Vor dem Pokalspiel gegen Bayern : Jede Menge Rummel beim 1. FC Düren
Düren Viele Interviews, noch mehr Fotos, und ein Trainer auf dem Fahrersitz des neuen Teambusses: Der 1. FC Düren erlebte vor dem DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München einen großen Medienrummel. Mit dieser Dimension hatte niemand gerechnet.
Es braucht nicht viel, um auch als kleiner Verein zumindest für eine begrenzte Zeit ganz schön wichtig in der deutschen Fußballbranche zu sein, im Grunde braucht es nur eine kleine Plastikkugel, darin ein Zettelchen, auf dem ein großer Name steht: FC Bayern. So erlebt es ja gerade der 1. FC Düren. Der Fünftligist trifft am kommenden Donnerstag als Pokalsieger des Fußball-Verbandes Mittelrhein in der ersten Runde des DFB-Pokals auf die Münchener, so ist es vor einigen Wochen ausgelost worden. Und plötzlich ist der kleine Verein mittendrin in der großen Fußballwelt. „Ich wusste, dass das ein gewisses Interesse auslöst – aber mit dieser Dimension habe ich nicht gerechnet“, sagte Wolfgang Spelthahn, Präsident des 1. FC Düren, als er am frühen Donnerstagabend an der Westkampfbahn stand, der Anlage des Clubs. Dort wurde besonders deutlich das beim FCD in diesen Tagen nichts ist wie sonst.
Vor einem Spiel in der Mittelrheinliga rufen die Reporter der lokalen Medien bei Trainer Giuseppe Brunetto an, manchmal schauen sie beim Training vorbei – aber um die Mittelrheinliga geht es nun mal nicht. Es geht um das größte Spiel der jungen Vereinsgeschichte, gegen die beste Mannschaft der Welt, die vor ein paar Wochen das Triple aus Deutscher Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen hat. Die Dürener hatten zur Pressekonferenz eingeladen, und so sprach Brunetto diesmal nicht ins Telefon, sondern in die Mikrofone von ARD, ZDF, Sport1 und Sky, während seine Mannschaft auf dem Platz auf ihren Trainer wartete. „Nein, so sieht ein normales Training bei mir eigentlich nicht aus“, sagte Brunetto und lachte ein bisschen. Das war spätestens offensichtlich, als sich der Coach auf dem Fahrersitz eines Busses wiederfand, es wurden viele, viele Fotos gemacht. Und irgendwie war das ein weiteres Indiz dafür, dass der FCD vorübergehend in der großen Fußballwelt angekommen ist.
Es war ja nicht irgendein Bus – sondern einer, wie ihn auch die besten Vereine haben. Foliert mit einem großformatigen Foto des Pokalsiegs und dem Logo, ausgestattet mit viel Schnickschnack, gesponsert für zehn Tage vom Hersteller. „Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hatte ich ein bisschen Gänsehaut“, sagte Geschäftsführer Mario Kuckertz. „Wir werden garantiert nicht größenwahnsinnig, und der Bus gehört uns ja auch nicht, aber ein bisschen stolz sind wir schon.“
Für die Spieler war es eine Überraschung, sie hatten das Gefährt vorher noch nicht gesehen, das sie am Dienstagmorgen nach München bringen wird. „Nicht mit Fußballschuhen!“, rief der Fahrer, als die Spieler den Bus inspizierten, und Mittelfeldspieler Tiziano Lo Iacono sagte anschließend: „Das Laminat auf dem Boden ist besser als in meiner Wohnung.“ Ein Witz, viel Vorfreude.
Viel Vorfreude, ein paar Ziele
Und so sieht es ja nicht nur bei den Spielern aus, auch Brunetto und Sportdirektor Dirk Ruhrig sagten, wie sehr sie sich auf das Spiel freuen, und Spelthahn erklärte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben noch mal so aufgeregt sein würde.“ Ein Pflichtspiel in der Münchener Arena ist für sie alle ein Erlebnis, dem getauschten Heimrecht trauert niemand nach. Beim FCD hoffen sie, dass zumindest einige Zuschauer dabei sein können, eine Entscheidung fällt aber erst zwei Tage vor dem Anpfiff – unter der Berücksichtigung der Corona-Zahlen in München. Ein paar Tausend Fans im Stadion würden das ohnehin große Spiel noch ein bisschen größer machen.
Und natürlich soll es auch sportlich gut laufen. „Wir bereiten uns ganz normal vor“, sagte Brunetto. „Wir wissen, wie die Bayern spielen.“ Beobachten müssen habe er den Gegner nicht, die Bayern seien ja „immer im Fernsehen“ zu sehen. „Wir werden keine Überdinger versuchen“, sagte Brunetto. Von einer Sensation träumen sie in Düren vielleicht, damit rechnen tut niemand. „Gut verkaufen“ will sich der Fünftligist beim turmhohen Favoriten, „gut aussehen“, „vielleicht ein Tor schießen“. Und Präsident Wolfgang Spelthahn, ein großer Fan der Münchner, hat noch ein spezielles Ziel, mit einem breiten Grinsen sagte er: „Wir wollen weniger als acht Gegentore bekommen – dann sind wir besser als der FC Barcelona.“