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Gelsenkirchen: Holger Fach und seine „grünen Kaninchen”

Gelsenkirchen : Holger Fach und seine „grünen Kaninchen”

Christian Hochstätter steckt immer noch mit einem halben Bein in seiner eigenen Profi-Karriere.

Das zeigt sich nicht nur darin, dass er gerne - soweit es sein Termin-Kalender als Sportdirektor zulässt - am Training seiner Mönchengladbacher Fußballer teilnimmt. Noch deutlicher werden die Restbestände der eigenen Sport-Laufbahn nach Niederlagen nach oben gespült.

Bei besonders „wichtigen” Niederlagen legt er sich schon mal ein kurzzeitiges Schweigegelübde auf. Es gibt aber auch Misserfolge, die ihn „einfärben”. Wie am Samstag nach dem 2:3 auf Schalke.

Mit einer zarten Zornes-Rötung und extrem schmallippig kommentierte er die fast schon traditionell frustigen 90 Minuten seiner Borussen bei den Königsblauen.

Was sein Fußballer-Blut besonders in Wallung brachte, war der ebenso simple wie elementare Unterschied zwischen Verlierern und Gewinnern. „Die Niederlage geht in Ordnung. Die Mannschaft, die läuferisch mehr gebracht hat, hat verdient gewonnen.”

Dem Kapitel „wie verlieren wir auf Schalke” fügten die Niederrhein-Kicker eine neue Seite zu: Zwei eigene Sieg-Vorlagen verplemperten Ziege & Co. mit einer verblüffenden Nonchalance.

Frühes 1:0 in der ersten Halbzeit (Bernd Korzynietz/5.), um dann zurückzufallen in die Kaninchen-Haltung. Und kurz nach der Pause warteten die grünen Angsthasen erneut auf die Reaktion der königs-blauen Schlange. 2:1 durch Oliver Neuville (47.), um wieder in die Angst-Starre zu verfallen.

Beide Male aber verzichteten die Gäste vor dem Ausgleich großzügig darauf, durch einen weiteren Treffer die Schalker Zweifel am eigenen Leistungsvermögen durch einen weiteren Treffer gewinnbringend wachsen zu lassen.

Nach dem 1:0 verzog Neuville (7.), nach dem 2:1 scheiterte Thomas Broich (54.). Bahn frei für Panders Freistoß-Tor (35.) und Varelas 2:2 (59.) und die durch Ebbe Sands 3:2 (66.) gekrönte Aufholjagd, die Manager Rudi Assauer begierig interpretierte: „Die Mannschaft hat Moral und Charakter gezeigt.”

War also die Gladbacher Spielschar unmoralisch und charakterlos? Eher zu friedfertig, wenn man Christian Hochstätter glauben kann. „Das Mittelfeld war nicht aggressiv genug.”

Allerdings war es auch nicht glücklich aufgestellt. In Halbzeit 1 durfte sich trotz der schlechten Erfahrung aus dem Bremen-Spiel Thomas Broich erneut auf der rechten Mittelfeldposition versuchen.

Ein Verdrängungswettbewerb - Marek Heinz spielte für Broich hinter den Spitzen - , der nicht sonderlich förderlich war in puncto Ballsicherung und Defensivarbeit. Die bringt oft unspektakulär Ivo Ulich ein, der sich aber auf der Auswechselbank wiederfand.

Zur Halbzeit revidierte Holger Fach seine Meinung. Heinz raus, Broich hinter den Spitzen, Ulich auf rechts. Sein Sportdirektor fühlte sich ganz im ursprünglichen Sinne seines Trainers bestätigt: „Da hätte Ulich ja seinen Beitrag dazu leisten können.”

Entlastung gab es auch für Christian Ziege. Nicht im Spiel, als er immer wieder durch Varela vor schier unlösbare Probleme gestellt wurde und so mancher ihm eine zweibeinige Absicherung in Form von Bradley Carnell gewünscht hätte.

Wohl aber bei der Schuld-Verteilung. „Als Abwehrspieler siehst du immer alt aus, wenn einer auf dich zugedribbelt kommt und im Rücken läuft dir einer weg”, verteidigte Hochstätter seinen Kapitän.

Und für Trainer Holger Fach sind Tore à la Varela gar gottgegeben. „Dagegen machst du nichts. Gegen so schnelle Spieler wie Varela oder Ewerthon kommt keiner von uns mit. Solche Konter frisst du immer. Viel ärgerlicher ist das 3:2. Das war keine Situation.”

Eher ein geselliges Beisammensein. Marcelo Pletsch, Jeff Strasser und Ziege verliehen Ebbe Sand einen würdigen Rahmen. Und der nutzte diese kollektive Kollegialität zum Entlastungsschuss in eigener und Schalker Sache.