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Fußball-Regionalliga: Nicht zuletzt auch ein Sieg des Willens

Fußball-Regionalliga : Nicht zuletzt auch ein Sieg des Willens

Der 1. FC Düren besiegt in der Fußball-Regionalliga Rot-Weiß Oberhausen mit 3:1 und bleibt 2023 zu Hause weiterhin ungeschlagen. Kühnel, Goden und Wipperfürth treffen.

„Das sind 18:0 Chancen“, kommentierte der RWO-Fan nach 60 Minuten missmutig. Auch wenn das ein wenig zu pessimistisch war, an der Überlegenheit des 1. FC Düren und an einem mehr als deutlichen Chancenplus gab es an diesem Nachmitttag keinen Zweifel. Als der Schiedsrichter nach 95 Minuten die Partie auf der Westkampfbahn abpfiff, durfte der Aufsteiger über einen 3:1 (2:1)-Sieg gegen Rot-Weiß Oberhausen, dem man im Hinspiel Ende September noch mit 0:4 unterlegen war, jubeln. Während die Gäste auf Rang sieben abrutschten, stagnieren die Dürener auf Platz elf mit nun 32 Punkten und fünf Zählern vor der Abstiegszone.

„Wille“ – das war das Wort, das den Auftritt der Gastgeber unterstricht und das auch Boris Schommers betonte. „Heute hat man von der ersten Minute an den Willen gesehen. Die Mannschaft wollte in 2023 weiterhin zu Hause ungeschlagen bleiben“, lobte der FCD-Coach, der kurz vor dem Anpfiff noch seine Startelf hatte umstellen müssen. Vincent Geimer signalisierte nach dem Warmmachen, dass er Probleme mit der Wade hatte, und „wir wollten kein Risiko eingehen. Somit ist Wippe fast kalt in die Partie gestartet und hat ein gutes Spiel gemacht.“

Markus Wipperfürth spielte wie gewohnt links – offensiv auf dem Flügel, defensiv dann in einer Fünferkette mit Kevin Goden, Adam Matuschyk, Mario Weber und David Winke und vor Keeper Patrick Bade, der den verletzten Jannick Theißen gut vertrat. „Da muss man auch mal loben, Masafumi Endo hat unter der Woche einen geilen Job mit seiner Videoanalyse gemacht“, lobte Schommers seinen zweiten Co-Trainer für die gute Vorbereitung auf das schwierige Spiel, dem die taktische Formation entsprungen war.

Willen – dass der an diesem Tag da war, unterstrich auch das erste Tor nach gerade einmal gut vier Minuten. „Endlich hatte ich mal eine gute Balleroberung, und dann habe ich einfach draufgehalten. Ich weiß ja, dass ich einen ordentlichen Schuss habe“, kommentierte Meik Kühnel seinen schönen Treffer zum 1:0 (5.) selbst. In der Folge entwickelte sich ein wirklich kurzweiliges Spiel, das den Dürener Fans wenig Sorgen bereitete. Defensiv ließen die extrem aufmerksamen Gastgeber so gut wie nichts zu, ein Distanzschuss, der am Pfosten vorbeiging, war noch die beste Möglichkeit.

Mit dem Außenspann erwischt

„Das waren gefühlt 100 Meter Sprint“, kommentierte Marc Brasnic eine Aktion seines Kollegen Kevin Goden, der hinter dem Ball herjagte. Den Rückpass musste RWO-Keeper Daniel Davari eigentlich nur wegschießen, doch er reagierte gegen den nachsetzenden Dürener Winterzugang zu lässig – und fast in Zeitlupe kullerte der Ball zum 2:0 (29.) über die Ziellinie. „Ich habe den Ball gerade noch mit dem Außenspann erwischt“, freute sich der Torschütze über seinen ersten Treffer im FCD-Dress. „Ich wusste zuerst auch nicht, ob er wirklich noch reingeht, weil nicht genug Druck dahinter war. Ich hatte meine Chance gesehen und habe sie genutzt.“

Düren hatte noch lange nicht genug, dominierte das Spiel weiter: Christian Clemens hatte sich über rechts durchgesetzt, auf dem mitgelaufenen Brasnic (35.) geflankt, doch knapp war noch ein gegnerisches Bein dazwischen und fälschte Brasnics Schuss ab. Die folgende scharf geschossene Ecke von Kühnel lenkte der Keeper noch mit den Fingerspitzen an seinem Gehäuse vorbei.

Um den Anschluss herzustellen, benötigte Oberhausen einen Standard: Anton Heinz (37.) trat nach einem Foul am Ex-Alemannen Nils Winter an, schoss den Freistoß von halb rechts über die Mauer – platziert und scharf, „da hatte Patrick keine Chance“, befand Kühnel. Es stand nur noch 2:1 – und so ging es in die Pause. „Wir haben in einer guten ersten Hälfte nur zwei Möglichkeiten zugelassen. Und ich habe meiner Mannschaft in der Pause gesagt, dass sie sich von dem Standardtor nicht beeinflussen lassen soll“, so der FCD-Coach.

