Erfurt : Klitzperas Hand besiegelt die Pleite
Erfurt Obwohl Alemannias Präsident Horst Heinrichs vor dem Anpfiff „ein gutes Gefühl” hatte, blieb er bescheiden: „Mit einem Punkt wäre ich schon zufrieden in Erfurt.” Daraus wurde nichts.
Mit der schwächsten Saisonleistung unterlagen die Aachener den Rot-Weißen 0:1 und ließen wertvolle Punkte auf dem Weg zum Aufstieg unnötigerweise in Thüringen liegen. „Wir müssen das Spiel schnell abhaken und nach vorne schauen. Gegen Oberhausen wird die Mannschaft wieder einen Dreier anpeilen”, sagte Trainer Dieter Hecking.
Geschenke für Willi
Zunächst stand noch einmal Willi Landgraf im Mittelpunkt. Der mit 480 Zweitligaspielen nunmehr alleinige Rekordinhaber wurde vor Spielbeginn mit Geschenken überhäuft.
Der Gastgeber überreichte dem Aachener Abwehrmann ein schwarz-weißes Erfurter Trikot mit der Nummer 480, passend dazu gabs von seinen Mannschaftskollegen ein neues Paar dunkelblaue Fußballschuhe mit silbernen Streifen und zwei Aufschriften: auf der rechten Schlaufe ein langgezogenes „Wiiiilliiiiie”, darunter „Aachen” und „Gütersloh”, auf der rechten „Landgraf” sowie darunter seine beiden übrigen Klubs „Homburg” und „Essen”.
Auch die rund 250 mitgereisten Fans ließen „ihren” Rekordspieler hochleben. Auf einem Riesentransparent war Landgrafs Konterfei erstklassig abgebildet mit dem Spruch „Noch 25 Spiele bis zur 1. Liga.”
Diesem hoffnungsfrohen Wunsch kamen die Alemannen am Abend allerdings keinen Schritt näher. „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ohne Tempo gespielt und viele Unzulänglichkeiten im Passspiel gezeigt”, resümierte Chefcoach Hecking die katastrophalen ersten 45 Minuten.
Statt wie gewohnt mit Forechecking zu agieren, ließen sich die Aachener mehr und mehr den Schneid abkaufen und reagierten nur mit halbem Herzen. Von der Leidenschaft, die den UEFA-Cup-Teilnehmer in den letzten Spielen so ausgezeichnet hatte, war rein gar nichts zu sehen.
„Wir haben es einfach nicht geschafft, unsere Tugenden in das insgesamt schwache Spiel einzubringen”, kommentierte Sportdirektor Jörg Schmadtke.
Blieb es in Halbzeit 1 gegen den zwar aufoperungsvoll kämpfenden, aber spielerisch unterlegenen Aufsteiger immerhin noch bei einer Nullnummer, sollte es sechs Minuten nach der Pause noch schlimmer kommen.
Eine Flanke des Erfurters Markus Kreuz leitete Abwehrchef Klitzpera per Hand zu Torwart Stephan Straub. Mit dem fälligen Strafstoß erlöste Kreuz die Erfurter nach zuletzt 354 torlosen Minuten. Die erste Auswärtspleite der Schwarz-Gelben war perfekt.
„Der Elfer war symptomatisch für unser schwaches Spiel”, blieb Hecking relativ gelassen und ließ keine Interpretationen der spielentscheidenden Szene zu: „Das war ein klares Handspiel.” Allerdings „unabsichtlich” (Klitzpera).
Fast wäre der kollektiv enttäuschenden Hecking-Elf in der Nachspielzeit noch der Ausgleich gelungen. Einen Kopfball von Simon Rolfes wehrte aber Erfurts Torwart René Twardzik glänzend ab, und den anschließenden Eckball verlängerte Aachens Keeper Straub (!) mit dem Rücken knapp neben das RW-Gehäuse.
Selbst zuzuschreiben
„Lauf- und Spielfreude haben uns gefehlt. Nichts gegen die Leistung der Erfurter, aber die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wenn man merkt, dass es nicht so gut läuft, muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein und auf 0:0 spielen”, sagte Dieter Hecking.
Nicht nur der Präsident wäre nach diesen 90 Minuten mit so einem Ergebnis zufrieden gewesen.