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Mönchengladbach: „Welcher Gegner wäre denn angenehm?”

Mönchengladbach : „Welcher Gegner wäre denn angenehm?”

Grüne Gummis werden am Samstag im Borussia-Park verteilt. Abstiegsverhütungs-Bändchen sozusagen. Sie sind aus Silikon, grün wie die Hoffnung und die Vereinsfarbe und sollen am Handgelenk getragen werden. 100.000 Stück wollen die Mönchengladbacher Karnevalisten mit dem Aufdruck „Halt Pohl Borussia” verteilen.

Da bekanntlich „nur” 53.000 Zuschauer in den Borussia-Park passen, gibt es die Soli-Geschenke auch beim traditionellen Veilchendienstagumzug „Halt Pohl Borussia”, was in etwa so etwas wie „Halte Borussia die Stange” heißen soll.

Der Treuschwur der Jecken könnte etwas leichter von den Lippen kommen, wenn die Hoffnung Nahrung erhält. Und das möglichst nicht so krumenartig wie gegen Hoffenheim und Bremen. Ein Dreier ist mehr als überfällig, weiß auch Hans Meyer. „Der Druck wächst, je länger wir uns in der Erfolglosigkeit bewegen”, sagt der Gladbacher Trainer.

Die Leichtigkeit des Seins hat der Gegner auch nicht gerade erfunden. Hannover 96 kommt als schwächste Auswärtsmannschaft der Liga daher. Was Meyer indirekt ein Deppen-Duell ausrufen lässt: „Wir sind nach Cottbus die zweitschwächste Heimmannschaft. Es stoßen zwei Extreme aufeinander.”

Das ist Max Eberl extrem egal. All die Vorbehalte seines Trainers, dass Hannover allen Negativ-Statistiken zum Trotz alles andere als ein angenehmer Aufbaugegner ist, lässt der Sportdirektor nicht gelten. „Welcher Gegner wäre denn angenehm?”, fragt der Ex-Profi suggestiv. Und unterstützt die einzig mögliche Antwort mit dem Hinweis: „Uns läuft die Zeit davon.”

Doch Eberl ist optimistisch. „Die Mannschaft hat die richtige Einstellung. Sie weiß, worum es geht.” Aber auch das kann Druck erzeugen, und nicht ohne Grund hofft Hans Meyer, dass angesichts des so wichtigen Spiels für beide Mannschaften „sich kein Krampfspiel entwickelt”.

Zusammengerückt

Hoffnung ziehen die Gladbacher Verantwortlichen daraus, dass die Mannschaft zusammengerückt ist. Taktisch auf dem Spielfeld, was so gerne mit dem Begriff kompakt beschrieben wird. Mental, weil Hans Meyer auch die Erkenntnis vermittelt hat, nur gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. Neue alte Stärke spendeten auch die Fans beim letzten Heimspiel.

Auch wenn das 1:1 der Hoffenheimer in letzter Minute zu verständlichen Lähmungserscheinungen beim kollektiven Unterstützungsakt führte. Auf dieses legale Doping sind die Gladbacher auch am Samstag wieder angewiesen. Um so mehr, als für Hans Meyer völlig klar ist: „Wenn wir es nicht schaffen, zu Hause deutlich mehr zu punkten, wird es am Ende nicht reichen.”

Eine Krisen-Analyse des Gegners verweigert der 66-Jährige. „Das steht mir nicht zu. Wir haben genug mit unseren eigenen Problemen zu tun.” Unter das Schweigegelöbnis fällt allerdings nicht zu erwähnen, „dass, wenn man die Spieler sich anschaut, Hannover schon weiter ist als wir. Sie spielen schon länger zusammen.”

Und großes Lob in einem besonderen Fall will sich Meyer schon gar nicht verkneifen: Mikael Forssell. Der finnische Stürmer bewahrte Borussia bei seiner halbjährigen Stippvisite beinah im Alleingang vor dem Abstieg, als Torschütze und -vorbereiter (Saison 2002/03: 16 Spiele, 7 Tore, 3 Vorlagen).

Doch das allein adelt den ehemaligen England-Profi noch nicht. Als Borussias damaliger Sportdirektor Christian Hochstätter den Risiko-Transfer zur Winterpause realisierte, sei der heute fast 28-Jährige „nach seinem Knorpelschaden nicht gesund” gewesen. „Er hat eine unglaubliche Moral und Klasse bewiesen”, schwärmt der sonst so nüchtern und ernüchternde Meyer.

Inzwischen läuft Forssell wieder rund, Hannover aber geht am Stock. Und den Zustand würde Max Eberl am liebsten noch verschlimmern. „Wenn wir sie schlagen, ziehen wir sie richtig mit rein. Vor allem, wenn man sich mal ihre nächsten sieben Spiele ansieht”: gegen Leverkusen, bei den Bayern, gegen Dortmund, in Hoffenheim, in Bremen, gegen Hertha und beim HSV. Das Szenario ist angerissen, allein die Mönchengladbacher Vorarbeit fehlt - noch.