Bochum : Gladbach trifft nur ins falsche Tor
Bochum Es gibt Momente im Leben, da ist nicht nur der Sympathisant von Borussia Mönchengladbach erfreut über ein Erfolgserlebnis seines Vereins. Es sind auch die Menschen angetan, die im Stadion den Blick auf Peter Neururer richten müssen.
Der Hüter der Moral unter Deutschlands Trainern hat die optisch nicht gerade überzeugende Marotte, immer nur nach Niederlagen den Frisör aufzusuchen.
Letztmals war dies Anfang Dezember vergangenen Jahres der Fall, vor nunmehr neuen Spielen. Und die „Matte” wächst weiter. Nach dem 1:0 (0:0)-Duselsieg über eine „bärenstarke” Borussia wird zumindest die Farbe grau auf Neururers Schopf stärker vertreten sein.
In der 88. Minute versenkte Sladan Asanin einen von Delron Buckley getretenen Freistoß hart bedrängt von Peter Madsen ins eigene Tor. „Bitter”, analysierten alle Borussen, und Trainer Holger Fach bemängelte, dass „an der Außenlinie zu viele unnötige Fouls verursacht wurden”.
Als Schiedsrichter Florian Meyer die Partie abpfiff, verstanden die Gladbacher Anhänger die Fußballwelt nicht mehr. Sie hatten eine glänzend auftretende Mannschaft gesehen, die physisch beeindruckte, 90 Minuten konsequent die Bochumer im Spielaufbau störte, taktisch und zeitweise auch spielerisch brillierte.
Entscheidendes Manko neben den Fouls an der Außenbahn: die Chancenverwertung! Dass Rein van Duijnhoven seiner beeindruckenden 744-Minuten Serie ohne Gegentor im Ruhrstadion 90 weitere zufügen konnte, hatte nichts mit seiner Klasse zu tun. Allein mit Borussias Versagen vor dem Tor.
Denn nicht nur auf den Rängen hatten die knapp 10.000 Fans bis zur Schockminute 88 für Heimspiel-Atmosphäre gesorgt, auch auf dem Platz gaben die Gäste den Ton an.
Die Abwehr stand prima, im Mittelfeld wurde zwar manchmal zu langsam reagiert, aber dennoch setzten Hausweiler, Ulich und Demo, der mit Verdacht auf Bänderriss ausschied und am Mittwoch beim Pokalspiel der „Besten im Westen” in Aachen fehlen wird, Impulse. Bochum blieb in dem intensiv geführten Spiel alles schuldig, was die Mannschaft zur Nr. 1 im Revier hat werden lassen.
Nur einmal musste Claus Reitmaier in den ansehnlichen 15 Anfangsminuten der Gastgeber seinen Reflex „auspacken”, als er einen Hinterkopfball von Vahid Hashemian aus kurzer Distanz entschärfte (10.). Ansonsten war er wie schon gegen Hannover dank einer starken Leistung seiner Vorderleute fast beschäftigungslos.
Der Rest des Spiels gehörte Borussia, doch van Dujinhovens Rekord-Marke blieb unberührt, weil Carnell (36./viel zu lässig), Korzynietz per prima aber knapp übers Tor geschossenem Freistoß (40.), Demo (41./mit dem „falschen” Fuß) sowie Strasser per Kopf nach KorzynietzÔ Eckball (42.) Pech hatten oder ihr Unvermögen demonstrierten.
Mit feinstem Forechecking hatten sich die Kicker von Trainer Holger Fach diese Chancen erarbeitet. Auch wenn Hochkaräter nach der Pause nicht mehr zu notieren waren, Gladbach bestimmte Spiel und Tempo, hatte Ball und Gegner unter Kontrolle. Und stand am Ende mit leeren Händen da.
Dabei hätten die Borussen so gerne Peter Neururer nach dessen Moralpredigt beim Wechsel von Ewald Lienen zu Holger Fach zum Frisör geschickt. Gladbachs Trainer setzte zumindest den letzten Treffer: „Heute hat nicht Peter der Große gewonnen sondern Peter der Glückliche.”