1. Sport
  2. Fußball
  3. Bundesliga

Mönchengladbach: Zweitklassige Fehler in „verkehrter Liga”

Mönchengladbach : Zweitklassige Fehler in „verkehrter Liga”

Die Endphase der Saison spült hin und wieder niederländische Journalisten über die Grenze. Auch in der Zweiten Liga, wenn etwa ein Klub wie Borussia Mönchengladbach kurz vor dem Aufstieg steht, nicht nur einen holländischen Trainer, sondern auch noch einige Profi aus dem Heimatland aufweist. „Der Klub spielt eigentlich in der verkehrten Liga”, schwärmte denn auch Roel Brouwers.

Damit meinet der Innenverteidiger allerdings nicht die Leistung beim 2:2 gegen 1860 München. Er beschrieb dem Landsmann das Gesamtpaket Borussia.

Das Ergebnis stellt für die Rückkehr ins Land der Träume eher einen Mini-Schritt dar. Auch wenn der agile Oliver Neuville, zweifacher Torschütze mit einem abgefälschten Freistoß und einem mit Glück verwandeltem Foulelfmeter (18./48.), versicherte: „Wir lassen uns nicht verrückt machen. Wir sind auch nächste Woche noch Erster.” Vier Punkte Vorsprung auf den Zweiten Hoffenheim, noch sechs Zähler Abstand zum ersten Nichtaufstiegsplatz: „Mir ist sch.. egal, wann wir aufsteigen”, beschied der erneut überzeugende Torhüter Christofer Heimeroth.

Kein Rückschlag also, doch die Leistung am Sonntag gab (erneut) Hinweise darauf, dass noch einiges zu tun ist, damit die Erste Liga sich auch als die richtige erweist. Gut 20 Minuten sah es so aus, als wolle Borussia die Löwen abschlachten. Wunderschöne Kombinationen, Torchancen zu zuhauf, aber kein Tor. Die Führung kam eher schnöde daher, als Philipp Tschauner bei Neuvilles indirektem und von der Sechziger-Mauer leicht abgefälschtem Freistoß schwächlich reagierte.

Doch mit dem 1:1 - Antonio di Salvo köpfte nach einem Eckball ungehindert am kurzen Pfosten ein (24.). - war die Herrlichkeit vorbei. Auch wenn Patrick Paauwe, Borussias zweiter Holland-Profi, meinte, „das war die beste Halbzeit dieser Saison”. Doch der Kopf der Gladbacher Mannschaft ist zu entschuldigen, Sauerstoff-Unterversorgung vermag die Wahrnehmung zu trüben: Der Sechser war Opfer der Unzulänglichkeiten seiner Mannschaft. Solange die Kräfte reichten, vermochte er die Löcher im Mittelfeld zu stopfen.

Das macht er mit Routine und Fußballverstand. In Halbzeit 2 aber war Paauwe dabei überfordert, da er gleichzeitig als Stratege dazu auserkoren ist, dem Spiel nach vorne Struktur zu verleihen. „Wir haben ein Problem, wenn der Gegner mit einem offensiven Zehner spielt”, kennt Jos Luhukay das Problem. „Das ist Risiko, aber so spielen wir schon die ganze Saison. Und das werden wir auch im Aufstiegsfall nicht ändern.”

Da Gladbachs Coach aber weder blind noch naiv ist, kann die Lösung nur lauten: bessere Spieler. Vor allem auch schnellere, speziell auf den Außenpositionen der Viererkette. Da spielen Tobias Levels und Alexander Voigt untadelig - für ihre Verhältnisse. Aber die sind (zu) begrenzt. Wenn dann auch noch die Männer offensiven Außenpositionen mal wieder nicht effektiv genug (Marko Marin) oder unverständlich sprunghaft (Marcel Ndjeng) auftreten, kann man Luhukays Urteil nachvollziehen. „Wir hätten mit Glück noch das 3:2 erzielen können. Aber das wäre nicht verdient gewesen.”

Der Coach weiß, dass solche Probleme in Liga 1 sofort bestraft werden. Ironie des Spiels: Beide Gegentreffer hatten mit diesem Manko nichts zu tun: Zuordnungsprobleme beim 1:1, beim 1:2 durch den abgefälschten Göktan-Schuss (45.+1) hätte die Abwehr mehr rausschieben müssen. Das nennt man gemeinhin zweitklassige Fehler.