Mönchengladbach : Gladbach macht viel Mist beim „Schweine-Spiel”
Mönchengladbach Wozu ist ein Trainer da? Offensichtlich, um Balsam auf die weidwunden Herzen der Fans zu schmieren.
Wie Holger Fach in der Fußball-Bundesliga nach Borussia Mönchengladbachs schmerzhaftem 0:2 gegen Hannover 96. „Ich war 18 Jahre Profi in der Ersten Liga. Solche Schweine-Spiele habe ich zu Dutzenden mitgemacht”, sagte der Coach.
Schön, wenn man einen Trainer hat, den nichts auf der (Fußball-)Welt mehr überraschen kann. Doch ob das dem geneigten Klub-Anhänger genügend Trost ist, ist zumindest zweifelhaft. Denn solch vermeintliche „Schweine-Spiele” können vom Ergebnis nicht unbedingt, vom Inhalt aber schon anders ablaufen.
Das haben auch Menschen erfahren dürfen, die allenfalls auf eine 18-jährige Amateur-Laufbahn zurückblicken können. Die Fach-Männer aber stellten sich beim Unternehmen „Knackt den 96er-Riegel” selten ungeschickt an. In Zeiten, wo der Erz-Rivale aus Köln eine Liga tiefer innerhalb von Sekunden ein 0:2 noch rumreißen kann, schafft es die Borussia noch nicht einmal, in der Schluss-Viertelstunde einen Hauch von Powerplay zu kreieren.
Es ehrt Holger Fach, dass er zumindest öffentlich auf zwei Alibis verzichtete: In seiner Analyse kamen weder die rotgesperrten Oliver Neuville noch Bernd Korzynietz vor. Und auch das von Schiedsrichter Wolfgang Stark fälschlicher Weise außerhalb des Strafraums verlagerte Foul von Nebojsa Krupnikovic an Thomas Broich blieb unbenutzt. „Das war sicher nicht entscheidend. Ich halte nichts davon rumzuweinen, wie das letzte Woche andere getan haben”, kommentierte Fach den verweigerten Elfmeter.
Da für den Fußball-Lehrer die spielerischen Probleme naturgegeben sind, regt er sich lieber über die zwei Gegentore auf. „Wir haben die ganze Woche darüber gesprochen, dass wir ein frühes Gegentor vermeiden wollen. Und dann reklamieren wir bei der ersten Standard-Situation beim Schiedsrichter anstatt weiterzuspielen und kassieren dadurch ein Tor.”
Torhüter Darius Kampa hatte vergeblich versucht, den Unparteiischen von einem Aus-Ball zu überzeugen. Per Mertesacker nutzte dies per Pingpong-Effekt zum 1:0 (17.). Auch beim 2:0 reckte ein Borusse den Arm gen Himmel - als Abseits-Signal. Erstaunlicherweise ein Stürmer, Vaclav Sverkos.
Weniger erstaunlich: Auch diesmal eine falsche Wertung, und so nutzte Cherundolo den Lob von Krupnikovic gegen einen zögerlichen Kampa zum nächsten Treffer. „Wir haben beide Tore selbst gemacht”, knurrte Sportdirektor Christian Hochstätter.
Ja, was hat denn eigentlich Hannover gemacht? Eigentlich nichts, außer zu warten, bis die Borussen patzen. Eine gute Konter-Vorstellung sieht anders aus. Das dürfte aber der heimlichen Genugtuung von Ewald Lienen keinen Abbruch getan zu haben.
„Vielleicht sind einige unserer Spieler verkrampft, weil sie es ihrem ehemaligen Trainer zeigen wollten”, fischte Hochstätter im Mental-Teich, um die Schmach ausgerechnet gegen den Coach zu erklären, den er vor gut einem Jahr gefeuert hat.
Vielleicht aber hat sein aktueller Trainer auch einen Fehler begangen, als er seine Abwehr mit einer Vierer-Kette ausschließlich bestehend aus Hardcore-Verteidigern bestückte. Und das gegen einen Gast, von dem bekannt war, dass er - wenn überhaupt - nur mit einer Spitze auftritt.
Immerhin bewies Fach Lernfähigkeit und nahm Nico van Kerckhoven und Milan Fukal, der obendrein verletzt war, zur Halbzeit zu Gunsten offensivstärkerer „Außenseitern” (Carnell, Amateur Sebsatian Plate) aus dem Spiel. Die Flügel-Probleme aber sind auch hausgemacht:
Wegen der System-Umstellung auf eine Doppelspitze, ließ man Außenstürmer wie Joonas Kolkka und Lawrence Aidoo ziehen. Die sind weg, ebenso wie fataler Weise die mannschaftliche Geschlossenheit, die einst mit individuell limitierterem Personal ein Faust- und Punktepfand der Borussia war.
Ein Tag bleibt, sie bis Dienstag für das Gastspiel beim VfL Bochum aufzustöbern. Vielleicht ist sie beim Umzug in einer Ecke des Bökelbergs vergessen worden. Das Ergebnis der Suche wird erst Dienstag um 21.45 feststehen. Heute aber schon ist die Antwort Holger Fachs bekannt, wenn er nach einer erneuten Niederlage zum Thema Druck befragt wird: „Ich war 18 Jahre Profi in ...”