Kommentiert: Die Mischung ist explodiert
Der Zeitpunkt mag etwas überraschend sein, der Vorgang an sich nicht: In Zeiten, in denen ein Ewald Lienen vor vier Spieltagen vor der Entlassung stand, und jetzt als großer Trainer gefeiert wird, kann das Aus für Holger Fach nicht wirklich schocken.
In Zeiten, in denen negative Schlagzeilen Hochkonjunktur haben, sitzen Trainer nur dann fest im Sattel, wenn Niederlagen abgeschafft würden. Nicht nur die Fans machen mit beim Wechselspielchen: Überhöhung und Verteufelung sportlicher Leistungen.
Auch Fußball-Lehrer lassen sich davon anstecken. Fatal, wie im „Fall Holger Fach”: Im Erfolgsfall die Sahne für sich persönlich abzuschöpfen, nach einer Niederlage aber sich nicht vor die Mannschaft zu stellen, ist ein nicht reparabler Fehler. Da hilft auch nicht der Hinweis auf das ach so gute Verhältnis zur Mannschaft.
Im Gegenteil: Die betonte Lockerheit - vom Fußball-Lehrer wohl für ein Zeichen von Souveränität gehalten - überschritt oft die Grenze zur Kumpanei. Das mag in guten Zeiten angenehm sein. In Krisen-Situationen erweist sie sich als Bumerang.
Autorität ist nicht auf Knopfdruck abrufbar. Authentizität ist das Zauberwort, und dafür hat selbst ein intellektuell minderbemittelter Profi ein feines Gespür. Doch all das ist nicht „der” Grund: Es ist ein Teilchen im großen Puzzle, zu dem auch die charakterlichen Defizite Fachs gehören.
Kommt dann noch die Ungeduld eines Präsidiums hinzu, das mit dem wirtschaftlichen Druck des neuen Stadions im Rücken einmal mehr vergisst, dass Fußball nicht am Reißbrett planbar ist, hat man die explosive Mischung, die in Bochum zum Zünden gebracht wurde.
Zu hoffen bleibt nur, dass nicht auch der Sportdirektor von der Ungeduld erfasst wird. Die Position Christian Hochstätters ist durch den Fach-Fall geschwächt. Als erstes könnte sich das bei der Trainersuche niederschlagen.
Das fachfremde Präsidium wird nach den Pleiten mit Lienen und Fach versucht sein, eigene Vorstellungen durchzudrücken. Doch der Klub braucht einen starken Richtliniengeber mit sportlicher Kompetenz . Und die besitzt Hochstätter - trotz der Trainer-Flops.
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