Cottbus : Verpatztes Jubiläum bringt Heynckes in Bredouille
Cottbus Das verpatzte Jubiläum hat Jupp Heynckes schon wieder in die Bredouille gebracht, Abstiegs-Kontrahent FC Energie dagegen scheint bereit für neue Überraschungen. Trotz einer teuren Frischzellenkur für den „Patienten” Borussia Mönchengladbach in der Winterpause ging der Rückrunden-Auftakt für „Don Jupp” und sein kränkelndes Team total daneben.
„Wenn man das ganze Spiel nimmt, geht der Sieg für Cottbus in Ordnung”, musste Heynckes nach seinem 500. Bundesligaspiel als Trainer eingestehen. Underdog Energie wurde für die neue mutigere Taktik, aber vor allem für leidenschaftlichen Kampf mit einem Tore-Doppelpack von Sergiu Radu und dem am Ende verdienten 3:1 (2:0) belohnt.
Während die Lausitzer vor 13.044 Fans ihren ersten Sieg nach genau drei Monaten und acht vergeblichen Anläufen feiern durften, stürzt der elfte vergebliche Versuch auf einen „Dreier” Heynckes in neue Verlegenheit. Auch Personal-Investitionen von 3,5 Millionen Euro, sieben Testspiel-Siege sowie die Rückkehr der lange verletzten Marcell Jansen und Kasper Bögelund brachten den fünfmaligen Meister nicht zurück in die Erfolgsspur.
„Im gesamten Defensiv-Verhalten haben wir nicht gut gestanden”, monierte Heynckes. Über acht Monate wartet das auswärtsschwächste Team der Liga (2 Punkte) nun auf einen Sieg auf fremdem Platz. Und schon am Dienstag kommt Stuttgart- Bezwinger 1. FC Nürnberg in den Borussia-Park.
Heynckes bat um Geduld für seine Neuzugänge Mikkel Thygesen (Dänemark) im Angriff und Steve Gohouri (Elfenbeinküste) in der Abwehr: „Sie müssen sich erst an das Spieltempo und die Atmosphäre in der Bundesliga gewöhnen.” Nach der schon achten Saison-Auswärtspleite versuchte der Jubilar, alle aufkeimende Hektik zu ersticken: „Ich sage auch heute, wir kommen da raus.” Am Niederrhein wird jedoch bereits heftig darüber spekuliert, wie viele Chancen Heynckes noch bekommt, um die Wende einzuleiten. Sportdirektor Peter Pander stemmte sich in Cottbus den wiederbelebten Gerüchten um den Trainer entgegen: „Es gibt kein Ultimatum.”
Zumindest einmal widersprach Pander aber seinem Coach, der im Offensivspiel besonders in der zweiten Halbzeit „auch viele positive Dinge” gesehen hatte. „Wenn man verliert, ist das kein Fortschritt. Ich habe immer gewarnt: Jeder, der sich von den Testspielen blenden lässt, ist auf der falschen Fährte”, erklärte Pander. Mittelfeldmann Eugen Polanski ergänzte: „In der Vorbereitung gibt es keine Punkte, die Bundesliga ist einfach ein ganz anderes Pflaster.” David Degen, der mit seinem Anschlusstor (79.) nur kurz für Hoffnung gesorgt hatte, forderte alle Kollegen auf: „Jetzt müssen wir erst recht die Ärmel hochkrempeln.”
Nach den Saisontreffern Nummer fünf und sechs des Rumänen Radu (32./39. Minute) machte dessen Landsmann Vlad Munteanu (89.) nach einem Fehlgriff von Gladbachs Schlussmann Kasey Keller den dritten Saison-Heimsieg der Cottbuser perfekt. „Wir haben viel umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben”, betonte Coach Petrik Sander, der seinem Neuzugang Mario Cvitanovic ein gelungenes Bundesliga-Debüt bescheinigte. Vor allem aber Radu, vor der Winterpause oft ins Mittelfeld abgeschoben, blühte als echte zweite Spitze wieder auf. „Das war eine perfekte erste Halbzeit. Mit zwei Stürmern bekommt man einfach mehr Chancen”, erklärte der Doppel-Torschütze.