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Mönchengladbach: Scouting: Einen Flop wie mit Damian Mori soll es nie wieder geben

Mönchengladbach : Scouting: Einen Flop wie mit Damian Mori soll es nie wieder geben

Man kann es sich (zu) leicht machen: Die Winter-Transfers von Borussia waren gut, im Sommer gab´s den Griff in die Sch ... Schließlich bezweifelt trotz der wenigen Punkte inzwischen wohl kein ernstzunehmender Beobachter mehr das Hilfspotenzial des zuvor als Opa verspotteten Tomas Galasek.

Paul Stalteri und Torhüter Logan Bailly haben ihre Qualitäten bereits gezeigt, Dante verletzungsbedingt noch nicht. Eine hundertprozentige Trefferquote also? Die Wirklichkeit entzieht sich häufig pauschalisierenden Urteilen. Einen Dante oder Bailly hätte Borussia auch vor der Saison bereits gerne gehabt. Doch damals waren sie nicht auf dem Markt, und wenn, dann wären sie unbezahlbar gewesen.

Der richtige Mann zur richtigen Zeit: Nicht immer ist das ideal kombinierbar. Teammanager Steffen Korell verdeutlicht, wie die Scoutingmaschinerie für eine vakante Position angeworfen wird. Am Beispiel des rechten Verteidigers, der auch schon unter Jos Luhukay im Fadenkreuz der professionellen Spione stand: Zuerst wird die eigene Jugendabteilung durchforstet, denn Durchlässigkeit von unten nach oben ist eines der Grundprinzipien des Klubs. Abzulesen an Spielern wie etwa Marcell Jansen und Marco Marin.

Gibt es dort keinen Kandidaten, wird der Filter über den deutschen Markt laufen gelassen, als letztes Feld bleibt der internationale Markt. Andreas Beck blieb damals hängen, junger Rechtsverteidiger beim VfB Stuttgart, der ideal alle Vorgaben erfüllte. Kontakte waren da, ein Transfer realistisch - allein Hoffenheim bot wesentlich mehr als Borussia geben wollte oder durfte (3,5 Millionen Euro). Auch der internationale Markt gab nichts her, was Ansprüche und (finanzielle) Wirklichkeit in Einklang bringen konnte. Die Sportliche Leitung entschied sich für die Notlösung Steve Gohouri.

Es gibt objektive Probleme, mit denen sich auf unterschiedlichen Ebenen jeder Klub herumschlagen muss. Auch Bayern München verliert ein Finanz-Duell mit dem FC Chelsea. Hausgemachte Probleme aber sind vermeidbar. Etwa Spieler zu verpflichten, die keiner aus der Späher-Abteilung gesehen hat. Beispiele gibt es bei der Borussia genug. Der spektakulärste Flop war Damian Mori, von dessen Blitztor-Video sich seinerzeit Rolf Rüssmann so blenden ließ, dass er den australischen Stürmer zum Bökelberg holte.

Solche Todsünden sollen mittlerweile ausgeschlossen sein. Seit 20 Monaten ist das Scoutingsystem optimiert, vorher wurden die Kenntnisse oft gar nicht bis spärlich genutzt. Inzwischen gilt: Die Spielphilosophie muss klar sein, das System definiert. Die hauptamtlichen Späher erstellen Listen, die bei Bedarf dann abgearbeitet werden können. Dazu gehört aber auch ein Personal-Scouting: Um den Charakter des Kandidaten kennenzulernen, gibt es Gespräche mit dem Profi, der Scout muss zudem - falls möglich - auch Material zur Persönlichkeit des Spielers beisteuern.

Wesentlich aber ist abseits aller Datenbanken, wie Teammanager Steffen Korell betont, „dass Trainer und Manager den neuen Spieler gesehen haben.” Die Krönung eines Beobachtungsprozesses: Wie etwa in den Fällen Bailly und Dante, die 15 Mal vorher gesichtet worden waren. Die finale Schau übernahmen dann Hans Meyer und Max Eberl. Dann fühlen sich beide für den Transfer verantwortlich, der Spieler ist ein Mann ihres Vertrauens und spürt dies auch.

Die Grundlage aber muss unabhängig sein vom Beziehungsgeflecht des Trainers oder Sportdirektors. Die Scoutingabteilung muss als langfristiges Instrument dem Klub dienen. Doch natürlich setzen Trainer Akzente. Die persönlichen Präferenzen erweitern die Vorgaben auf den Personalbögen der Späher. Etwa wie aktuell der Punkt Liga-Erfahrung. Galasek (36) und Stalteri (31) stehen dafür. Das hängt mit der Not-Situation des Klubs zusammen. Aber auch im Sommer hätte Meyer diese Anforderung den Scouts mit auf die Wege gegeben. Jos Luhukay aber entschied sich für (zu) viele Perspektiv- und Fragezeichenspieler. Die Zeiten waren anders, das Geld ebenfalls - und die Erfahrung.