in der Ansage. Er ist auch laut, kommuniziert ganz genau, was er will“, beschrieb Hector.

Es ging wie immer in diesen Tagen um die Spielidee des Trainers; um den Druck, den die Kölner auf ihren Gegner ausüben wollen und ihre Strategien, den Ball zu jagen. „Es hört sich alles ganz gut an. Vieles ist neu für uns, das wird Zeit brauchen. Wir versuchen jetzt, es so auf den Platz zu bringen, dass die Trainer zufrieden sind.“

Auf dem Trainingsplatz wirkte Hector am Morgen beinahe euphorisch. Der 28-Jährige ist eines der Kraftzentren des Kölner Kaders, er scherzte und sprach viel mit seinen Kollegen. Motivationsschwierigkeiten scheint er nach einem furchtbaren Fußballjahr nicht zu haben. „Ich mache das Ganze ja auch gern, sonst hätte ich mir den Beruf nicht ausgesucht“, sagt Hector. Man merkt ihm an, dass er gern hergekommen ist. „Ich habe mich darauf gefreut, wieder Teil der Mannschaft zu sein. Wir haben ein durchwachsenes Jahr gehabt und versuchen nun, erfolgreichen Fußball einzustudieren.“

Anfang ließ offen, wie er Hector integrieren wird. Klar ist, dass der Nationalspieler bald Teil der Stammformation sein soll. Viele Tests bleiben nicht mehr bis zum Zweitliga-Auftakt. Am Dienstagabend treffen die Kölner in Kitzbühel auf den FC Watford. Ausgeschlossen ist Hectors Einsatz nicht. „Er soll erst einmal schauen, wie er durch das Training kommt. Dann werden wir sehen“, sagt Anfang.

Wenn Hector dann spielfähig ist, bleibt die Frage nach den Aufgaben. „Wie wir mit ihm spielen wollen, wird sich erst noch herauskristallisieren“, sagt der Trainer. Bedarf haben die Kölner zunächst im defensiven Mittelfeld, wo Marco Höger nach seiner Verletzung eine offene Planstelle hinterlassen hat. Zwar nahm Höger am Montag wieder das Lauftraining auf, doch nach seiner Schulter-Operation wird er noch wochenlang fehlen.

„Das System hat sich verändert, die einzelnen Positionen haben veränderte Aufgaben. Ich muss abwarten, was der Trainer vorhat, und wo ich am besten reinpasse“, sagt Hector, um dann allerdings eine Vorliebe zu nennen: „Ich bin von Haus aus eher der linke Verteidiger, und darauf stelle ich mich dann auch ein.“

Nach dem WM-Aus mit der Nationalmannschaft ist Hector für ein paar Tage in Köln gewesen. Wo er seinen anschließenden Urlaub verbrachte, behält er lieber für sich. Überhaupt ist Hector kein großer Plauderer. Die Schrecken der Weltmeisterschaft scheint er aber recht gut verarbeitet zu haben. „Das muss man ja, dafür hat man danach schließlich die Freizeit“, sagt er: „Ich denke, dass es ganz gut funktioniert hat. Es stehen ja auch neue Aufgaben an mit dem Verein. Darauf fokussiere ich mich.“

Im Mannschaftskreis integriert

Er hat versucht, den weiteren Verlauf des Turniers zu ignorieren. Auf die Frage, ob er den Fernseher ausgeschaltet gelassen habe, antwortete er am Montag: „Überwiegend.“ Insgesamt sprach er nicht gerade ausschweifend über die Vorkommnisse während der fehlgeschlagenen deutschen WM-Kampagne.

Um die Stimmung in der Nationalmannschaft ranken sich längst zahlreiche Mythen, Hector beschrieb sie in exakt drei Buchstaben: „Gut.“ Die Kritik am Team, etwa von Philipp Lahm geäußert, berührt ihn nicht. „Ich habe nichts von der Kritik gehört. Ich weiß nicht, wie die geäußert wurde und habe mich nicht damit beschäftigt“, sagt Hector. An der Arbeit des Bundestrainers hat er nichts auszusetzen. „Wenn man die letzten Jahre betrachtet, hat Joachim Löw extrem gute Arbeit geleistet. Er hat vielleicht entscheidende Spiele nicht gewonnen. Aber die Mannschaft ist immer weit gekommen.“

Schwer getroffen wirkt Hector nicht nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln und dem historischen Vorrunden-Aus mit der DFB-Auswahl. Offenbar hat er tatsächlich seinen Frieden mit der WM gemacht, zumindest scheint er auf dem Weg dorthin. Er kann sich sogar vorstellen, eines Tages mit Freude an den Sommer 2018 zurückzudenken. „Wenn man in 20, 30 Jahren sagen kann, dass man eine WM gespielt hat, das nimmt man schon mit. Mit so einem negativen Ergebnis war es natürlich extrem schade. Dennoch werde ich das Turnier für immer in Erinnerung behalten.“

Doch nun geht es für ihn darum, den 1. FC Köln zurück in die Bundesliga zu führen. Weil Matthias Lehmann in der Rückrunde der vergangenen Saison kaum noch spielte, trug Hector regelmäßig die Kapitänsbinde. Noch ist das Amt nicht neu vergeben, und obgleich sich Hector öffentlich wortkarg gibt, ist er im Mannschaftskreis durchaus integriert. Er wäre also ein Kandidat. „Es ist nicht so, dass einer allein eine Mannschaft führt. Da gehören mehrere zu, und das ist auch notwendig. Wer die Binde trägt, ist relativ egal. Ich würde nicht Nein sagen.“