„Vier Hundertprozentige in sechs Minuten“

Schon öfters hatten die Dürener in dieser Saison nach Wiederanpfiff ein Spiel noch aus der Hand gegeben – das sah an diesem freundlichen März-Nachmittag ganz anders aus. „Das waren doch in sechs Minuten vier Hundertprozentige“, haderte Schommers nur mit der Chancenverwertung und damit, dass sein Team den Sack nicht bedeutend früher zumachte. „Das ist das Einzige, was wir uns heute vorwerfen müssen, da müssen wir noch eine Schippe drauflegen.“

Ein Schuss von Brasnic (47.), der deutlich erschlankt sehr engagiert nach hinten arbeitete, wurde noch abgeblockt, Yannik Schlößer (49.) schoss nach einer Hereingabe von Clemens, der sich rechts durchgesetzt hatte, den RWO-Keeper an. Und nach einer Flanke von Clemens parierte dieser auch einen Kopfball von Schlößer (53.). Und noch einmal Clemens, diesmal über links auf Schlößer (59.), dessen Schuss abgewehrt wurde, und auch Brasnics Nachschuss wurde noch knapp abgefälscht. Immer wieder auffällig war auch Goden, der dem Gegner frech die Bälle abspitzelte und dann schnell umschaltete. Oder aber wie nach einem Zuspiel von Schlößer im letzten Moment noch gestoppt wurde.

Es gab eine kurze Phase, in der die Dürener etwas mehr zurückgedrängt wurden und weniger für Entlastung nach vorne sorgen konnten. „Trotzdem waren wir näher am 3:1 als RWO am 2:2“, sah Schommers wenig Grund zur Besorgnis, denn seine Defensive stand gut, hatte aber auch einige etwas unübersichtliche Szenen im Gewühl zu überstehen, als der Ball nicht energisch genug aus dem eigenen Strafraum bugsiert wurde.

Als Heinze (67.) erneut in einer ähnlichen Position und Distanz zum Freistoß antrat, stemmte sich die Dürener Mauer entschlossen dem Schuss entgegen. „Ich habe nur gedacht, nicht schon wieder, den müssen wir egal wie abwehren“, kommentierte Kühnel, der den stramm geschossenen Ball voll auf den Bauch bekam. Fünf Minuten später erlöste Schommers ihn und schickte dafür Winterzugang Anas Bakhat, der von Kaiserslautern gekommen war, zu seiner FCD-Premiere aufs Spielfeld.

Gelb-Rot für Dennis Brock

Zu Zehnt ging es in die Schlussphase, da Dennis Brock Gelb-Rot (85.) sah. Er hatte einen Freistoß zweimal zu schnell ausgeführt, obwohl der Unparteiische den Ball noch nicht freigegeben hatte. Aber auch das beeinflusste die Gastgeber an diesem Tag nicht mehr negativ. Im Gegenteil, sie setzten nach: Wipperfürth hatte sich links durchgesetzt, am Fünfmeterraum auf den eingewechselten Ismail Harnafi gepasst, dessen Schuss noch abgewehrt wurde. Doch im Nachsetzen drückte Wipperfürth (90.) den Ball noch zum 3:1 über die Linie.

„Das war ein verdienter Sieg“, befand auch Terranova in Richtung der Gastgeber. „Wir wussten, dass Düren gegen uns tief stehen würde und waren auch gut darauf vorbereitet. Aber wenn man schon früh zwei Tore so kassiert, ist es schwer, auf diesem Platz wiederzukommen. Nach der Pause haben wir zwar besser gespielt, mehr über die Flügel und sind mehr über Tempo gekommen, aber wir hatten Glück, dass wir nicht gleich deutlicher zurückgelegen haben.“

„Erleichtert“ freute sich Schommers nach dem „wichtigen und verdienten“ Sieg. „Wir haben gegen eine starke Mannschaft richtig gut verteidigt. Nur zu oft kommt der letzte Pass noch nicht an, oder wir wollen den Ball über die Linie tragen. Aber ich muss auch den Mut meiner Mannschaft loben. Sie hatte auch nach dem Standardtor den Mut, weiter nach vorne zu spielen. Leider fehlte nur die letzte Konstanz, daran müssen wir noch arbeiten.“

Während die eingewechselten Akteure und die Spieler, die noch auf der Bank saßen, nach dem Schlusspfiff noch mit Athletiktrainer Sven Schaffrath etwas arbeiteten, ging der Rest der Mannschaft schon in die Regeneration über. Am Sonntag ist frei, und schon am Montag startet die Vorbereitung auf das Halbfinale im FVM-Pokal: Am Mittwoch ist der 1. FC Düren bei Bezirksligist Blau-Weiß Köln zu Gast und peilt mit einem Sieg den Einzug ins Finale an.