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Paderborn: „Mit der Taktik geht es überhaupt nicht”

Paderborn : „Mit der Taktik geht es überhaupt nicht”

Christoph Daum lehnte an der Kabinentür und versuchte sich mit einer Zigarette abzuregen. Der Mann war bedient. Dafür hatte Geschäftsführer Michael Meier noch auf der Tribüne klare Worte für das gefunden, was die Profis des 1. FC Köln beim schmeichelhaften 2:2 (1:1) beim Tabellenletzten SC Paderborn gezaubert hatten. „Aus einem solchen Spiel kannst du keinen Optimismus ziehen.”

Entsetzen klang bei diesen Worten mit. Da wusste Meier bereits, dass der FC dank des Augsburger Erfolges über Konkurrent Mainz zumindest bis Sonntag Dritter ist. Aber zu kläglich waren die Bemühungen seiner fürstlich honorierten Angestellten im Hermann-Löns-Stadions gewesen. Kaum eine Handvoll Spielzüge genügte dem eigenen Anspruch. Und am Ende des Abends musste festgestellt werden, dass das Experiment mit Kevin McKenna als Stoßstürmer gescheitert war. Der Manager ging auf Konfliktkurs mit dem Coach. „Mit der Taktik geht es überhaupt nicht”, meinte Meier: „McKenna kann nicht Stürmer spielen.”

Trainer Daum brauchte einige Zeit, um sich wieder zu fassen. Erst nach einem verbalen Scharmützel mit SC Paderborns Pressesprecher Matthias Hack stellte er sich nach der Pressekonferenz den Journalisten. In der üblichen Diktion: „Wir wissen heute noch nicht, ob wir einen Punkt gewonnen oder zwei verloren haben”, sagte er. Doch selbst der 54-Jährige hatte sein Team am Freitag weit unterhalb des Leistungslimits agieren sehen.

Gegen einen SC Paderborn, der über weite Strecken bewies, warum er das Tabellenende ziert, kreierten die Kölner ein Musterbeispiel, wie man einen Gegner wieder aufbaut. Zehn Minuten lang kamen die Gastgeber nicht einmal in FC-Strafraumnähe, und Milivoje Novakovic hatte ein reguläres Tor erzielt, das wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannt wurde (22.). Alles lief für den FC, und Patrick Helmes´ Treffer nach 31 Minuten war nur ein schwacher Ausdruck der technischen, taktischen und individuellen Überlegenheit.

Doch dann geschah, was in diesen Monaten Standard bei dem Elf ist. Vorne hatte Marvin Matip das 2:0 nach einer Ecke auf dem Fuß, Torhüter Carsten Nulle parierte und leitete schnell den Konter ein, den Dragan Bogavac mit dem Ausgleich abschloss (35.). Bei dieser Aktion sah Thomas Broich nicht wirklich gut aus. Durch eine einzige Aktion waren alle Kölner Systeme kollabiert.

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Roda Antar brachte den FC erneut in Führung (51.), diesmal glich Alexander Löbe nach einem Freistoß aus (64.). Der FC wehrte sich nun mit untauglichen Mitteln. Löbe (76.), Jovan Damjanovic (80.) und Sören Halfar (86.) hätten für Paderborn den Sack zumachen können. Praktisch mit Abpfiff rutschte Faryd Mondragon mit beiden Beinen in den durchgebrochenen Löbe. Diese Notbremse übersah Schiedsrichter Christian Schößling. Glück für den FC-Torhüter.

„Wir müssen jetzt nur an das Spiel Dienstag gegen Osnabrück denken”, forderte Daum. Das wird nur ein frommer Wunsch bleiben. Denn die Kluft zwischen Realität und Selbstanspruch wird kontinuierlich größer.